Mobilität beginnt im Kopf

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- Vortrag von Smart Vertriebschef während der Geis-linger Hochschultage-
GEISLINGEN. (üke) Der Strukturwandel in der Automobilindustrie ist nicht beendet. In den nächsten Jahren wird sich die Zahl der Automobilhersteller weiter konzentrieren, vor allem in Deutschland wird es weniger KfZ-Händler geben und die Erwartungen der Fahrzeugkäufer setzen die Hersteller kräftig unter Druck. Es bleibt spannend für die Branche. Klaus Fricke, Leiter Vertrieb der smart Micro Compact Car GmbH, war als Redner zu Gast bei den 6. Geislinger Hochschultagen. Rund 160 Zuhörer erlebten an der Fachhochschule Nürtingen einen spannenden Abend über die kommenden Trends in der wichtigsten Industriebranche der Bundesrepublik.

Das Produkt seines eigenen Hauses, der Kleinwagen smart, spielte zunächst in Frickes Vortrag keine Rolle. Den Trends in der Automobilindustrie galt zunächst sein Augenmerk. Auf dem heißumkämpften Automarkt ist der Kunde längst König. 15 Millionen PKW stehen weltweit derzeit auf Halde und die Werke der Hersteller sind nur zu 70% ausgelastet. Ein Szenario, in dem das Verhalten der Kunden die Hersteller in einen Preiskrieg zwingt: zum Vorteil der Kunden. Gefahren sieht Fricke darin, dass der ständige Kostendruck die Autounternehmen zu einer Plattformformstrategie treibt, durch die die einzelnen Marken immer mehr verwässert werden. Erfolgreich würden in der Zukunft nur die Hersteller sein, denen es gelingt Kunden, spezielle Zielruppen, an ihre Marken zu binden. Die Zahl der Produktionsstätten sei in einem solchen Szenario eher sekundär.
Innerhalb der nächsten 10 Jahre werden laut Fricke noch sieben selbständige Automobilhersteller übrigbleiben, die dann Autos aller Art herstellen: Vom Van bis zum Cabrio. In Europa, Japan und den USA werden diese Hersteller nur wenig Wachstumschancen haben. Anders dagegen in Lateinamerika, China, im pazifischen Raum und Osteuropa. Hier liegen die neuen Absatzchancen. In Europa und den anderen klassischen Märkten habe das Thema Ökologie an Bedeutung verloren. Autokäufer achten heutzutage auf andere Werte, auch wenn Fricke andere Zeiten anbrechen sieht. Die Autoindustrie wird wieder in die Umwelt investieren müssen, weil die Politik dies fordert. "Mobilität wird wieder teuer werden", so Fricke. Die Kunden selbst sind dafür weniger verantwortlich. Deren Werte haben sich nachhaltig verändert. Der Indivdualismus der Medien-, Freizeit und Spassgesellschaft schlägt sich auch im Autokauf wieder. Emotionen spielen hier die Hauptrolle. Die Autobesitzer von heute wollen mit ihrem fahrbaren Untersatz nicht zeigen was man hat, sondern was man ist. Das Auto ist das Spiegelbild des Lebensstils.
Die automobile Zukunft für die Hersteller liegt in der Luxusklasse und bei den unteren Fahrzeugsegmenten, Für die Mittelklassewagen wird der Markt in Zukunft eng. Genau in diese Entwicklung passt der smart, der vieldiskutierte Kleinwagen, dessen Rolle Fricke vor dem hintergrund seines geschilderten Situationsberichtes beleuchtete. Das Jahr habe nicht gut begonnen für den kleinsten Spross der Daimler Familie. Allerdings habe sich der Auftragseingang nun eingependelt und das Ziel von 80.000 produzierten Wagen sei für das laufende Jahr erreichbar. Auch die öffentliche Meinung zum smart habe sich verändert. Das Auto passe in die Zeit. Der automobile Gesamtmarkt habe sich nur um 4,9% erhöht, das Volumen im unteren Segment dagegen um 49%. Der smart habe an dieser Entwicklung einen großen Anteil. Fricke ist um die Zukunft seines Produktes nicht bang. Er geht davon aus, das dieses Marktsegment weiter an Beliebtheit zunimmt. Der smart verkörpere alles an Werten, die die moderne Gesellschaft ausmachen. Schon heute sind es die Trendsetter, die den smart kaufen: Hoher Bildungsstand, innovativ, extrovertiert und am Design orientiert. Schon jetzt zeichne sich jedoch ab, dass der smart ein Auto für alle wird.
Der Vortrag von Klaus Fricke fand ein interessiertes Publikum. Professor Dr. Willi Diez, Leiter des Instituts für Automobilwirtschaft an der Fachhochschule Nürtingen, der die Veranstaltung leitete, stellte fest, dass die Hälfte der Besucher von ausserhalb der Hochschule stammten. Damit ist ein Ziel der Geislinger Hochschultage erreicht: Den vier Veranstaltern, der Stadt Geislingen, der Fachhochschule Nürtingen, dem Hochschulbund und der Kreissparkasse Göppingen ist es gelungen, die Verbindung zwischen Hochschule und Öffentlichkeit herzustellen. Die 6. Geislinger Hochschultage sind Teil der Veranstaltungen zum 50-jährigen Jubiläum der Fachhochschule Nürtingen.