Internationale Studierende forschen für Nachhaltigkeit

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Foto (Arndt/HfWU): Die internationalen Studierenden der HfWU in der „Alten Seegrasspinnerei“.

- Sommerkurs an der HfWU – Studierende aus fünf Ländern -

NÜRTINGEN (hfwu). 21 Studierende aus Mexiko, den USA, China, Kenia, Russland und Deutschland sind derzeit zu Gast an der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen (HfWU). Sie besuchen den internationalen Sommerkurs IfS „Innovation for Sustainability“.

Zum zweiten Mal lädt HfWU Studierende aus aller Welt ins Neckartal, um vor Ort Weltmarktführer, schwäbische Gründer und vorbildliches soziales Engagement zu erforschen. „Unsere Studierenden erfahren vor Ort, welche Innovationen Unternehmen in der Region entwickeln, um Herausforderungen, wie den demografischen Wandel, Fachkräftemangel oder den zunehmenden Ressourcenverbrauch zu meistern“, erläutert Prof. Dr. Christian Arndt das Konzept der Veranstaltung. Die Tour folgt dem Konzept des Forschenden Lernens. „Dabei stehen die Studierenden vor der Herausforderung, in einem international gemischten Forscherteam eine ökologisch, sozial oder ökonomisch brennende Fragestellung wissenschaftlich fundiert vollkommen selbstständig zu analysieren“, so Arndt.

Am ersten Tag besuchten die Studierenden das ökologische, kulturelle und soziale Zentrum „Alte Seegrasspinnerei“. Pit Lohse, Geschäftsführer des Vereins, stellte sich den Fragen der Studierenden und erläuterte ihnen, warum ein Verein, der ursprünglich von Eltern gegründet wurde. Ausgangspunkt der Führung war die Kinder-Kultur-Werkstatt, eine offene kulturpädagogische Einrichtung für Schulkinder. „Hier können die Buben und Mädchen das machen, was zu Hause oft nicht geht, weil der Platz fehlt, weil’s zu laut ist oder weil die notwendige Hilfestellung der (Groß-)Eltern nicht zur Verfügung steht“, erklärte Lohse den Studierenden. Die „kikuwe“, wie die Kinder die Werkstadt nennen, ermögliche ihnen, außerhalb der Schule zu experimentieren und Lernerfahrungen zu sammeln. Dies sei in der heutigen Gesellschaft, die häufig durch „Verinselung“, Helikoptereltern und Ganztagsschulen geprägt sei, immer weniger möglich.

Auf Freiwilligkeit und Eigenmotivation setzt die Jugendwerkstatt, die auch betreutes Arbeiten für junge Menschen bietet, die sich schwer tun, in der Arbeitswelt Fuß zu fassen. In den vorherigen Jahren haben die Teilnehmer der Jugendwerkstatt das Fabrikationsgebäude auf dem energetisch saniert und dabei auch den alten Baustoff Lehm neu entdeckt. Pit Lohse und der Vereinsvorsitzende Klaus Nägele erklärten den Studierenden die Möglichkeiten und Vorzüge des „neuen alten“ Werkstoffes. Es war eine Herausforderung für den Verein, die Anforderungen an den Denkschutz, die Energieeffizienz und Wirtschaftlichkeit im Rahmen des sozialen Projektes „JugendaufBau“ zu erfüllen.

Der Gastwirt Kassa Agmasse aus Äthiopien hatte extra die Gaststätte Abessina für die internationalen Gäste geöffnet. International ist nichts Neues auf dem Areal der Seegrasspinnerei, sind doch hier Menschen aus Afrika, Asien und Lateinamerika aktiv und organisieren Feste und Veranstaltungen. Und das nicht erst seitdem ein Containerdorf für 120 Flüchtlinge in unmittelbarer Nähe ist. Die Studierenden waren fasziniert von der „gelebten Demokratie“ und beeindruckt von Ehrenamt, Selbstorganisation und Verantwortung. Geschäftsführerin Julia Rieger betonte die Überzeugung ihrer Mitarbeiter „die Gesellschaft positiv beeinflussen zu können, die Fähigkeit, offen kommunizieren zu können und in Fremden, Altem und Neuem eine Bereicherung zu sehen“. „Ich freue mich, dass unsere Studierenden mit der Alten Seegrasspinnerei in unmittelbarer Nähe zur Hochschule ein gelungenes Beispiel für Nachhaltigkeit und Innovation kennenlernen können“, fasste Prof. Arndt den Tag zusammen.

Die Gruppe wird als nächstes den Tübinger Carsharing-Anbieter „Teilauto“ und die Elektroantriebsentwicklung bei Mercedes besuchen. Dann stehen alternative Mobilitäts- und Antriebskonzepte auf dem Programm. Abgerundet wird die Tour durch Besuche bei dem Verpackungsspezialisten STOROpack (Metzingen), Bosch Thermotechnik (Wernau) und den Wieland-Werken (Vöhringen). Wissenschaftlich begleitet wird die Tour mit Beiträgen von Professoren und Mitarbeitern der HfWU. Informationen: www.hfwu.de/ifs.

Nürtingen, den 09.09.2014
Gerhard Schmücker