Übergabe des Rektoramts: "Lassen Sie uns gemeinsam Hochschule sein"

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Foto (HfWU/Renner): Kein Stab, aber eine Amtskette wechselt den Träger. Professor Dr. Werner Ziegler (links) übergibt Rektoramt und Würde an Professor Dr. Andreas Frey.

- Amtsübergabe: Professor Dr. Andreas Frey übernimmt Rektorat der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt -

NÜRTINGEN (hfwu). Die Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen (HfWU) hat nun endgültig einen neuen Rektor. Rund 300 Gäste aus Politik, Wirtschaft und Kultur nahmen an der feierlichen Übergabe des Rektoramtes in der Nürtinger Stadthalle K3N teil. Frey war im April als Nachfolger von Professor Dr. Werner Ziegler zum neuen Rektor der HfWU gewählt worden.

Moderiert vom Hochschulratsvorsitzenden Jürgen Hilse und musikalisch begleitet von Jasmin Kolberg (Marimaphon) und Ulrich Schlumberger (Akkordeon), bereitete die HfWU ihrem alten und neuen Rektor einen großen Bahnhof. Ziegler bedankte sich für die große Unterstützung, die er von allen Seiten erfahren habe: Seitens des Hochschulrates, der beiden Hochschulstädte und auch des Ministeriums. Er sei stolz auf das Erreichte, vor allem auf den unglaublichen Teamgeist, der an „seiner“ Hochschule herrsche. Ein Geist, der sich durch alle Gremien und Gruppen zieht: Professoren, Mitarbeiter und Studierende gleichermaßen. Ein zufriedener Ex-Rektor, der auf ein wohlbestelltes Haus blickt, so vollzog Ziegler die Stabsübergabe. Allerdings, er machte keinen Hehl daraus: „Es gab eine Frustquelle erster Güte. Und die hieß und heißt Bauen“. Es sei ihm nicht gelungen, nach sechs Jahre Rektorat in eine Baugrube zu blicken. Wenigsten sei vieles auf den Weg gebracht, „Wir hinterlassen hier Baustellen im wahrsten Sinne des Wortes“. Besonders bedeutsam sei für ihn, dass die HfWU von externer Seite das Prädikat „Hochschule im Dialog“ verliehen bekam. Das letzte Rektorat habe versucht im Dialog mit den Gremien die notwendigen Entscheidungen zu treffen: „Mag dieser Weg der langsamere, der anstrengendere, der umständlichere sein, es ist der nachhaltig erfolgreichere!“ So wie die HfWU für eine Nachhaltige Entwicklung stehe: „Dieses Profil passt, es ist stimmig, weder populistisch noch modernistisch und – es wird mit Leben erfüllt“. Professor Dr. Ziegler überreichte im Anschluss als letzte Amtshandlung die Amtskette des Rektors an seinen Nachfolger Professor Dr. Andreas Frey. Er gab ihm seine besten Wünsche „für dieses anstrengende aber auch so erfüllende Amt“ mit auf den Weg.

Zuvor hatte Dr. Simone Schwanitz, Ministerialdirektorin im Wissenschaftsministerium bescheinigt, dass er die Hochschule hervorragend aufgestellt habe. Er habe das strategischen Forschungs- und Lehrprofil der Hochschule im Bereich der Nachhaltigkeit gestärkt und die HfWU mit beeindruckenden kommunikativen Kompetenzen und dem Blick für das Wesentliche geführt: „Ihre Erfolgsbilanz ist beachtlich“. Dem neuen Rektor Frey wünschte Schwanitz, dass er die ausgezeichnete Position der HfWU nicht nur zu erhalten, sondern weiter auszubauen werde. Sie freue sich darüber dass es gelungen sei, für diese Position einen Wissenschaftler zu gewinnen, der Erfahrung und Kompetenz im Hochschulmanagement und in internationalen Hochschulbeziehungen besitzt.

Der Vorsitzende der Rektorenkonferenz der Hochschulen für Angewandte Wissenschaft, Professor Dr. Bastian Kaiser, lobte Ziegler für dessen Fähigkeit, Entscheidungen ihr Konfliktpotential zu nehmen und immer die Sache im Blick zu haben. Bürgermeisterin Claudia Grau überbrachte die Glückwünsche beider HfWU-Hochschulstädte. Sie dankte für die dialogorientierte Zusammenarbeit mit Dr. Ziegler und versicherte dessen Nachfolger weiterhin die Partnerschaft der Städte. „Wir werden weiter Ihr Partner sein“. Sie sei froh, dass mit den geplanten Bauvorhaben der Hochschulstandort Nürtingen gestärkt werde.

