Mit der Zauberformel des ‚Marketing’ den Gummibärchen auf der Spur

Published at
Professor Dr. Iris Ramme in Action!

Professor Dr. Iris Ramme in Action!


- ‚Haribo macht Kinder froh!’ Oder: Wie schaffen es die Gummibärchen, in euren Mund zu kommen? - Zweite Vorlesung der Kinderhochschule -
NÜRTINGEN. (sys) Am Beispiel der Goldbären lüftete Professor Dr. Iris Ramme während der Nürtinger Kinderhochschule das Geheimnis des Marketings. Humorvoll und lebendig erklärte sie den jungen Zuhörern, was sich hinter den „Vier P’s“, der Zauberformel der Marketing-Fachleute, verbirgt.

Die Kinderredakteurin dieser Vorlesung heißt Sarah Yasmin Schneider und ist 11 Jahre alt. Sie besucht die 5. Klasse des Nürtinger Hölderlin-Gymnasiums.
Wie schaffen es die Haribo-Bärchen, in unseren Mund zu kommen? Dazu muss man wissen, wie ‚Haribo’ überhaupt entstanden ist. Der Name ‚Haribo’ setzt sich zusammen aus den Anfangsbuchstaben des Namens und Geburtsortes von HAns RIegel, der 1893 in BOnn geboren wurde. 1920 gründete dieser Hans Riegel das Unternehmen, das 1930 bereits 160 Mitarbeiter hatte. Ein paar Jahre später wurde der bekannte Slogan ‚Haribo macht Kinder froh’ entwickelt. Der Zusatz: “…und Erwachsene ebenso, “ sollte dann auch Erwachsene dazu bringen, die Goldbärchen zu essen. Seit 1991 arbeitet ‚Haribo’ mit Thomas Gottschalk zusammen und vor drei Jahren feierten die Goldbären ihren 80. Geburtstag. Selbst in Amerika gibt es die Goldbären, und der Grund, dass es die Goldbären so erfolgreich schaffen, in unseren Mund zu kommen, ist gutes Marketing mit der Zauberformel der vier „P´s“. Sie stehen für die englischen Bezeichnungen product (Produkt), place (Ort), price (Preis) und promotion (Werbung).
Bei dem ersten ‚P’ wie ‚Produkt’ geht es darum, welche Produkte man verkaufen möchte, welche Zutaten verwendet werden und welche Sorten es geben soll.
Es gibt rote Goldbären, die nach Himbeeren schmecken. Grüne Bären, die nach Erdbeeren schmecken; Erdbeeren sind in der Natur zwar rot und nicht grün, da die Farbe rot aber schon für den Himbeergeschmack genommen wurde, entschied man sich hier für die Farbe grün. Die gelben Bären schmecken nach Zitrone, die weißen nach Ananas und die orangenen Bären schmecken nach Orange. Für jeden Geschmack gibt es eine Sorte und man kann so mehr verkaufen.
Mit dem zweiten ’P’ wie ‚Place’ fragt man sich, wo verkaufe ich mein Produkt und wo soll es hergestellt werden? Die Goldbären werden in der Goldbären-Küche hergestellt. Doch wie sollen die Goldbären aussehen? Zuerst werden die Bärchen gezeichnet, dann wird ein Gipsabdruck hergestellt, danach werden die Bären mit Sirup in die Form gegossen, getrocknet, poliert und zuletzt noch verpackt. Verkauft werden die Gummibären in Supermärkten, Tankstellen, Kiosken und im Fabrikverkauf in Neuss oder sogar über das Internet. Haribo-Bärchen gibt es in 105 Ländern dieser Erde.
Mit dem dritten ’P’ ist der Preis für das jeweilige Produkt gemeint. Der Preis soll so niedrig sein, dass die Leute das Produkt auch kaufen, aber er muss so hoch sein, dass auch etwas verdient wird. Zum Preis gehören die Herstellungskosten für die Goldbärchen. Deren gute Qualität ist teuer und auch die Werbung kostet Geld: Thomas Gottschalk muss bezahlt werden und er ist nicht gerade billig.
Wichtig ist auch die Frage: was kosten denn die anderen Fruchtgummis, die auf dem Markt sind? Da stellt man schnell fest, dass Haribo-Bären teurer sind. Doch durch ihren guten Ruf und ihre gute Qualität sind die Käufer bereit, mehr zu zahlen.
Das letzte ‚P’ wie ‚Promotion’ beschäftigt sich damit, wie Käufer erfahren, dass Produkte gut sind. Es gibt verschiedene Möglichkeiten für ein Produkt zu werben: Werbespots im Fernsehen, Radiowerbung, Werbung in Zeitschriften, Kinderzeitschriften oder in Werbeprospekten der Händler. Werbung macht man ‚gegen das Vergessen’, d. h. es wird immer wieder daran erinnert, dass man mal wieder Goldbären kaufen sollte.
Ein Raunen ging durch die Reihen, als Professor Ramme den Preis für eine einseitige Anzeige in einer Zeitschrift nannte: zwischen 10.000 und 50.000 Euro! Allein für Süßigkeiten-Werbung sind 2002 über 500 Millionen Euro ausgegeben worden. Die Süßwarenbranche hat die fünfthöchsten Ausgaben für Werbung von allen Unternehmen, die Werbung machen.
Am Ende der Vorlesung zog Professor Ramme folgendes Fazit: „Das Geheimnis guten Marketings ist: alle Maßnahmen müssen zusammenpassen!“ Am Ausgang des Hörsaals bekamen alle „Studierenden“ noch ein Tütchen Haribo Goldbären geschenkt – auch das ist ganz besonders gutes Marketing.
Portrait:
Frau Professor Dr. Iris Ramme ist 44 Jahre alt und seit acht Jahren als Professorin für Marketing und Marktforschung an der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt in Nürtingen tätig. Sie hält manche Vorlesungen in Englisch und betreut Studenten im Ausland.
In der Schule waren Professor Rammes Lieblingsfächer Mathematik und Englisch. Was sie überhaupt nicht mochte, waren die Fächer Kunst, Musik und Sport. Mit 12 Jahren wollte Professor Ramme Englischlehrerin werden, mit 14 Jahren Auslandskorrespondentin und mit 16 Jahren war ihr Berufswunsch Mathematiklehrerin. An der Universität Dortmund hat sie schließlich Wirtschafts- und Sozialwissenschaften studiert. Mit ihren Tätigkeiten als Professorin für Marketing und Marktforschung, als Betreuerin der Studierenden im Ausland und dadurch, dass sie manche Vorlesungen in Englisch hält, hat sie alle drei früheren Berufswünsche unter einen Hut gebracht.
Professor Rammes Hobbies sind: Wandern, Aerobic, Rad fahren, Lesen (besonders englische Krimis) und Reisen. Professor Rammes Wunsch ist es, so viel Zeit zu haben, dass sie alle Bücher lesen kann, die sie lesen will.
Ihr Lebensmotto lautet: „Glück und Zufriedenheit finden und viel lachen!“
11.07.2005, Sarah Yasmin Schneider