Tag der Automobilwirtschaft / Kongress mit Rekordbeteiligung

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Prof. Dr. Willi Diez (rechts) im Gespräch mit dem Audi-Vorstandsvorsitzenden Rupert Stadler.

Audi-Chef setzt auf neuen Kleinwagen

GEISLINGEN. (ab) Audi-Chef Rupert Stadler ist davon überzeugt, dass der neue Kleinwagen A1, der im Jahr 2009 in Produktion geht, zu einem Erfolg werden wird: „Wir gehen davon aus, jährlich 80.000 bis 100.000 Einheiten verkaufen zu können“, erklärte er beim 8. Tag der Automobilwirtschaft an der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt (HfWU) in Geislingen.

Keine Sorgen macht sich der Vorstandsvorsitzende der Audi AG im Hinblick auf das Geschäftsjahr 2007: Der Abschluss des 12. Rekordjahres für den Autobauer aus Ingolstadt stehe bevor. Das junge, sportliche Audi-Image sei hervorragend und für die Zukunft sollen 600 Akademiker eingestellt werden. Dennoch sind die Ziele für das Unternehmen hoch gesteckt: Bis zum Jahr 2015 wolle Audi zum erfolgreichsten Premiumhersteller weltweit werden: „Sie müssen permanent einen Zahn zulegen“, sagte Stadler. Stadlers Bekenntnis zum Standort Deutschland war eindeutig, auch wenn Indien und China als künftige Wachstumsmärkte erobert werden sollen. Dafür ist ihm jeder seiner 52.000 Mitarbeiter wichtig. „Die Menschen sind die treibende Kraft für die Weiterentwicklung des Unternehmens.“ Dass für den Erfolg auch die Umwelttechnik eine enorme Rolle spielt, ist Stadler mehr als bewusst, und er verkündete: „Wir werden in den nächsten Jahren den saubersten Diesel auf den Markt bringen.“Der achte Tag der Automobilwirtschaft hat Spitzenmanager aus der Branche nach Geislingen gelockt. Mit 470 Teilnehmern konnten die Veranstalter des Instituts für Automobilwirtschaft an der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen (HfWU) eine neue Rekordbeteiligung verzeichnen. Der Rektor der Hochschule, Professor Dr. Werner Ziegler, ernannte bei der Eröffnung der Veranstaltung in Anbetracht der hochkarätigen Vertreter aus der Automobilbranche Geislingen zur  Hauptstadt automobilwirtschaftlicher Forschung und Lehre. Wenn der Leiter des Instituts für Automobilwirtschaft (IFA), Prof. Dr. Willi Diez, rufe, komme die Branchenspitze nach Geislingen.  Der Präsident des Zentralverbandes des Deutschen Kraftfahrzeuggewerbes (ZDK), Robert Rademacher, äußerte sich klar zum Tagesthema „Die Automobilwirtschaft im Spannungsfeld zwischen Premium- und Massenmarkt“. Sein Appell an die Premiumhersteller: „Sie müssen neue Absatzmärkte erschließen“, und er ergänzte: „Premium und Nachlass passen nicht zusammen.“ Rademacher machte deutlich, dass Spitzenklasse nicht zu Schleuderpreisen zu bekommen sei. Im Übrigen sehe er das laufende Geschäftsjahr für die Branche nicht ohne Sorge.Der Chef der Mercedes-Vertriebsorganisation Deutschland (MBVD), Peter Alexander Trettin, der um die gleichen Käufer wie sein Wettbewerber aus Ingolstadt buhlt, setzt auf höchste Kundenzufriedenheit  im Premiumsegment. Dies will er mit Wertschätzung erreichen. Das Produkt und der Service müssen als Pflichtangebot perfekt sein. Als Kürprogramm beschrieb er die Arbeitsprozesse und die Mitarbeiter: „Das ganze System muss erkennen, dass es dem Kunden dient.