Rektor Freys erster Dank galt dann auch seinem Vorgänger. Er sei als erster externer Rektor der HfWU herzlich und mit offenen Armen empfangen worden. Diese positive Grundstimmung sei das Verdienst seines Vorgängers. Er werde alles daran setzen, dass dies zum Wohle der Hochschule so bleibt. Eine Hochschule, die von Menschen gelebt werde, die sich für ihre Hochschule einsetzen: „Von Menschen, die für die Studierenden da sind und dies auch spürbar erleben lassen. Von Menschen, in denen viel Potenzial steckt und die für Veränderungen offen sind“.

Mit dem Motto „Wir müssen Hochschule sein!“ appellierte Frey an die Veränderungsbereitschaft der Hochschule. Darin steckt für den neuen HfWU Rektor die Bereitschaft zur Bewegung. Die Hochschule sei im Bereich Studium und Lehre gut aufgestellt, sehr viel sei erreicht worden. Trotzdem müsse sich die HfWU bewegen und nachlegen. Es gelte sich neuen Zielgruppen zu öffnen. Der demographische Wandel sorge dafür, dass es bald weniger klassische Studierende geben werde. Die Antwort seien flexible Studienprogramme, die auch in Teilzeit zu absolvieren sind. Auch noch mehr internationale Studierende müssten den Weg an die HfWU finden. Nur mit mehr internationalen Fach- und Führungskräften könne unser Land die Herausforderungen der Zukunft meistern. Die Voraussetzung an der HfWU müsse ein durchgängiges englischsprachiges Lehrangebot sein. Davon profitierten auch jene Studierenden, die nicht ins Ausland können und trotzdem internationale Fertigkeiten benötigen. Mehr internationale Studierende werden auch das Stadtbild der Standorte verändern, es wird interkultureller werden.

Frey will sich als Rektor vor allem um den massiven Ausbau der Forschung an der HfWU kümmern. Nur mit der entsprechenden Forschungsleistung könne die Hochschule weitere Masterstudiengänge entwickeln. Generell müssten die Masterstudiengang mit Forschung unterfüttert werden. Allein werde dies der Hochschule nicht gelingen. Frey richtete den Appell an das zuständige Ministerium, die notwendigen Freiräume für Forschung zu schaffen. Auch die Unternehmen der Region müssten die HfWU darin unterstützen. Es sei für die Hochschule für Wirtschaft und Umwelt ungleich schwieriger als für technische Hochschulen, an Drittmittelprojekte aus der Wirtschaft und der Industrie zu kommen. Freys Amtsvorgänger Professor Dr. Werner Ziegler hatte in seiner Rede zuvor die HfWU als den Partner für die regionale mittelständische Wirtschaft bezeichnet, wenn es um die angewandte Forschung geht. Ziegler. Der neue Rektor will jedoch nicht nur fordern, sondern mit konkreten Angeboten an die Partner aus der Wirtschaft in Vorlage gehen: Als ersten Fingerzeig für den Aufbruch in die neuen Forschungsgebiete der HfWU nannte Frey zum einen ein geplantes empirisches Sozialforschungslabor. Zum anderen sollten alle Forschungsinstitute der Hochschule unter einem Dach gebündelt werden, um näher an den Bedürfnissen von Industrie und Wirtschaft zu sein. Für diese Zielgruppe will Frey auch in die Weiterbildung investieren. Auch hier sucht Frey die Unterstützung anderer: Die Unternehmen müssten die Angebote mit Freistellungen ermöglichen, die beiden Städte mit zusätzlichen Übernachtungsmöglichkeiten reagieren. Gespräche habe er bereits geführt. 

Als dritte Herausforderung für die Hochschule für Wirtschaft und Umwelt nennt Frey das gesellschaftliche Engagement. Die Hochschule müsse neben ihren Veranstaltungen und kulturellen Aktivitäten die Erkenntnisse der Hochschule insbesondere aus dem Bereich der Nachhaltigkeit in die Gesellschaft tragen und sie daran teilhaben lassen. Gerade die beiden Hochschulstädte würden davon profitieren. Nürtingen und Geislingen sollten ebenso ein Teil des Bekenntnisses „Wir sind Hochschule“ sein. Das verlange auch Verständnis und Unterstützung der Bevölkerung. Er forderte eine Willkommenskultur für die Studierenden, die nicht als Belastung sondern als Bereicherung hin zu interkulturellem studentischem Leben verstanden werden sollten. Die Hochschule biete enorme Potenziale. Die Öffnung für neue Zielgruppen, Stärkung der Forschung und gesellschaftliches Engagement seien, so Frey, die Ziele, die er mit den Partnern aus Wirtschaft und Gesellschaft gemeinsam angehen wolle.

Gerhard Schmücker

Nürtingen, 31.10.2013