Längst ins Netz gegangen

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Die #digiarthe-Veranstaltung mit den Referierenden Farida Fares, Vivian Kramarczyk und Prof. Johannes Junker (von links) wurde auch online übertragen.

Mit der Digitalisierung in den (Künstlerischen) Therapien befasste sich das Studium generale online und vor Ort in Nürtingen

NÜRTINGEN(hfwu). Möglichkeiten der Digitalisierung in der Therapie und konkret in der Theater- und Kunsttherapie, darum ging es bei einer Studium generale-Veranstaltung an der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt (HfWU) in Nürtingen.

Auf der einen Seite Therapieformen, deren Kern der unmittelbare Kontakt und der vielfältige persönliche Austausch ist. Auf der anderen das Digitale, Technische. Beides scheint sich auf den ersten Blick zu widersprechen. Das dem keineswegs so ist, zeigte die Veranstaltung „#digitarthe: Ins Netz gegangen“ an der HfWU in Nürtingen. Die thematische Spanne reichte von einem neuen Verständnis von „digital“ bis zu konkreten online-gestützten Instrumenten in der Medizin, Kunst- und Theatertherapie.

Zur Einführung warf Vivian Kramarczyk einen weiten Blick zurück in die Menschheitsgeschichte und deren Medienepochen. Diese reichen, in Anlehnung an den Medientheoretiker Marshall McLuhan, von der rein mündlichen Stammeskultur über die Literalität der Manuskript-Kultur und der Buchdruckkultur bis ins heutige digitale Zeitalter. „Digital ist aber mehr als Technologie und neue Medien“, so Kramarczyk in Bezug auf den Entwickler und Medientheoretiker Lars Mecklenburg. Digital heiße auch, kommunikativ zu handeln und performativ zu denken, erläuterte die Theatertherapie-Studentin, Dramaturgin und Regisseurin.

Nach der theoretischen Hinführung machte es Farida Fares konkret. Gesundheitstelematik und eHealth sind bereits feste Bestandteile im Gesundheitswesen, so der Befund der Mediendesignerin und Kunsttherapeutin von der Hochschule für Künste im Sozialen in Ottersberg. Eine Schlüsselrolle spiele hier der sichere Datenaustausch. Den gesetzlichen Rahmen dafür schaffe das neue Digitale-Versorgungsgesetz (DVG). Für die Kunsttherapie ermöglichen Online-Gruppen, praktische Erfahrungen auszutauschen. Mit digitaler Unterstützung können Zeichnungen und Kollagen erstellt und besprochen werden, von künstlicher Intelligenz erstellte Darstellung können Stimmungsbilder erzeugen und Impulse geben. Die digitale Theatertherapie, ergänzte Kramarczyk, profitiert von virtuellen Spielräumen, von Online-Supervisionen bis hin zu den erweiterten Vernetzungsmöglichkeiten und dem Einsatz von Videospielen. Kramarczyk selbst entwickelte im Rahmen ihrer Bachelorarbeit das Spiel "Würfel mal auf Humor" mit dem im Onlineformat Theatertherapie möglich wird.

Als Dritter im Bunde stellte HfWU-Professor Johannes Junker die Plattform #digiarthe vor. Das Gemeinschaftsprojekt trägt Wissen und Erfahrungen zusammen, wie die Digitalisierung in den Künstlerische Therapien von Praktiker:innen, Lehrenden und Studierenden genutzt werden kann. Über diesen Mehrwert hinaus habe das Projekt einen enormen Schub in der Kommunikation in diesem Themenfeld bewirkt, berichtet Junker. Darüber hinaus werde mehr und mehr an verschiedenen Hochschulen zur Frage des Digitalen in den Künstlerischen Therapien geforscht.

Das zeigte die vor Ort an der HfWU und online durchgeführte Studium-generale-Veranstaltung: Von außen betrachtet mag es als Widerspruch erscheinen, die Macherinnen und Macher in den Künstlerischen Therapien haben mit der Verschmelzung von „realer“ und digitaler Welt längst begonnen.