Talente-Kolleg mit Berater-Legende

Published at |

Prof. Dr. Herbert Henzler

Prof. Dr. Herbert Henzler mit den Stipendiaten Julius Carle (links) und Steffen Grimske.

- Kolleg „Digitalisierung und Führung“ an der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt (HfWU) mit Berater-Legende Prof. Dr. Herbert Henzler -

NÜRTINGEN (hfwu). “Digitalisierung und Führung“ lautete der Titel des ersten „Henzler-Kollegs“ an der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen (HfWU). Ausgewählte Studierende diskutierten mit Berater-Legende Prof. Dr. Herbert Henzler worauf es in disruptiven Zeiten ankommt bei der Unternehmensführung.

Als Belohnung ein Reiskorn auf dem ersten und jeweils die doppelte Menge auf dem nächsten Schachfeld. Dem König war nicht klar, auf welch exorbitantes Geschenk er sich da für seinen Untertan eingelassen hatte. „Bei der Digitalisierung werden viele Firmen in die zweite Hälfte der Schachfelder stolpern“, so die Vorhersage von Herbert Henzler – und sich mit Veränderungen in einem bisher nicht vorstellbaren Ausmaß konfrontiert sehen. Panikmache ist nicht die Sache des ehemalige Deutschland-Chefs der Unternehmensberatung McKinsey. Umso bemerkenswerter der drastische Vergleich des 77-Jährigen.

Die mit exponentieller Wucht auf die Wirtschaft zurollende Digitalisierung wird auch die Führung in Unternehmen verändern. Wie genau, darum ging es bei dem Kolleg mit ausgewählten Studierenden an der HfWU in Nürtingen. Die Teilnehmer waren von ihren Professoren, den jeweiligen Studiengangleitern, vorgeschlagen worden. Zum Programm gehörten Impulsvorträge von den HfWU-Professoren Dr. Sebastian Fiedler, Dr. Stefan Detscher und von Professor Dr. Simon Leonhard von der University of South Australia, der zurzeit Gast in Nürtingen ist. Workshops und „Speed-Datings“, persönliche Gespräche der Studierenden mit Henzler, rundeten das Programm ab.

„Die Unternehmen werden signifikant kleiner werden“, prophezeite Henzler mit Blick auf die großen Konzerne. Es werde noch mehr Auslagerungen geben, was man heute schon an der zunehmenden Bedeutung der Influenzer sehen könne. Softwarebasierte Prozesse gewännen weiter an Bedeutung und der Lebenszyklus von Firmen werde kürzer. Dies sind für den Unternehmensberater die Grundlinien der künftigen Entwicklung. An die Adresse der heutigen Studierenden heißt das: „Ihr werdet euch selbst immer wieder sehr schnell obsolet machen werden.“ Gleichzeitig sind damit auch viele faszinierende neue berufliche Entwicklungsmöglichkeiten verbunden, ist Henzler überzeugt. Die Talentierten, die, die Verantwortung für diese Zukunft bereit sind zu übernehmen, die möchte Henzler fördern. „Die Besten haben eine Lokomotiv-Funktion“. In diesem Sinne seien Eliten nach wie vor wichtig. Zumal aus der Politik zu wenig Orientierung komme. Das bemängelten viele aus der jüngeren Generation zurecht.

Ein nach Henzler benanntes und von seiner Stiftung finanziertes Stipendium fördert an der HfWU mit jährlich 10.000 Euro den Auslandsaufenthalt von Studierenden. Die diesjährigen Stipendiaten erhielten im Rahmen des Kollegs ihre Urkunden. Julius Carle, HfWU-Masterstudent im Studiengang International Finance, ermöglicht die Förderung ein Studienjahr an der britischen University of Exiter und damit einen Doppelabschluss an beiden Hochschulen. Der Automobilwirtschaftsstudent Steffen Grimske nutzt das Stipendium für ein Semester an der Škoda Auto University und HfWU-Partnerhochschule im tschechischen Mladá Boleslav. Beide qualifizierten sich für das Stipendium nicht nur durch hervorragende Noten, sondern auch durch ihr soziales Engagement.

Manche Unternehmen befinden sich bereits auf der zweiten Schachbretthälfte, anderen steht die immense Dynamisierung infolge der Digitalisierung noch bevor. Darin waren sich die Referenten und Henzler einig. Für den nach wie vor umtriebigen Berater und gefragten Experten kein Grund den Kopf in den Sand zu stecken. Unsichere Zeiten kennt er, nicht zuletzt aus der ganz persönlichen Erfahrung als Kind direkt nach dem Krieg. Genauso geprägt habe ihn aber die unerschütterliche Zuversichtlichkeit seiner Mutter. Und insbesondere auch diese ist es, die er den Studierenden mitgeben will: „Ich bin der ewige Optimist“.