Immobilien bestimmen den Unternehmenswert

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- 2. Immobilienkongreß der Fachhochschule in der Jahnhalle -
GEISLINGEN. (üke) Viele Unternehmen vergessen oft, dass sie große Mengen an Geld in Immobilienbesitz gebunden haben. Kapital, das für den Wert und die Entwicklung der Firmen oft lebensnotwendig sein kann. Der 2. Immobilienkongreß, den die Fachhochschule Nürtingen im Rahmen der Geislinger Hochschultage in der Geislinger Jahnhalle ausrichtete, lockte am Dienstag vor allem überregionale Branchenvertreter und zahlreiche Studierende nach Geislingen. Der Anspruch des Studiengangleiters, Professor Dr. Hansjörg Bach, Studierende und Praktiker an einen Tisch zu bekommen, wurde mit dieser Tagung erfüllt.

Der Immobilienkongress solle zu einer ständigen Veranstaltung werden, betonte der Rektor der Fachhochschule Nürtingen, Prof. Dr. Eduard Mändle, in seiner Begrüßung. Gemeinsam mit den Mitveranstaltern der Geislinger Hochschultage, der Stadt und dem Hochschulbund Geislingen und der Kreissparkasse sei es wie im Vorjahr gelungen, neben der breiten Öffentlichkeit auch das Fachpublikum für die Aktivitäten der Fachhochschule zu interessieren.
"Corporate Real Estate Management" lautete das Thema der diesjährigen Veranstaltung. Ein Begriff der kaum in einem Satz zu erklären sei, so Studiengangleiter Dr. Bach. Gleichwohl, das Thema sei das "in"-Thema der Branche schlechthin. Die vollbesetzte Jahnhalle gab dieser Einschätzung recht. Beispiele aus der Automobilwirtschaft wurden behandelt, ein Fachgebiet, das an der Fachhochschule von Prof. Dr. Diez vertreten wird, der ebenfalls die Leitung der Veranstaltung übernommen hatte.
Es geht bei dem Thema um den Immobilienbesitz von Firmen und vor allem darum, wie die Firmen mit diesem Besitz umgehen. Konzerne wie Daimler-Chrysler, Douglas oder IBM besitzen Immobilien, deren Wert leicht in die Milliarden geht. Frau Dr. Petra Straßheimer, die sich in ihrer Doktorarbeit mit dem Thema befasste, konnte belegen, dass sich viele Unternehmen erst in der Krise ihres Gebäudebesitzes besinnen. So verfügte die Frankfurter Metallgesellschaft selbst im Augenblick des finanziellen Ruins über Liegenschaften in bester Lage - mit einem entsprechend hohen Wert. Oft werde vergessen, so Straßheimer, daß der Wert der Unternehmensimmobilien auch den Wert der Firmen selbst enorm beeinflussen. Ebenfalls unterschätzt werde, dass Immobilien Kosten verursachen. Das heißt, je nachdem, wie Immobilien gemanagt werden, lassen sich die Kosten eines Unternehmens senken und auch der Umsatz steigern. ABB beispielsweise habe sich leichter damit getan, die Kosten seiner Grundstücke und Gebäude zu senken, als den Umsatz ein Vielfaches zu steigern.
Die Kosten der Immobilien müssen seriöserweise auch in die Produkte einfließen, die ein Unternehmen herstellt. Prof. Rüdiger Wendt von Daimler-Chrysler beschrieb, dass sich im Herstellungswert eines Mittelklassewagens auch der Wert der Gebäude und Fertigungsanlagen wiederfindet. Bei der Lackierung seien zum Beispiel mit 890 DM auch die Kosten der Anlagen und der Lackierhalle integriert. Auch die Architektur der Verkaufsgebäude hat Einfluss auf den Markterfolg von Produkten. Ein deutliches Beispiel dafür ist die Gestaltung von Autohäusern in deren äußerer Gestaltung immer auch das Erscheinungsbild der Autohersteller zu finden ist. Mit einem eher technischen Thema befaßte sich ein Beitrag zur Brennstoffzelle als neuer Heizungstechnologie für die Zukunft.
Dr. Bach stellte fest, dass das "Corporate Real Estate Managment" das Thema der Zukunft sei. Der Beratungsbedarf sei enorm und gerade für die Studierenden der Fachhochschule Nürtingen ergeben sich in diesem Bereich glänzende Berufschancen. Eine Folgerung, der die anwesenden Referenten nur zustimmen konnten. Leider, so Bach, habe der Mittelstand die Dimension des Themas noch nicht erkannt. Hier gebe es noch viel zu tun. Der Immobilienkongress im Rahmen der Geislinger Hochschultage ist ein Teil der Feierlichkeiten zum 50-jährigen Jubiläum der Fachhochschule Nürtingen.