Männerdomäne ade? Mehr Professorinnen an Fachhochschulen

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STUTTGART. (pm) Gleiche Chancen für Frau und Mann bedeuten mehr Chancen für Qualität und Innovation. Das betonten am Nikolaustag Wissenschaftsminister Prof. Dr. Frankenberg und andere Sachverständige aus Politik, Hochschulen und Wirtschaft bei einer Festveranstaltung zur 10-jährigen Präsenz von Frauenbeauftragten an Fachhochschulen, die in der Fachhochschule für Technik Stuttgart stattfand. Im Anschluss berieten die Frauenbeauftragten der Fachhochschulen in Workshops und persönlichen Gesprächen über die neuen Förderprogramme und Serviceangebote; hiervon können neben Akademikerinnen auch Hochschulen und Wirtschaft profitieren. Die innovativste Maßnahme: Alles Wichtige ist im Internet nachzulesen, unter www.gleichstellung-fh-bw.de.

In den Gründerjahren der Fachhochschulen waren Frauen vor und hinter dem Pult Mangelware. Noch heute sind in Baden-Württemberg weniger als 10 Prozent der Professuren von Frauen besetzt, während fast schon 40 Prozent der Studierenden weiblichen Geschlechts sind. Zudem liegen beide Frauenanteile unter dem Bundesdurchschnitt. Allerdings geht es seit etwa einem Jahrzehnt spürbar vorwärts – vorangetrieben von der Politik und von den Frauenbeauftragten, die seit 1992 qua Gesetz zu bestellen sind.
Seitdem wurden bundesweit vorbildliche Instrumente der Gleichstellungspolitik entwickelt. Auch das Klima hat sich spürbar verbessert. „Mit der heutigen Veranstaltung wollen wir ein sichtbares Zeichen setzen: Gerade auch an technischen Fachhochschulen sind Frauen herzlich willkommen – als Professorinnen, Mitarbeiterinnen und Studentinnen“, begrüßte Rektor Prof. Dr. Martin Stohrer als Gastgeber am Nikolaustag in der FHT Stuttgart zur Jubiläumstagung der Landeskonferenz der Frauenbeauftragten an Fachhochschulen.
Die Tagung stand unter Titel „Gleiche Chancen für Frau und Mann = mehr Chancen für Qualität und Innovation“. Den Nutzen der Gleichstellungspolitik für Hochschulen, Wirtschaft und Gesellschaft betonten auch die Reden im festlichen Teil der Veranstaltung. Minister Prof. Dr. Dr. h.c. Frankenberg, die hochschulpolitischen Sprecherinnen und Sprechern der Fraktionen im Landtag sowie Sachverständige aus Hochschulen und Wirtschaft beleuchteten die Entwicklungen des letzten Jahrzehnts aus verschiedenen Perspektiven.
In der Bewertung waren sich alle einig. „Viel wurde schon erreicht, noch mehr bleibt zu tun“, so formulierte es die Landessprecherin der FH-Frauenbeauftragten, Prof. Dr. Margot Körber-Weik (Fachhochschule Nürtingen). Das Erreichte kann sich dabei sehen lassen. Die leistungsorientierte Hochschulfinanzierung setzt stärkere Anreize für Fortschritte bei der Gleichstellung als in andern Bundesländern. Das Mathilde-Planck-Programm erleichtert über Zuschüsse an Hochschulen und private Arbeitgeber den Erwerb der Berufungsvoraussetzungen – Lehrerfahrung, Promotion, Berufspraxis. Die innovativen Beratungs- und Serviceangebote der Landeskonferenz der FH-Frauenbeauftragten unterstützen Frauen auf dem Weg zur FH-Professur; eine neue Online-Datenbank ermöglicht direkte Kontakte zwischen Akademikerinnen, Hochschulen und Wirtschaft. Informationen über alle Maßnahmen sind über eine Website rund um die Uhr kostenlos zugänglich: www.gleichstellung-fh-bw.de.
Minister Prof. Dr. Frankenberg betonte, dass die Gleichstellung von Frauen und Männern noch lange nicht erreicht sei. Der Frauenanteil bei den Professuren habe sich in den vergangenen Jahren zwar verdoppelt, sei aber noch immer sehr niedrig. „Wir müssen daher den eingeschlagenen Weg beharrlich weiterverfolgen.“ Dabei seien „alle Programme und Maßnahmen darauf zu prüfen, ob sie unterschiedliche Auswirkungen auf Frauen und Männer haben. Chancengleichheit muss zum durchgängigen Leitprinzip werden.“ Das Erreichen dieses Zieles sei eine Gemeinschaftsaufgabe, die nicht auf die Frauenbeauftragten abgeschoben werden dürfe. „Die Gleichstellungsproblematik betrifft jeden und jede“, resümierte Frankenberg.
Für den Vorsitzenden der Rektorenkonferenz an Fachhochschulen, Prof. Dr. h.c. Dietmar von Hoyningen-Huene, ist „Chancengleichheit nicht nur ein Gebot sozialer Gerechtigkeit, sondern der wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Vernunft“. Ernst Mutscheller, Geschäftsführer der Landesvereinigung Baden-Württembergischer Arbeitgeberverbände, forderte die Wirtschaft auf, das Potenzial qualifizierter Frauen künftig besser zu nutzen; die Online-Datenbank der Frauenbeauftragten und das Mathilde-Planck-Praxisprogramm böten nützliche Hilfen. Prof. Dr. Ulrike Eidel, neu berufene Professorin für Rechnungswesen und Controlling an der Fachhochschule Pforzheim, schilderte ihren Weg zur FH-Professur und betonte: „Von einem Mathilde-Planck-Lehrauftrag profitieren alle Seiten.“
Nach der Festveranstaltung informierten Frauenbeauftragte der Fachhochschulen und weitere Professorinnen in Workshops und persönlichen Gesprächen über Förderprogramme, Serviceangebote und Wege zur FH-Professur. Über 60 Akademikerinnen mit Interesse an einer FH-Professur erhielten individuelle Tipps zur Karriereplanung und konnten überdies persönliche Kontakte zu Professorinnen und Gleichgesinnten knüpfen.
Vor der Jubiläumsveranstaltung hatten die Frauenbeauftragten der Fachhochschulen bereits intern getagt, um Erfahrungen auszutauschen und neue politische Initiativen zu beschließen. Es war schon ihre 30. Landeskonferenz. Bei den dabei anstehenden Wahlen wurden die langjährigen Sprecherinnen – Prof. Dr. Margot Körber-Weik (FH Nürtingen) und Prof. Dr. Stefani Maier (FHT Esslingen) – wieder in ihrem Ämtern bestätigt.

Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an Prof. Dr. Margot Körber-Weik,
Landessprecherin der Frauenbeauftragten an Fachhochschulen in Baden-Württemberg, Koordinierungsstelle, FH Nürtingen, Standort Geislingen, Postfach 12 51,
73302 Geislingen/Steige, Tel. (07331)22-485 oder (07121)240584,
E-Mail: margot.koerber-weik@hfwu.de oder lakoffhbw@asg.fh-nuertingen.de.