Studium generale an der HfWU - Energiesparen verursacht keine Kosten

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NÜRTINGEN (pm) In der Umwelt- und Energiepolitik hat zwar ein grundsätzliches Umdenken stattgefunden, warum dennoch Effizienztechniken nicht häufiger genutzt werden, war Thema zum Auftakt der öffentlichen Studium-generale-Reihe der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt (HfWU) in Nürtingen. „Energiesparendes Bauen“ und worauf es bei der energetischen Sanierung von Gebäuden ankommt, erklärte Prof. Dr. Claus Kahlert aus Tübingen.

Heizkosten sparen und damit auch das Klima schonen – selten gehen ökonomischer und ökologischer Nutzen so sehr Hand in Hand wie beim energieeffizienten Bauen, das in diesem Semester Thema der öffentlichen Reihe des Studium generale an der HfWU ist. Prof. Dr. Claus Kahlert eröffnete vor knapp 50 Zuhörern die Reihe und konstatierte einleitend einen „Paradigmenwechsel“ in der Umwelt- und Energiepolitik: Nachdem sich die Förderung jahrelang auf alternativer Energieträger konzentriert habe, setze man nun auf die Förderung der Energieeffizienz.

 

Der promovierte Physiker, der vor knapp 30 Jahren ein Ingenieurbüro für Energieberatung in Tübingen gegründet hat, sieht in einer strategischen Bewirtschaftung des Gebäudebestands eine Schlüsselaufgabe der nächsten Jahre: „Durchschnittliche 15 Liter Erdöl pro Quadratmeter benötigen wir derzeit, um unsere Gebäude zu heizen. Durch eine konsequente energetische Sanierung im Bestand könnten 90 Prozent dieses Verbrauchs und der damit verbundenen derzeitigen CO2-Emissionen eingespart werden – und zwar ohne jegliche Einbußen an Komfort“, so Kahlert.

 

Der Trick ist ebenso schlicht wie genial: man muss die Häuser einfach warm einpacken – und zwar dicht. Dämmung, Luftdichtigkeit und kontrollierte Lüftung mit Wärmerückgewinnung sind die drei bautechnischen Komponenten, die den Einsatz an Primärenergie wirksam reduzieren. Während das Aufbringen von Dämmung den meisten einleuchtet, gibt es gegen die geforderte Luftdichtigkeit noch oft Bedenken. Zu Unrecht, so der Referent, denn Dichtigkeit sei nicht nur aus Gründen der Energieeinsparung, sondern in erster Linie aus Gründen der Bauschadensvorsorge und der Wohlqualität unabdingbar. Selbstverständlich sei ein ausreichender Luftwechsel erforderlich – der aber müsse kontrolliert über eine Lüftungsanlage und nicht unkontrolliert über Undichtigkeiten erfolgen.

 

Angesichts des beeindruckenden Einsparungspotenzials drängt sich die Frage auf, warum solche Effizienztechniken am Bau nicht viel häufiger zum Einsatz kommen. Kahlert verortete die Ursachen vornehmlich im emotionalen und sozialen Bereich. Immer noch würden wir von „Energiesparen“ reden und damit „Verzicht“ suggerieren, wo es doch eigentlich darum gehe, Effizienz zu steigern. Eine energetische Sanierung nach dem beschriebenen Standard könne sich angesichts steigender Energiepreise und günstiger Kredite innerhalb von vier bis zehn Jahren amortisieren. Damit Menschen und Institutionen sich vermehrt auf solche Investitionen einlassen, braucht es vor allem Vertrauen. Vertrauen darauf, dass die Maßnahmen sich rentieren und Vertrauen darauf, dass jede Anstrengung, die wir heute unternehmen, den Klimawandel bremst.

 

Warum jeder Einzelne aufgefordert ist, solche Verantwortung für die Zukunft zu übernehmen, darum wird es im zweiten Teil der Reihe gehen: Am Mittwoch, den 26. November spricht Dr. Georg Mildenberger über das Thema „Warum ich? Verantwortung, Gerechtigkeit und gutes Leben“ (HfWU Altbau, Neckarsteige, Gebäude KII, Heinz-Dieter Keller Hörsaal (Nr.111), 19:30 Uhr).

 

Das Thema Energie, insbesondere die Energieeffizienz, steht am 13. November von 13 bis 18 Uhr auch beim Energietag in Geislingen im Mittelpunkt. Und am 5. Dezember geht es von 14 bis 17:30 Uhr in Nürtingen beim Umwelttag um das Thema „Sonne, Pflanzen, Wasser, Wind – wie sichern wir die Energiezukunft?“