US-Studierende bleiben in Nürtingen

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Foto (Rampf): Erin van Leer betreute als internationale Praktikantin bei Rampf die „Wangener Maschinentage“. Inzwischen arbeitet sie festangestellt in dem Grafenberger Unternehmen.

- Nach Studium und Praktikum eine neue Heimat gefunden -

NÜRTINGEN. (üke). Die Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen (HfWU) hat weltweit rund 50 Partnerhochschulen. Rund 200 Studierende schickt die Hochschule pro Semester ins Ausland. In der Regel verbringen sie ein Jahr fern der Heimat. Ganz oben auf der Wunschliste vieler steht die California State University Fullerton vor den Toren von Los Angeles. Dort locken hervorragende Studienbedingungen, der Pazifik vor der Tür und der Glamourfaktor der südkalifornischen Metropole. Das Hauptproblem der internationalen Beziehungen der HfWU ist allerdings, im Gegenzug internationale Studierende nach Nürtingen zu locken. Doch die HfWU wird immer attraktiver für die Studierenden aus den USA, Australien und vielen anderen Ländern.

Die HfWU hat vor Jahren ein Programm aufgelegt, das den akademischen Studienaufenthalt an der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt mit einem Praktikum koppelt. Und dieses Paket wird für Studierende auch aus Übersee immer interessanter. Zwar kennt kaum jemand die Stadt am Neckar aber Namen wie Boss, Bosch, Mercedes, Porsche aber auch Metabo stehen weltweit für deutsche Qualität und Innovationskraft. Mit ihrer Lage in der wirtschaftsstärksten Region Europas, kann die Hochschule punkten. Die Mischung macht´s: Klangvolle Marken und Konzerne aber auch international erfolgreiche Mittelständler. Erin van Leer weiß genau dies zu schätzen: Im September 2011 kam die junge Amerikanerin aus Fullerton nach Nürtingen. Hier besuchte sie Vorlesungen, die hauptsächlich in englischer Sprache angeboten werden. Im März letzten Jahres hängte sie dann ein sechsmonatiges Praktikum bei der Grafenberger Firma Rampf an. Dort hatten bereits zuvor internationale Studierende praktische Erfahrung gesammelt, die vom International Office der HfWU vermittelt wurden. Das Unternehmen schätzt die Sprachkenntnisse der Muttersprachler und deren internationalen Hintergrund. Im Falle von Erin van Leer wurde sogar noch mehr daraus: Sie war zwischenzeitlich nach Kalifornien zurückgekehrt und schloss dort ihr Studium in International Business ab. Seit dieser Woche ist sie nun zurück im kalten Schwabenland. Dem sonnigen Kalifornien hat sie erst mal den Rücken gekehrt und tritt bei Rampf ihre erste Stelle an. „Erin war während Ihres Praktikums sehr engagiert und motiviert. Sie hat unsere Erwartungen weit übertroffen“, lobt Nicole Luttenberger, die Marketingleiterin der Rampf-Holding. Und Michael Rampf, geschäftsführender Gesellschafter der Rampf Holding betont, „für uns zählt die Praxis und das Fachwissen. Die Herkunft der Bewerber spielt für uns keine Rolle. Den Kontakt zur Hochschule wissen wir dabei sehr zu schätzen."

Alyssa Twitchell ist nach ihrem Austauschstudium auch wieder nach Nürtingen zurückgekehrt. Ein Praktikum bei Bosch lockte sie zurück Auch sie plant, für die nächsten Jahre Deutschlands Südwesten gegen Kaliforniens Süden einzutauschen. Seit einem Semester studiert sie wieder: Den internationalen Masterstudiengang International Finance an der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt. Sie wird nicht die einzige bleiben: Für dieses Jahr werden zwei weitere Studierende aus Fullerton erwartet, die diesen Studiengang komplett bis zum Abschluss absolvieren wollen. „Wir werden immer attraktiver für unsere Partner aus Übersee. Die Mischung aus englischem Lehrangebot und die Praktika machen den Unterschied. Wir stellen uns auf die Bedürfnisse unserer Partner ein und das zahlt sich jetzt aus“. Professor Dr. Iris Ramme, die Direktorin für Internationalen Hochschulangelegenheiten der HfWU sieht dies vor allem als Vorteil für die deutschen Studierenden: Internationale Studierende an der HfWU bringen den deutschen Studierenden im Gegenzug einen Studienplatz im Ausland.

Erin van Leer und Alyssa Twitchell sehen Nürtingen inzwischen schon als ihre zweite Heimat. Bei Erin half die Schule: Ihre Lieblingslehrerin war ihre Deutschlehrerin. Sie weckte das Interesse an der deutschen Kultur und Sprache. Beides ist ihr nun wohl vertraut. Bei Alyssa war das anders: Als sie in Nürtingen ankam tendierten ihre Deutschkenntnisse gegen Null. „Ich wusste nicht einmal wie man auf Deutsch „Hallo“ sagt“. Das ist nun anders. Noch vor ihrem Bosch-Praktikum besuchte sie Deutsch-Intensivkurse. Heute ist die Sprache kein Problem mehr. Trotzdem geht die junge Amerikanerin nicht den leichten Weg: Sie arbeitet immer noch als Werkstudentin bei Bosch und besucht daneben an der HfWU dreizehn Vorlesungen. Alyssa Twitchell genießt ihr Leben in Deutschland. Sie mag die Landschaft, die Leute und alles, was das Land bietet. Nach dem Studium will sie hier arbeiten und weiter Fuß fassen. Trotzdem, sie wird eines Tages zurückkehren: „Ich vermisse meine Familie und Freunde. Deutschland ist meine zweite Heimat, aber meine große Liebe ist Kalifornien“.

Gerhard Schmücker

Nürtingen, 29.01.2013