Impulse für Telawi - Studierendenprojekt in Georgien

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Die Stadt Telawi am Fuße des Kaukasus.

Stadtentwicklungsimpulse birgt die Industriebrache Seidenweberei.

-  Studierende der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt (HfWU) entwickeln stadtplanerische Ideen für das georgische Telawi  -

NÜRTINGEN. (hfwu) Studierende des Studienganges Nachhaltige Stadt- und Regionalentwicklung an der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt (HfWU) entwickeln vor Ort Ideen zur Entwicklung der georgischen Stadt Telawi. Ihre Vorschläge, darunter den Basar und die alte Seidenfabrik mit neuem Leben zu erfüllen, stellten sie jetzt  beeindruckten Vertretern der Stadt vor.

Georgien ist ein Staat im Aufbruch. Die Zentralregierung hat der Stadt Telawi in der Region Kachetien im Jahr 2014 als einer von wenigen Modellstädten die eigene Planungshoheit übertragen – und mit dieser die Herausforderung, erstmals einen Stadtentwicklungsplan zu erarbeiten. Fachlicher Beistand war also gefragt. Partnerstadt von Telawi ist Biberach an der Riß. Über die oberschwäbische Stadt kam der Kontakt zu Professor Alfred Ruther-Mehlis von der Fakultät Landschaftsarchitektur, Umwelt und Stadtplanung der HfWU zustande. Den Auftakt der konkreten Zusammenarbeit machte vor einem Jahr ein stadtplanerischer Workshop. Alfred Ruther-Mehlis, die Stadtplanerin Heidrun Fischer, verschiedene Dozenten der HfWU und der Biberacher Baubürgermeister Christian Kuhlmann kamen in Telawi mit dem Oberbürgermeister und Verwaltungsvertretern zusammen. Eines der zusammen erarbeiteten Impulsprojekte war die Weiterentwicklung des traditionellen Basars und die Aktivierung der benachbarten innerstädtischen Industriebrache der alten Seidenweberei. Im Rahmen eines ersten Aufenthalts bearbeiteten Studierende des Masterstudienganges Nachhaltige Stadt- und Regionalentwicklung das Projekt planerisch. Diese Arbeit trug in der Stadt am Fuße des Kaukasus erste Früchte und wird nun von einer weiteren studentischen Gruppe fortgesetzt.

Professor Alfred Ruther-Mehlis koordiniert das Projekt inhaltlich und fachlich in enger Abstimmung mit den Verwaltungsspitzen von Telawi. Heidrun Fischer erarbeitet mit den Studierenden die städtebaulichen Rahmenbedingungen für den Basar und die alte Seidenweberei. Zudem steuerte HfWU-Professor Henning Krug vor Ort seine Expertise in den Bereichen Infrastruktur und Verkehr bei. Architektonische Fragestellungen deckte sein Kollege Professor Siegfried Gaß ab.

Die intensive Arbeit der zehn Studierenden hat sich als überaus fruchtbar erwiesen. Im Teamwork entwickelten sie neue Ideen und Perspektiven für die georgische Stadt und ihren Basarbezirk und gaben darüber hinaus Impulse für die Stadtentwicklungsdiskussion vor Ort. Jetzt stellten die Studierenden und ihre Dozenten in Telawi der Stadtverwaltung ihre Vorschläge zur weiteren Entwicklung der Stadtmitte vor. Die staunenden Zuhörer diskutierten intensiv die von den Masterstudierenden ausgearbeiteten Ansätze, wie der Basar behutsam modernisiert werden könnte. Grundgedanke der Ideen ist, sowohl die Funktion des Basars für die örtliche Bevölkerung zu sichern, als auch seine Attraktivität für den aufblühenden Tourismus zu steigern. Die vorgeschlagene Ansiedlung einer Außenstelle der Universität Tiflis zur regionalen Strukturförderung auf dem Gelände der Seidenfabrik in Telawi stieß auch bei den Abgeordneten des georgischen Parlaments auf großes Interesse. Auch die Ansätze zur Förderung des lokalen Handwerks, um jungen Menschen in Telawi neue Perspektiven zu bieten, wurden von den Gastgebern ausdrücklich gelobt.

Bereits jetzt profitiert von dem Projekt haben die Studierenden. Sie konnten neue Rahmenbedingungen stadtplanerischen Handelns an der Schnittstelle von Städtebau und Immobilienwirtschaft kennenlernen und eine völlig andere Planungskultur erleben. Zudem nahmen alle Teilnehmer unvergessliche Eindrücke aus einem Land  im Aufbruch auf dem Weg nach Europa mit. Die deutschen Besucher waren begeistert von dem herzlichen Empfang und der Gastfreundschaft ihrer neuen Freunde. Am Ende der Exkursion besuchte die Gruppe aus Nürtingen noch die georgische Hauptstadt Tiflis. Telawis Vizebürgermeister Tengiz Mtvarelishvili, der gemeinsam mit der Tourismusmanagerin der Stadt die Kooperation mit der Nürtinger Hochschule koordiniert, betonte die Vorteile, die die Zusammenarbeit mit der HfWU für Kaukasusstadt mit sich bringe. Er freut sich bereits auf einen weiteren Stadtentwicklungsworkshop im April, an dem auch wieder der Biberacher Baubürgermeister Christian Kuhlmann teilnehmen wird.