„Fürs Lernen bezahlt“

Published at

Wenn die nächste Grillparty steigt, haben Studierende der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen (HfWU) nicht nur Bier, Steak und Würstchen im Kopf, sondern Einweggeschirr. Im Rahmen ihres Betriebswirtschaftsstudiums haben sie eine Marktstudie für Europas größten Hersteller von Einwegtellern erstellt.

Europas größter Hersteller von Einwegtellern sitzt im Hohenlohekreis. Genau gesagt hat das Familienunternehmen, die Hosti International GmbH, ihren Sitz in Pfedelbach, einer Gemeinde mit knapp 9000 Einwohnern unweit von Öhringen. Dennoch ist der Weg nach Nürtingen keineswegs zu weit. Mit einer Studierenden der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen (HfWU) hat die Firma Hosti im Rahmen einer Diplomarbeit so gute Erfahrungen gemacht, dass Geschäftsführer Hansjörg Stickel mit seinem neuen Anliegen erneut auf die HfWU zuging: „Die Studierenden setzen sich sehr für die Sache ein und es ist preiswerter, als eine Marktforschungsstudie bei einem Institut in Auftrag zu geben.“
Hosti produziert Einweggeschirr in unterschiedlichen Variationen für Fast-Food-Verpfleger und den Privatmann, zusätzlich entstehen in dem kleinen Ort im Hohenlohekreis exklusive Präsentationsverpackungen. Die Studierenden um Professorin Dr. Iris Ramme von der HfWU sollten in ihrem praktischen Marktforschungsprojekt herausfinden, warum jemand ein Hosti-Produkt kauft. Wie dessen Kaufentscheidung beeinflusst wird und für welchen Anlass sich der Kunde für Einweggeschirr entscheidet.
Die Studierenden entwickelten dafür zunächst einen Fragebogen, einen Stichprobenplan und stellten sich mit Stift und Papier in den Pfingstferien im Großraum Stuttgart vor Supermärkte, Discounter, Bau- und Drogeriemärkte. Über 300 Menschen wurden auf diese Weise befragt. Jetzt in der vorlesungsfreien Zeit wurden die Ergebnisse der Hosti-Geschäftsführung in Pfedelbach präsentiert.

Demnach kaufen statistisch gesehen Frauen im Alter von 42 Jahren ein- bis zweimal pro Jahr Einweggeschirr für eine Party oder zum Grillen. Den großen Vorteil sehen die Kunden in der Bequemlichkeit, denn sie müssen nichts spülen. Dabei nagt kein schlechtes Gewissen, weil das Pappgeschirr aus Recyclingmaterial besteht. Die Nürtinger Ergebnisse werden jetzt im Unternehmen diskutiert. Hansjörg Stickel: „Sehr interessant ist die andere Sichtweise der Studierenden, weil sie völlig unbeeinflusst von unserem beruflichen Alltag und ohne die Hosti-Brille an die Sache herangehen und damit ganz andere Ideen entwickeln können.“ Auch die betreuende Professorin Dr. Iris Ramme ist zufrieden: „Alle 14 Teammitglieder waren sehr engagiert. Immerhin waren fast 500 Arbeitsstunden zusätzlich zum Studium zu leisten.“
Die Resonanz bei den Studierenden für solch praktische Studienprojekte ist ebenfalls positiv: „Das Einbringen von eigenen Ideen und die praxisorientierte Diskussion bringt einen sehr viel schnellerer Lernerfolg und macht zudem noch mehr Spaß als die ’konventionelle’ Vorlesungsmethode“, sagt der Studierende Andreas Fettig. Gelernte Theorien auch wirklich anwenden zu können, mache das Studieren zudem viel interessanter als „nur“ die Theorie kennen zu lernen, ergänzt eine Kommilitonin. Und Hansjörg Stickel bestätigt, dass die Ergebnisse ernst genommen werden: „Positiv ist, dass die Studierenden konkrete Empfehlungen gegeben haben, zum Beispiel, dass wir die Vorteile von Einweggeschirr mehr kommunizieren sollen.“
Somit haben alle Beteiligten etwas von dieser Form der praxisorientierten Hochschulausbildung. Und einen ganz besonderen Vorteil erkennt Andreas Fettig in solchen Projekten auch: „Nur die wenigsten können später sagen, sie wurden fürs Lernen bezahlt.“