Urlauber statt Patient - 1. Gesundheitstourismus-Kongress

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- kritische Bestandsaufnahme des Branchensegments beim „1. Gesundheitstourismus-Kongress“ der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt (HfWU) in Geislingen (Steige) -

NÜRTINGEN. (hfwu) Gesundheitsorientierte Angebote sollten der Tourismusbranche neuen Aufwind verschaffen. Diese Hoffnung hat sich nicht erfüllt. Ein Grund dafür: Ein Großteil der Gesundheitsurlauber will nicht als Patient wahrgenommen werden. Dies ist ein Ergebnis des „1. Gesundheitstourismus-Kongress“, der jetzt in Geislingen stattfand. Veranstaltet wurde die Tagung von der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt (HfWU) und den Marktforschungsunternehmen Trendsope und INNCH.

Der Gesundheitstourismus hat sich in den vergangenen Jahren zu einem der wichtigsten Hoffnungsträger der deutschen Tourismuswirtschaft entwickelt. An kein anderes touristisches Segment werden derzeit größere wirtschaftliche Erwartungen geknüpft. Doch die Nachfrage nach den Angeboten von Hotels, Tourismusorganisationen oder Kliniken bleibt bisher hinter den Erwartungen zurück. Die Ursachen dafür haben die Veranstalter des „1. Gesundheitstourismus-Kongress“ in den vergangenen Monaten in umfangreichen Studien untersucht. Mehr als hundert Teilnehmer kamen jetzt in Geislingen an die HfWU, um sich über die neuen Studienergebnisse und eine optimierte kundenorientierte Vermarktung gesundheitstouristischer Angebote auszutauschen.

Eine tiefenpsychologische Typisierung von Gesundheitstouristen, die INNCH-Geschäftsführer Michael Schütz vorstellte, und eine von HfWU-Prof. Dr. Horst Blumenstock und Trendsope-Chef Dr. Dennis Hürten präsentierte Bestandsanalyse des Gesundheitstourismus legen nach Ansicht der Experten eine grundlegend veränderte Herangehensweise im Umgang mit dem Segment Gesundheitstourismus nahe. Denn die bisherigen Angebote sprechen nur die Hälfte der potenziellen Nachfrager an, da eine Vielzahl von Angeboten ausschließlich auf Patienten zugeschnitten ist. Vermarktet würden diese Angebote aber an selbstzahlende Urlauber, so die Analyse der Referenten. Die Urlauber fühlten sich von solchen indikationsorientierten Angeboten nicht angesprochen. Das Gegenteil sei sogar der Fall. Die oftmals gezeigte Ärzteschar macht eher Angst als Lust. Das Fazit der Experten: Der Gesundheitstourismusmarkt funktioniert anders als bislang angenommen und erfordert eine veränderte Weiterentwicklung, Kommunikation und Vertriebsstrategie gesundheitstouristischer Angebote. Hier gelte es weiter anzusetzen und die gewonnenen Erkenntnisse in die Praxis umzusetzen.

 

 

Udo Renner, 4.12.2012