Untersuchung belegt: Streuobstwiesen im Land sind gefährdet

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Ein Teil der Studierenden und Prof. Dr. Christian Küpfer im Gespräch mit Staatssekretärin Friedlinde Gurr-Hirsch und Geschäftsführer Dieter Burkhardt.

Ein Teil der Studierenden und Prof. Dr. Christian Küpfer im Gespräch mit Staatssekretärin Friedlinde Gurr-Hirsch und Geschäftsführer Dieter Burkhardt.

- Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen legt Studie vor -


Die Streuobstwiesen in Baden-Württemberg sind gefährdet. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen (HfWU), deren Zwischenergebnis am Mittwoch in Unterböhringen in Anwesenheit von Friedlinde Gurr-Hirsch, Staatssekretärin im Ministerium für Ernährung und ländlichen Raum, vorgestellt wurde.


Das Projekt „Streuobstwiesen - Kulturlandschaft mit Zukunft“ war im Frühling gestartet worden. Mit Unterstützung der Laichinger Firma „Burkhardt Fruchtsäfte“, die als großer regionaler Saftproduzent ein großes Interesse am Fortbestand der Streuobstwiesen hat, begannen Studierende der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen (HfWU) mit der Kartierung der Streuobstwiesen im Land.

Untersucht wurden neun Gebiete am südlichen Oberrhein, am Albtrauf sowie in der Region Stuttgart, insgesamt 300 Hektar mit rund 21 000 Bäumen und fast 1600 Parzellen. Dies sind 0,2 Prozent des Streuobstbestandes des Landes. Das „durchaus repräsentative“ Ergebnis dieser Untersuchungen stellten Projektleiter Professor Dr. Christian Küpfer und die Studierenden am Mittwoch im Rahmen einer Pressekonferenz in Unterböhringen und damit mitten in einem EU-zertifizierten Streuobstwiesen-Gebiet vor. „Das Nutzungsinteresse an Streuobstwiesen ist gering und die Rahmenbedingen sind ungünstig“, berichtete Küpfer. Landesweit dominiere mit zwei Dritteln der Apfel, während Zwetschge, Birne und Kirsche jeweils nur zehn Prozent der Bestände ausmachten, so Küpfer. Am Albtrauf gebe es mehr Zwetschgen, während in den wärmeren Regionen um Stuttgart und am Oberrhein vermehrt Kirschen vorkämen.

Ein großes Problem sei, dass auf einem Drittel der untersuchten Parzellen absterbende Bäume nicht mehr ersetzt würden. „Dann überaltern dort die Bestände und werden zwangsläufig kleiner“, warnte der Professor, „denn auf 35 Prozent der kartierten Parzellen haben mehr als die Hälfte der Bäume Pflege nötig.“

Christian Küpfer stellte fest, dass „die ökologisch bedeutsamen Obstwiesen nach und nach weniger werden und aus der Landschaft verschwinden“, weil auch das Interesse der Wiesenbesitzer an einer Nutzung der Bäume nachlasse. „Sinnvoll ist es daher, sich auf bestandserhaltende Maßnahmen in großen, zusammenhängenden Streuobstbeständen in Hanglagen zu konzentrieren“, schlug der Hochschul-Professor als erste Reaktion auf die Untersuchung vor.

Möglich geworden ist diese Studie durch die Public Private Partnership (ppp) zwischen der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen (HfWU) und Burkhardt Fruchtsäfte. „Hier kann man deutlich sehen, wie sich die Zusammenarbeit zwischen Forschung und Unternehmen gegenseitig befruchten“, sagte Professor Dr. Willfried Nobel, Dekan der HfWU. Er machte deutlich, dass diese Form der Kooperation an der Hochschule Zukunft habe. „Es ist hervorragend, wenn Studierende wissenschaftlich betreut Fragen der Praxis bearbeiten können und das Ergebnis bedeutsam für ein Unternehmen ist.“

Dieter Burkhardt, dessen Laichinger Firma Burkhardt Fruchtsäfte die Untersuchung unterstützt,  wies auf die Bedeutung der Streuobstwiesen für die Saftproduzenten hin. Seine Firma sammle das Streuobst in einem Umkreis von 150 Kilometern um Laichingen ein und verarbeite pro Jahr zirka 12 000 Tonnen Streuobst für Bio-Apfelsäfte. „Daher unterstützen wir die Untersuchungen mit Fachwissen und auch die Obsterzeuger mit höheren Preisen.“ Dieter Burkhardt forderte: „Die Streuobstwiesen gehören zu unserem Land, sie dürfen daher nicht einfach verschwinden.“