Hochschulen fordern deutlich mehr Geld

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- Hochschulen in Baden-Württemberg schlagen Alarm: neuer Hochschulfinanzierungsvertrag darf Unterfinanzierung nicht fortschreiben -

NÜRTINGEN (hfwu). Die Universitäten und Hochschulen fordern vom Land deutlich mehr Geld. Die bisherige Finanzierung habe mit dem rasanten Wachstum der Hochschulen nicht Schritt gehalten. Dies betonten Vertreter aller Hochschularten in Baden-Württemberg bei einer gemeinsamen Pressekonferenz in Stuttgart. Um Lehre und Forschung nicht zu gefährden sei ein Mehrfaches dessen nötig, was die Landesregierung derzeit für den Hochschul- und Wissenschaftsbereich zusätzlich einplant.

Laut einer Berechnung des baden-württembergischen Wissenschaftsministeriums sind die Mittel pro Studierenden und Jahr seit 2001 um 1.500 Euro gesunken. Die Zahl der Studierenden in Baden-Württemberg liegt aktuell auf einem Rekordhoch. Sie ist in den vergangen zehn Jahren um 100.000 gestiegen und soll laut Prognosen der Kultusministerkonferenz auf diesem Niveau bleiben. Zudem haben die Hochschulen mit der Einführung der Bachelor- und Master-Abschlüsse ihre Angebote erweitert. „Das Ministerium hat jetzt die Verantwortung, das Finanzierungsniveau des Hochschulsystems zu korrigieren und den drohenden Kollaps im System abzuwenden“, so Prof. Dr. Gerhard Schneider, stellvertretender Vorsitzender der Rektorenkonferenz der Hochschulen für Angewandte Wissenschaften.

Die Universitäten und Hochschulen schlagen unisono Alarm: Ohne ausreichende Finanzierung müssten spätestens im Jahr 2021 Leistungen signifikant zurückgefahren werden. Auch die Streichung von Studienplätzen in größerem Umfang könnte dann erforderlich werden. „Der Schwamm ist ausgepresst“, so auch die Bilanz von Prof. Dr. Bernhard Eitel, Vorsitzender der Landesrektorenkonferenz der Universitäten in Baden-Württemberg. Die Hochschulrektoren fordern mit Blick auf den neuen Hochschulfinanzierungsvertrag 450 Millionen Euro zusätzlich. Derzeit sieht die Finanzplanung der Landesregierung lediglich zusätzliche 100 Millionen Euro vor. Der Vertrag, der derzeit verhandelt wird, soll ab 2021 gelten.

Um die klaffende Finanzierungslücke zu schließen fordern die Spitzen der Rektorenkonferenzen das Land auf, die Grundausstattung aller Hochschulen um mindestens 1.000 Euro je Studierenden und Jahr zu erhöhen. Zudem müsse die Betreuungsrelation für die Studierenden und die Infrastruktur der Hochschulen verbessert werden. Darüber hinaus gehöre die Digitalisierung von Forschung und Lehre zu den dringendsten Aufgaben. Weitere zentrale Forderungen der Hochschulen sind, die Ausbauprogramme in die Grundhaushalte zu überführen, ein jährlicher Ausgleich für die allgemeinen Kostensteigerungen und eine transparente und gerechte Weitergabe aller Mittel aus dem von Bund und Ländern geschlossenen „Zukunftsvertrag Studium und Lehre“. Und nicht zuletzt müsse gewahrt sein, dass die Hochschulen selbständig über den Einsatz der Mittel entscheiden können.

"Wir sind ein Herzstück des Landes Baden-Württemberg und kein Accessoire", so Bernhard Eitel. "Wir appellieren an das Land Baden-Württemberg, unsere internationale Wettbewerbsfähigkeit und die hohe Qualität in Forschung und Lehre nicht zu gefährden." Die Zukunftsfähigkeit des Landes müsse über die Hochschulen dauerhaft bewahrt werden. Ein Scheitern der Verhandlungen halten die Hochschulvertreter für nicht ausgeschlossen – mit allen Konsequenzen für die Qualität von Lehre und Forschung an den Hochschulen des Landes.