Hochschule / Zusammenarbeit mit China angestrebt Expertenwissen gefragt

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Willi diez in china

Willi diez in china

Nürtingen (pm). China als internationaler Wettbewerber wird auch in der Automobilindustrie immer wichtiger. Dort hat das Land 2006 mit über 4 Mio. Fahrzeugen den 3. Platz im Weltmarkt eingenommen. Die USA und Japan liegen vorne, Deutschland rangiert an 4. Stelle. Viele Prognosen gehen davon aus, dass China bis zum Jahr 2015 die größte Automobilnation der Welt sein wird. Die Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen (HfWU) plant in diesem Bereich eine Zusammenarbeit.

„In China wird die Automobilbranche immer mehr zu einer Schlüsselbranche der gesamten Wirtschaft“, so die Einschätzung von Professor Willi Diez, Leiter des Geislinger Instituts für Automobilwirtschaft an der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen. Diez war mit mehreren Teilnehmern aus der Automobilwirtschaft auf Geschäftsreise in China. Er sieht in China einen aufstrebenden wirtschaftlichen Riesen mit enormer Nachfrage nach Automobilen. Bis 2015 dürften jährlich mehr als 11 Millionen in heimischer Produktion gefertigt werden. Die Marken Landwind, Brilliance, Chery oder Great Wall werden sich auch die deutschen Autofahrer merken müssen. Zwar gebe es noch Mängel in der Produktqualität, die chinesische Wirtschaft würde diese aber schnell wettmachen, so Professor Diez.
Den wirtschaftlichen Aufschwung unterstreicht eine Zahl: Allein in Peking werden monatlich 7000 Automobile neu angemeldet. China als Schwellenland hat angesichts des rasanten industriellen Wachstums mit ähnlichen Problemen zu kämpfen wie westliche Industrieländer. Smog und Verkehrsprobleme sind der chinesischen Regierung inzwischen bekannt und sie versucht durch umweltverträgliche Maßnahmen wie zum Beispiel dem Ausbau des öffentlichen Verkehrsnetzes gegenzusteuern. Niedriger Verbrauch ist für die chinesischen Autokäufer ein wichtiges Argument, natürlich auch aus wirtschaftlichen Gründen, wenngleich die Benzinpreise deutlich niedriger sind als in Deutschland. Die chinesische Regierung plant jetzt die Einführung von Grenzwerten für die Abgasemissionen ähnlich wie in Europa und den USA.
Der Bedarf an qualifizierten Mitarbeitern in allen Unternehmensbereichen steigt. So denkt Professor Diez an seine Studierenden: „In meinem Gesprächen haben mehrere Automobilmanager Interesse an Studierenden unserer Hochschule signalisiert. Wir haben gute Chancen, eine Zusammenarbeit mit chinesischen Hochschulen aufzubauen.“
Ein Termin für die nächste China-Reise ist schon ins Auge gefasst. Im Herbst soll es Kontaktgespräche mit der renommierten Tonghi-Universität in Shanghai geben, die ähnlich wie die HfWU einen automobilwirtschaftlichen Schwerpunkt aufweist.
Umgekehrt sollen aber auch chinesische Studierende nach Deutschland kommen: Im Rahmen eines internationalen Automotive Master-Programms, das gerade an der HfWU beschlossen wurde, soll neben Hochschulen aus Deutschland und den USA auch eine chinesische Hochschule einbezogen werden. Wenn auch noch keine Autos von China nach Geislingen kommen, dann immerhin chinesische Studierende.