Raumnot an der Hochschule: Es tut sich was!

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- Der HfWU fehlen Flächen – Politik „möchte etwas tun“

 

NÜRTINGEN. (üke) 4000 Studierende meldete die Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen (HfWU) für das laufende Wintersemester. Seit Jahrzehnten wächst die HfWU kontinuierlich. Die Raumausstattung konnte damit nicht Schritt halten. Im Gegenteil: Erst jüngst meldete Hochschulrektor Prof. Dr. Werner Ziegler einen Fehlbedarf von 1855 Quadratmetern, doch Baumaßnahmen scheitern seit Jahren am fehlenden Geld. Jetzt scheint Bewegung in die Sache zu kommen.

 

Rektor Mändle, Rektor Fischer und nun Rektor Ziegler: Alle drei Chefs der HfWU bemühen sich seit Jahrzehnten um neue Gebäude für den Hochschulstandort Nürtingen. Der sogenannte Neubau in der Braike wurde 1985 eingeweiht. Er war damals als „erster Bauabschnitt“ vorgesehen. Zu dem geplanten zweiten Bau kam es dann aber nie. Seiher bemüht sich die HfWU mit Anmietungen über die Runde zu kommen und meldet Jahr für Jahr steigende Studierendenzahlen und fehlende Flächen für Lehre und Forschung. Seitens der Politik wurden die Rufe aus Nürtingen allenfalls zur Kenntnis genommen. Seit einigen Monaten wird der Fehlbedarf nun auch offiziell anerkannt: 1855 Quadratmeter fehlen der Hochschule.

Am Freitag letzter Woche kam nun Bewegung in die Sache: Vertreter des Wissenschaftsministeriums, des Finanzministeriums  und des Landesbetriebes Vermögen und Bau kamen nach Nürtingen, um die Raumsituation der HfWU zu durchleuchten. Die Fakten liegen auf dem Tisch: Die wirtschaftswissenschaftlichen Studiengänge befinden sich derzeit in einem angemieteten Gebäude der ehemaligen Strickwarenfabrik Hauber in der Sigmaringer Straße. Das Gebäude ist in jeder Beziehung nicht mehr für den Hochschulbetrieb geeignet. „Wir haben einen sehr verständnisvollen Vermieter, der bereit ist, in den Ausbau und die Sanierung des Gebäudes zu investieren“, betont Hochschulrektor Dr. Ziegler. Dazu braucht der Eigentümer jedoch Planungssicherheit seitens des Landes. Dazu kommt: Die fehlenden Flächen wären damit immer noch nicht ausgeglichen. Ein zusätzlicher Neubau in der Braike ist gemäß den Anforderungen der Hochschule aber nicht finanzierbar. Bleibt nur noch das Altbauareal in der Innenstadt. Die Hochschule braucht Beides: Den Ausbau in der Sigmaringer Straße und zusätzliche Flächen.

Es klemmt und brennt vor allem in der Braike: Bibliothek und das IT-Zentrum platzen aus allen Nähten und können als zentrale Serviceeinrichtungen die Anforderungen von Studierenden und Professoren nur mit größter Mühe erfüllen. Beide Hochschuleinrichtungen sollen nun in einen neuen Anbau in die Innenstadt umziehen. Das landeseigene Gelände hinter dem Altbauareal an der Heilig-Kreuzstraße ist derzeit alles, nur nicht das Schmuckstück der Hochschule. Hier soll ein repräsentatives Gebäude entstehen, das künftig Bibliothek und Informationszentrum beherbergt. Das alles kostet Geld, aber die beiden zuständigen Ministerien sehen Handlungsbedarf und wollen, so der Wortlaut, „in Nürtingen etwas tun“. Als Ergebnis der Besprechung ist nun der Landesbetrieb Vermögen und Bau aufgefordert, alle Möglichkeiten zu prüfen, die das Altbauareal bietet und die Pläne zu konkretisieren. Rektor Ziegler sieht eine einmalige Chance: „Wir würden zurückkehren in die Innenstadt, die Studierenden würden im Herzen der Stadt konzentriert und wir könnten in der Stadt einen städtebaulichen Akzent setzen. Wir wären die einzige Hochschule im Land, die sich nicht auf der grünen Wiese sondern in der Innenstadt erweitert: Dort wo sie hingehört“. In der Braike würden Flächen frei, die die Hochschule dringend braucht, um die planerischen Ingenieurstudiengänge  weiterzuentwickeln. Mit den Baumaßnahmen steht nicht weniger als die Zukunftsfähigkeit der HfWU auf dem Spiel. „Seit Jahren legen wir beste Rankingergebnisse vor, wir sollen international erfolgreich sein und Spitzenleistungen in Lehre und Forschung erreichen. Das ist uns bislang auch gelungen, aber mit der derzeitigen Raumausstattung werden wir diesem Anspruch und den Erwartungen unserer Studierenden nicht länger gerecht“.  Die einzige Kategorie, für die die HfWU in den Hochschulbewertungen regelmäßig gerügt und bemängelt wird, ist, wenn wundert´s: Die Gebäude- und Raumausstattung!

Entschieden ist damit noch lange nichts: Jetzt geht es um viele Detailfragen, um den Denkmalschutz  und vor allem um das Geld. Es geht auch um den politischen Willen, den Bekenntnissen, dass das Wissen der einzige Rohstoff unseres Landes sei, in Bezug auf die HfWU auch entsprechende Taten folgen zu lassen.

Nürtingen, 24.01.2010

Gerhard Schmücker