Keine Energiewende ohne Windkraft

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- Der „Umwelttag“ an der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen (HfWU) befasste sich mit Rolle der Windkraft bei der Energiewende -

NÜRTINGEN. (hfwu) Ohne eine umfassende Nutzung der Windkraft wird die Energiewende nicht gelingen. Dies ist ein Fazit des „Umwelttag 2012“, der jetzt an der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt (HfWU) in Nürtingen stattfand. Veranstaltet wird der Umwelttag vom Masterstudiengang Umweltschutz der HfWU.

Welchen Beitrag kann die Windkraft für eine erfolgreiche Energiewende leisten? Diese Frage stand im Mittelpunkt des 23. Umwelttags in Nürtingen. Eine Antwort auf diese Frage gibt das Energie- und Klimaschutzkonzept der Landesregierung, in dem die erneuerbaren Energien und die Windkraft eine wichtige Säule sind. Das Konzept stellte Dr. Till Jenssen vom Umweltministerium Baden-Württemberg im Rahmen der Tagung vor. Zu den geplanten Maßnahmen im Bereich Windenergie gehören nach Jenssens Ausführungen unter anderem die Branchentage Windenergie, der Wirtschaftscluster Wind, ein Forschungsverbund Windenergie, Kompetenzzentren bei den Regierungspräsidien und die aktive Vermarktung landeseigener Flächen.  

Joachim Zacher vom Regionalverband Neckar-Alb unterstrich in seinem Referat ebenfalls „die entscheidende Bedeutung der Windkraft“ bei der Energiewende hin zu regenerativen Energien.  Der Grund liege vor allem darin, dass die nutzbaren Potenziale anderer regenerativer Energien wie Biomasse, Fotovoltaik und Wasserkraft bereits weitgehend erschlossen bzw. ausgeschöpft sind. Sein abschließendes Fazit fiel skeptisch aus. Der umweltpolitische Anspruch und die regionalplanerische Realität klafften noch weit auseinander. Auf der Ebene der Regionalplanung könnten politische Zielkonflikte, wie zum Beispiel die Förderung regenerativer Energien versus Arten- und Naturschutz, ohne die verbindliche Festlegung von Prioritäten nicht gelöst werden.

Auch Diplom-Wirtschafts-Ingenieurin Maike Schmidt vom Zentrum für Sonnenenergie- und Wasserstoff-Forschung Baden-Württemberg (ZSW) forderte einen realistischen Blick auf die Potenziale der Windenergie. Da Strom aus Windenergie nur in schwankendem Umfang zu erzeugen sei, könne so die Stromversorgung auf dem gewohnten Niveau nicht sichergestellt werden. Aber im Verbund mit anderen erneuerbaren Energien, einer flexiblen Nutzung von konventionellen Kraftwerken, der Nutzung von Speicheroptionen sowie dem erforderlichen Netzausbau „könne und müsse die Windenergie eine tragende Säule der Energieversorgung der Zukunft werden“, so Maike Schmidt.

Einen Blick auf Energiewende und Windkraft aus Sicht eines Stadtwerks warf Diplom-Ingenieur Wolfgang Lotz. Der Technische Geschäftsführer der Stadtwerke Esslingen verwies auf den bereits regional erzeugten Strom von Windkraftanlagen im Schurwald. Neue Möglichkeiten Windkraft zu nutzen ergäben sich durch die Speicherung des Windstroms durch die Power-to-Gas Technologie, die Speicherung in Form von Wasserstoff für die Brennstoffzelle oder durch die Nutzung der bestehenden Erdgasnetze als Speicher.

Zum Abschluss der Tagung beleuchtete Franz Pöter die Thematik aus Sicht eines Umwelt- und Naturschutzverbandes. Der Referent für Umweltschutz beim BUND Baden-Württemberg stellt klar, dass auch regenerative Energien mit Eingriffen in die Umwelt verbunden sind. Die Folgen und Risiken seien jedoch weitaus geringer als bei der fossilen und atomaren Energieversorgung. Der Naturschutz dürfe daher nicht zur Verhinderung der Windenergie missbraucht werden, Ziel müsse vielmehr sein, die Windenergie in Baden-Württemberg naturverträglich auszubauen.

Die diesjährigen Umweltpreise, die im Rahmen der Tagung vergeben wurden, erhielten die Absolventen des Studiengangs Umweltschutz Anja Talke,  Katharina Löw, ImeeTjoeng und Nadja Rastetter für ihre hervorragenden  Abschlussarbeiten. Die Preise stifteten Beton Marketing Süd GmbH und die Stadt Köngen.

Der „Umwelttag“ wird jährlich vom HfWU-Masterstudiengang Umweltschutz veranstaltet. Bei dem Studiengang arbeiten die Hochschulen Esslingen und Reutlingen, die Hochschule für Technik (HfT) Stuttgart und die HfWU zusammen. Die verschiedenen Hochschulen bringen ihre jeweiligen Umweltschutz-Kernkompetenzen in das Studienangebot ein. Die Lehrveranstaltungen werden im täglichen Wechsel an einem der vier Hochschulstandorte in der Region angeboten. Die Federführung liegt bei der HfWU Nürtingen-Geislingen.

Udo Renner, 10.12.2012