“ Trettin schloss nicht aus, dass es im kommenden Jahr zu einer weiteren Straffung des Mercedes-Vertriebsnetzes kommen werde. Die Zukunft des Automobilhandels und -Vertriebs beleuchteten drei Spezialisten mit kurzen Referaten und einer Diskussion, die von Prof. Dr. Stefan Reindl (IFA) moderiert wurde. So will Ludwig Willisch, Leiter Region Deutschland der BWW Group, auch künftig auf seine 18 werkseigene BMW-Niederlassungen setzen, die im Durchschnitt eine höhere Marktausschöpfung als die BMW-Händler erreichen würden. Er betonte, dass diese Niederlassungen durchaus profitabel mit einer Umsatzrendite von über einem Prozent arbeiten würden. Für den Geschäftsführer des größten VW-, Audi- und Porsche-Händlers in Deutschland MAHAG, Thomas Werthmann, ist die Markenexklusivität ein wichtiger Renditefaktor. Die Automobilhandelsgruppe, die mit 2000 Mitarbeitern an 60 Standorten in Deutschland jährlich 23.000 Neu- und 20.000 Gebrauchtfahrzeuge verschiedener Hersteller verkauft, will ihre Mehrmarkenbetriebe bis 2010 schließen. Aufgrund der wachsenden Modellpaletten sind größere Ausstellungsflächen  unabdingbar und außerdem sei die Profitabilität in exklusiven Autohäusern höher als in Mehrmarkenbetrieben. Jens Werner, der Europa-Präsident der Penske Automotive Group, plädierte für professionelles Management bis ins kleinste Detail. Die Automobilhandelsgruppe verkauft weltweit 40 verschiedene Automarken an 311 Standorten. „Für Nachlässigkeiten im Kostenmanagement ist hier kein Platz“, sagte er deutlich. Mit Blick auf den deutschen Markt erklärte, dieser sei nicht besser oder schlechter als der amerikanische Automobilmarkt. Jeder Markt habe Stärke und Schwächen. Entscheidend sei es, die Unternehmensstrategie auf eine möglichst hohe Kundenzufriedenheit auszurichten.Am Nachmittag sprach Wolfgang Dürheimer,  Porsche-Vorstandsmitglied für Forschung und Entwicklung, über die CO2-Effizienz. Hier seien klare gesetzliche und steuerliche Rahmenbedingungen gefordert. Dabei müsse jeder seinen Beitrag leisten. Eine hohe Verantwortung liege aber bei den Automobilherstellern.  Porsche plädiere eindeutig für einen gestaffelten CO2-Grenzwert, abhängig von der durchschnittlichen Motorleistung. „130g/Km, wie es die EU-Kommission vorsieht, ist für Porsche nicht machbar.“ Wenn er die Leistung in Verbindung mit der Emission setze, seien die Porschemotoren sehr effizient. Auf die Frage nach einem Porsche-Diesel-Motor wollte sich Dürheimer nicht eindeutig festlegen. Bisher hätten Gründe dagegen gesprochen, aber das Thema stehe noch in diesem Jahr auf der Agenda im Porsche-Vorstand.Den Abschluss des Tages bildete der Vortrag von Bernhard Mattes, Vorsitzender der Geschäftsführung der Ford Werke GmbH. Seine Aussichten für den Automobilstandort Deutschland waren positiv. Der Hersteller von jährlich 800.000 gefertigten Fahrzeugen in Deutschland fürchtet sich nicht vor Billigmarken. Ford setze auf qualitativ hochwertige Modelle. Das Ziel einer nachhaltigen Mobilität möchte er mit neuen Techniken und alternativen Antrieben erreichen, diese würden aber derzeit vom Markt nicht bezahlt. Für das kommende Jahr ist er sich mit den anderen Referenten einig, dass der Markt kaum wachsen werde. Dennoch sieht er für seine Marke positiv in die Zukunft, da Ford zahlreiche neue Produkte einführen werde.