Schuldenkrise wegen zu wenig Nachhaltigkeit

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Bild (HfWU/C. Stehr): Die Leiter des Campus of Finance an der HfWU, links, Professor Dr. Kurt M. Maier und rechts, Professor Dr. Peter Steinbrenner mit ihrem Gast Uto Baader.

- Zehnjähriges Jubiläum des Campus of Finance an der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen (HfWU) -

NÜRTINGEN. Anlässlich des 10-jährigen Jubiläums des MBA-Studienganges „Management and Finance/Real Estate“ veranstaltete das Institut für Finanzmanagement an der HfWU in Nürtingen ein exklusives Kamingespräch. „Zehn Jahre Erfahrung in der berufsbegleitenden MBA-Weiterbildung am Campus of Finance der HfWU sind sowohl für die Studierenden und Absolventen als auch für die Veranstalter wahrlich ein Grund zum Feiern“, meint Professor Dr. Kurt M. Maier, Studiendekan des MBA-Studienganges. Eingeladen waren die Studierenden, Ehemaligen und Dozenten der berufsbegleitenden Studienprogramme sowie Freunde und Gäste des Campus of Finance. 

Uto Baader, Vorstandvorsitzender und Gründer der Baader Bank AG war der Referent des Abends und ist einer der führenden Investmentbanker Deutschlands. Der studierte Volkswirt bezog zu der Staatsschuldenkrise und ihren Folgen kritisch Stellung. Er prangerte die mangelnde Nachhaltigkeit politischen Handels an. Bereits bei der Einführung des Euros vor zehn Jahren sei bei einiger Ländern getrickst und getäuscht worden, um die Beitrittskriterien zu erfüllen. Außerdem hätten die Politiker versagt, weil sie falsche Anreize setzten: So hätten sie Staatsanleihen das Gütesiegel „risikolos“ verpasst und damit Banken dazu motiviert, ihre Gelder in diesen Wertpapieren anzulegen, für die sie kein Eigenkapital vorhalten mussten. Ihre Vorzugsstellung bei der Beschaffung von Kapital nutzten die Staaten zur Aufnahme von Krediten. Damit finanzierten sie jedoch nicht immer nachhaltige, in die Zukunft gerichtete Investitionen, sondern Konsum- und Sozialausgaben. Erst die funktionierenden Finanzmärkte hätten die Konsequenzen der hohen Verschuldung der Staaten aufgedeckt. 

Streng ging Baader auch mit der Europäischen Zentralbank (EZB) ins Gericht. Dabei zog der Banker Parallelen zu den Ursachen der Hyperinflation des Jahres 1923. Bereits Anfang der 20er Jahre habe der damalige Präsident der Reichsbank von Havenstein, die Reichstagsabgeordneten erfolglos beschworen, ihn nicht zum Ankauf von Reichsanleihen zu zwingen. „Ich bezweifle, dass es der EZB gelingt, die durch Staatsanleihekäufe freigesetzte Liquidität einzusammeln, wenn die Güternachfrage anspringt. Vorboten von Hyperinflationen sind stets steigende Gold- und Immobilienpreise.“ 

Während die Amerikaner durch die große Weltwirtschaftskrise 1929 geprägt seien, sei Deutschlands Trauma die Inflation. Die deutschen Vertreter im Zentralbankrat der EZB hätten auch gegen die Geldpolitik der Mehrheit rebelliert, aber zu sehr im Stillen. Anstelle des zurückgetretenen Präsidenten der Deutschen Bundesbank Axel Weber ist nun ein Italiener Zentralbankpräsident geworden, sein Stellvertreter ist ein Portugiese. Für den Posten des Chefvolkswirts Jürgen Stark, der sein Amt zum Jahresende niederlegt, ist ein Franzose vorgesehen.

Die Akteure auf den Finanzmärkten seien, so fasste Baader seine Ausführungen zusammen, dann die Gegner und zugleich Kontrolleure der Politiker, wenn diese eklatant gegen die Gesetze des Marktes verstoßen. Kurzfristigen, nur sich an den Ergebnissen der nächsten Wahl orientierenden Politikern fehlt es zwangläufig an der erforderlichen Weitsicht.

Es sei deshalb auch falsch und dumm, die Märkte, die eine nachhaltige Finanzpolitik einfordern, zu verteufeln. Rettung erhofft sich Baader nicht durch die auf den Regierungsgipfeln beschlossenen Maßnahmen, sondern über den IWF von den Gläubigern der hochverschuldeten Staaten, die kein Interesse daran haben könnten, dass ihre Forderungen wertlos werden.

Die Ausführungen des Investmentbankers zeigten deutlich, dass wahre Nachhaltigkeit nicht zum Modewort verkommen darf, sondern gerade im Finanzwesen und an den Finanzmärkten gelebt wird. „Der Campus of Finance und unsere MBA-Studiengänge orientieren sich seit langem an dem Prinzip der Nachhaltigkeit.“, stellt Prof. Dr. Peter Steinbrenner, Direktor des Instituts für Finanzmanagement an der HfWU fest. Zum 10jährigen Jubiläum wird das Institut im kommenden Jahr 2012 im Rahmen mehrerer Veranstaltungen sowohl aktuelle finanzwirtschaftliche Herausforderungen diskutieren als auch Möglichkeiten einer qualifizierten beruflichen Weiterbildung thematisieren. Nähere Informationen sind unter www.campus-of-finance.de zu erfahren.

Nürtingen, 16.12.2011