FH-Nürtingen: Viele Studierende, wenig Personal

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- 1. Jahresbericht von Rektor Klaus Fischer -
NÜRTINGEN (üke) Die Fachhochschule Nürtingen blickt auf ein erfolgreiches Jahr zurück. Unter dem Strich fällt der erste Jahresbericht, den Professor Klaus Fischer als Rektor vor dem Senat der Hochschule abgab, positiv aus. Nahezu alle Projekte und Vorhaben, die die neue Hochschulleitung vor etwas mehr als einem Jahr ankündigte sind entweder verwirklicht worden oder werden derzeit bearbeitet. Und doch fällt ein Schatten auf die makellose Bilanz: Die Fachhochschule hat eine bessere Personalausstattung dringend nötig, um bei den steigenden Studierendenzahlen die Betreuung sicherzustellen.

Zum Wintersemester hatten sich 3600 Interessenten auf die 510 Studienplätze der Fachhochschule bewoben. So viele wie noch nie in der Geschichte der Hochschule. Gleichzeitig marschiert die Fachhochschule mit derzeit 3600 Studierenden geradewegs auf die Zahl 4000 zu. Ein Wachstum, unter dem bisher die Qualität der Studienangebote nicht gelitten hat. Im Gegenteil: Rektor Fischer konnte wieder auf Ranking Ergebnisse verweisen, die der Fachhochschule bescheinigen, bundesweit zu den Besten zu gehören: Focus, Spiegel, Stern - alle sehen die Fachhochschule Nürtingen in der Spitzengruppe der deutschen Hochschullandschaft. Dies obwohl die Fachhochschule eines der schlechtesten Betreuungsverhältnisse in Baden-Württemberg aufweist. Rektor Fischer hielt mit diesem Faktum nicht hinter dem Berg: Das beste Betreuungsverhältnis einer Fachhochschule in Baden-Württemberg, das heißt Studierende zu Personal, beträgt 16 zu 1. Im Durchschnitt liegt dieser Wert im Südwesten bei 22,5 zu 1, bundesweit bei 23,8 pro Student. Die Fachhochschule Nürtingen kann bei diesen Zahlen nicht mithalten: Mit einem Verhältnis von 43,4 zu 1 landet die Nürtinger Hochschule im Landesvergleich auf dem letzten Platz.
Die Möglichkeiten der Hochschulleitung an dieser Situation etwas zu ändern sind begrenzt. Rektor Fischer machte in seinem Bericht klar, dass das Land keine weiteren Personalstellen für die Hochschulen zur Verfügung stellt: "Das heißt im Klartext, was man uns gibt, wird man anderen wegnehmen". Noch problematischer wird die Situation dadurch, dass die Fachhochschule neue und zusätzliche Aufgaben wahrnehmen muss: Per Gesetz muss das Lehrangebot evaluiert, das heißt beurteilt, werden. Von Mitgliedern der Hochschule und von Experten außerhalb. Dies ist eine Aufgabe, die die Nürtinger Hochschulleitung positiv bewertet. Allerdings ist dies ein aufwändiges Verfahren, für dessen Vorbereitung wieder Personal benötig wird. Der wachsende Grad der Internationalisierung, ebenfalls politisch gewollt und auch ein Ziel des Rektorates, bedeutet einen höheren Betreuungsaufwand für internationale Studierende. Alle diese zusätzlichen Aufgaben werden bisher von den Mitarbeitern mit hoher Motivation gelöst. Trotzdem sieht Dekan Professor Dr. Willfried Nobel "meine Mitarbeiter objektiv an die Grenze ihrer Belastbarkeit" stoßen. Dekan Professor Dr. Konrad Scorl, der den größten Fachbereich der Fachhochschule leitet, formulierte es noch drastischer: "Ich habe 1300 Studierende zu betreuen und weniger Personal als eine Tankstelle."
Rektor Fischer betonte, dass die Fachhochschule an ihre Ausbildungsleistung eigene hohe Qualitätsmaßstäbe setze. Damit habe die Hochschule Erfolg. So profitiert die Fachhochschule wie kaum eine andere FH des Landes von den Geldern, die das Ministerium leistungsbezogen vergibt. Diese zusätzlichen Gelder können aber das fehlende Personal nicht ersetzen. Rektor Fischer war im zurückliegenden Jahr damit beschäftigt, mit seinen Rektoratskollegen politische Unterstützung für die Lösung der Personalprobleme der Fachhochschule zu bekommen. Dass diese politische Unterstützung helfen kann, zeigt die bauliche Situation der Fachhochschule: Mit der Unterstützung aller Landtagsabgeordneten war es Rektor Fischer gelungen, die überfällige Sanierung des Kollegiengebäudes 1 in der Neckarsteige durchzusetzen. Im Frühjahr ist der Baubeginn geplant. Ebenfalls erfolgreich war die Hochschulleitung im Umbau der inneren Strukturen der FH. Neue Fachbereiche wurden gebildet, die Studiengänge neu zugeordnet und effektivere Strukturen eingerichtet. Seit dem Frühjahr liegt dem Ministerium ein detaillierter Struktur- und Entwicklungsplan vor, der die Weiterentwicklung und strategische Ausrichtung der Fachhochschule als Leitlinie für die Zukunft detailliert beschreibt. Ein Controllingsystem wird derzeit entwickelt, um die Verwaltung zu verbessern. Gleichzeitig kümmert sich die Hochschule verstärkt um ihre Absolventen: Ein Alumninetzwerk wurde gegründet und das 1. Nürtinger Ehemaligenwochenende vor wenigen Wochen war ein großer Erfolg. Und Pläne und Ideen für die nächsten Jahre gibt es genug: Die Weichen sind gestellt für e-learning, d.h. Lehreinheiten die über INTERNET und andere Medien der Fernlehre zur Verfügung gestellt werden. Bereits im nächsten Jahr soll eine Weiterbildungsakademie gegründet werden. Fortbildungsangebote sollen Berufstätige an die Fachhochschule locken.
Im Anschluss an den Rektor gab Frau Professor Dr. Margot Körber-Weik ihren Bericht zur Gleichstellung ab. Auch hier ging es um das Personal. Allerdings aus ihrer Sicht mit einer positiven Entwicklung: Die Zahl der weiblichen Mitarbeiter steigt, auch die der Professorinnen und der Studierenden.