Verabschiedungen an der Hochschule Nürtingen

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NÜRTINGEN. (üke) Der Semesterbeginn ist immer auch der Zeitpunkt, zu dem die Absolventen der höheren Semester die Hochschule mit dem Examen in der Tasche verlassen. Nach und nach wurden an der Hochschule Nürtingen zu Beginn des Sommersemesters die Absolventen verabschiedet. Vor Kurzem sagte der Fachbereich 2 den Absolventen der Studiengänge Agrarwirtschaft, Volkswirtschaft und Internationales Management „Lebe wohl“.

Den Festvortrag „Macht Not erfinderisch? Wirtschaftskultur im deutschen Südwesten“ hielt Prof. Dr. Hans-Georg Wehling, Politikwissenschaftler der Universität Tübingen. Er beschrieb, wie aus dem bitterarmen, bäuerlichen Land in weniger als einem Jahrhundert eine global verflochtene Industrie- und Dienstleistungsregion geworden ist. Deren wichtigster Rohstoff sei die Bildung. Sie präge die Einstellungen der Menschen, zusammen mit der historisch gewachsenen Wirtschaftskultur. Deren Wurzeln erklärte Wehling mit Hilfe der bekannten Sprichwörter „Not lehrt beten“, „Not macht findig“ und „Not macht erfinderisch“. Letzteres hielt er für irreführend: „Not macht nur findig, nicht erfinderisch“. Denn Erfindung gelinge erst bei Muße. So sei die Uhren- und Spielzeugindustrie im Schwarzwald auf Freizeitbeschäftigungen reicher Bauern zurück zu führen, die von unterbäuerlichen Schichten zur Serienreife gebracht und schon im 18. Jahrhundert weltweit vermarktet worden waren. Die Traditionen reichten bis in die Gegenwart, etwa zum Europapark Rust.
In der Absolventenrede schauten die frisch gebackenen Diplom-Volkswirte (FH) Gunther Deuber und Markus Kreutzer auf auf vier Jahre Studium der Volkswirtschaftslehre zurück. Unter dem Titel „Theoretisch ist alles ganz einfach - praktische Erfahrungen in Nürtingen“ schilderten sie weit mehr als nur ihre Erlebnisse im Studium. An der Hochschule Nürtingen schätzten sie neben der Verbindung zwischen Theorie und Praxis vor allem die persönlichen Kontakte zwischen Studierenden und Lehrenden, „das eigentlich Salz in der Studiums-Suppe“ und in allen Studiengängen „fast schon gelebte Kultur“. Die Hochschule könne sich daher selbstbewusst den Herausforderungen der Hochschulreform stellen, die tiefgreifende Umwälzungen mit sich brächten. Dabei sollten sich gerade auch die Ehemaligen konstruktiv einbringen.
Die zwei Jung-Volkswirte gehörten zu den 10 Absolventinnen und Absolventen, die für besondere Leistungen im Studium durch Preise ausgezeichnet wurden. Die Preise wurden von der Wirtschaft und vom Hochschulbund Nürtingen/Geislingen gestiftet und verliehen. Im Studiengang Volkswirtschaftslehre kamen die Wirtschaftspreise von Economic Research bei DaimlerChrysler, im Studiengang Internationales Management von Metabo, im Studiengang Agrarwirtschaft von der BayWa, dem Württembergischern Genossenschaftsverband, der Vereinigten Hagelversicherung, dem Verband der Agrargewerblichen Wirtschaft und Ehrensenator Rainer Haag.
Verabschiedet wurden aus allen Studiengängen zusammen 47 Absolventinnen und Absolventen. Die meisten davon holten sich ihre Urkunde persönlich ab, begleitet von Familienangehörigen und Freunden. Für den feierlichen Rahmen sorgten die Kreuzkirche und die Musikgruppe "Hansi in der Bücherei" - A Capella aus Wutöschingen, in der Hansjörg Stoll, ein aktueller Absolvent des Studiengangs Agrarwirtschaft, mitwirkt.