Produktive interkulturelle Energien – deutsch-japanische Summer School

Published at |

Die verschiedenen Teams präsentierten zum Abschluss der Summer School ihre Forschungsergebnisse. (Foto: HfWUrilling)

Teil der Summer School war auch eine Exkursion auf den Hohenneuffen. (Foto: HfWUrilling)

- erste deutsch-japanische Summer School an der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen (HfWU); Vergleich der Märkte für erneuerbare Energien -

NÜRTINGEN. (hfwu). Aktueller konnte das Thema kaum sein: Die Transformation des Energiemarkts und die wachsende Bedeutung der Erneuerbaren. Beides stand im Fokus der ersten deutsch-japanischen Summer School an der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen (HfWU). Zu lernen und zu erfahren gab es für die deutschen und japanischen Studierenden noch einiges mehr als nur ökonomische Zusammenhänge. 

Vier Studierende von der HfWU in Nürtingen, vier von der Universität Hohenheim, acht von der Ritsumeikan University in Kyoto. Unterschiedliche Kenntnisse in Sachen Energiemärkte, andere Energiemärkte und Strukturen im jeweiligen Land und nicht zuletzt die verschiedenen Kulturen. Es war auch ein Experiment, ob die Studierenden bei der ersten deutsch-japanischen Summer School mit diesen unterschiedlichen Startpositionen zu einer produktiven Gruppe zusammenfinden würden. „Wir waren überrascht, wie schnell eine entspannte Atmosphäre und ein produktives Miteinander entstanden ist“, blickt HfWU-Professor Dr. Carsten Herbes auf das zweiwöchige Projekt zurück. „Die Chemie stimmte“, sagt auch Prof. Dr. Jörg Raupach-Sumiya von der Ritsumeikan University.

Die beiden Energiemarkt-Experten hatten das Konzept für die Summer School „Sustainable Energy Futures“ gemeinsam mit HfWU-Mitarbeiter Benedikt Rilling entwickelt. Auf dem Studienprogramm standen die Analyse der verschiedenen Energiemärkte, Akteure und Sichtweisen auf erneuerbare Energien, die Anwendung von wissenschaftlichen Methoden und auch der Blick auf interkulturelle Differenzen zwischen den beiden Ländern.

Neu für die japanischen Studierenden war, dass auf dem deutschen Energiemarkt auch Stadtwerke und Genossenschaften eine wichtige Rolle spielen. Ein weiterer zentraler Unterschied der beiden Länder besteht in der Marktreife, so Carsten Herbes, also wie lange das Thema erneuerbare Energien und damit verbundene Produkte überhaupt schon ein allgemeines Verbraucher-Thema sind. Mit ihrer Analyse der Webseiten von Marktakteuren konnten die Studierenden zeigen, wie sich dies konkret in den Präsentationen und im Informationsangebot der Marktakteure widerspiegelt. In Deutschland sind die Menschen länger mit dem Thema vertraut und vergleichsweise gut informiert. Das Marketing und eine entsprechende Bebilderung setzt daher tendenziell mehr auf Emotionalität. In Japan stehen mehr grundlegende Information und Wissensvermittlung im Mittelpunkt. Bei den Internetauftritten der japanischen Unternehmen sind entsprechend mehr Zahlen und Fakten zu finden. Aber auch kulturelle Unterschiede spielen eine Rolle. Anders als in Deutschland ist in Japan der Comic eine Darstellungsform mit der sich selbstverständlich auch Erwachsene identifizieren. Entsprechend häufig ist er als Kommunikationsmittel bei japanischen Energieunternehmen zu finden, so gut wie gar nicht bei den deutschen.

Neben diesem Forschungsprojekt stand noch einiges mehr auf dem Programm, darunter eine „Kultur Ralley“, ein Workshop zu interkulturellem Management, ein Besuch des Landtags in Stuttgart, Exkursionen zum Hohenneuffen, nach Strasbourg und München sowie eine nach Tübingen, mit der Vorstellung der Maßnahmen der Uni-Stadt zum Ausbau erneuerbarer Energien.

„Spannend fand ich vor allem die unterschiedlichen Perspektiven auf das Thema, die die verschiedenen Lehrenden geboten haben“, so das Resümee von Teilnehmerin Janie Towa Sakihama. Fast noch mehr begeistern konnte sich die Studentin, die zuhause auch Intercultural Studis studiert, dafür, zum ersten Mal seit Ausbruch der Corona-Pandemie konkret im persönlichen Austausch mit Studierenden aus einem anderen Kulturkreis zu sein. Für das kommende Frühjahr ist die Folgeveranstaltung der von der Baden-Württemberg-Stiftung geförderten Summer School geplant. Dann an der Ritsumeikan University in Japan.