FH Nürtingen erreicht 3500 Studierende

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- 1600 Bewerbungen zum Sommersemester - Wohnraum für Studierende wird wieder knapper -
NÜRTINGEN. (üke) Die Fachhochschule Nürtingen durchbricht im neuen Sommersemester 2002 die Rekordmarke von insgesamt 3500 Studierenden. Professor Dr. Gerhard Knecht, Prorektor der Fachhochschule, meldete anlässlich der Semestereröffnung am Montag, dass sich rund 1600 Interessenten für einen Studienplatz an der Fachhochschule beworben hätten. Zu gleichen Zeit verkündete Rektor Professor Klaus Fischer am Standort Geislingen, dass auch dort eine Marke gefallen ist: Der eintausendste Studierende wurde dort eingeschrieben.

Ebenfalls neu ist an der Hochschule auch ein neues Mitglied in der Professorenschaft: Dr. Alfred Ruther-Mehlis wird künftig als Professor für die Fachgebiete Stadtplanung insbesondere Projektmanagement den Fachbereich Landschaftsarchitektur, Umwelt- und Stadtplanung verstärken. Dr. Gerhard Knecht stellte für das abgelaufene Bewerbungsverfahren einen, nach seinen Worten, "teilweise atemberaubenden Trend fest". Mit 1600 Bewerbungen hätten rund 450 junge Menschen mehr als im Sommersemester des Jahres 2001 ihren Hut im Rennen um einen Studienplatz in den Ring geworfen. Ein strenger Numerus Clausus in einigen Fachbereichen ist die Folge. Dies gilt für die beiden Standorte Nürtingen und Geislingen gleichermaßen. 70 % aller Studierenden der Fachhochschule sind nun in einem der wirtschafswissenschaftlichen Studiengänge eingeschrieben. Und dort sind auch die Ausreißer in der Studierneigung zu finden. Sieben Bewerber rissen sich in der Betriebwirtschaft in Nürtingen um einen Studienplatz. In Geislingen, ebenfalls im Studiengang BWL, waren es sechs pro Hörsaalstuhl und auch für den dortigen Studiengang Wirtschaftsrecht haben sich fünf Interessenten auf einen Studienplatz beworben.
Das heißt nicht, so Dr. Knecht, der von Haus aus Professor im Studiengang Agrarwirtschaft ist, das die Fachhochschule eine rein wirtschaftswissenschaftliche Hochschule werde. Im Gegenteil. Gemeinsam haben während der letzten Wochen alle Beteiligten der Hochschule an einem Leitbild für die Fachhochschule gearbeitet. Die Interdisziplinarität, das heisst, das Nebeneinander von verschiedenen Fachbereichen und die Vielfalt der Lehrinhalte über die Studienganggrenzen hinweg, sind dort ausdrücklich festgeschrieben. Das neue Leitbild der Fachhochschule Nürtingen, für Dr. Knecht ein wichtiger Meilenstein für die Standortbestimmung und Weiterentwicklung der Fachhochschule Nürtingen. "Wir haben nun gemeinsame Leitsätze definiert, an denen wir gemessen werden sollen und gemessen werden wollen". Die Studierenden werden nach diesem Leitbild als Partner gesehen, die gefördert und allerdings auch gefordert werden sollen. Ein zentraler Punkt dabei ist die Ehemaligenarbeit. Wer heute die Hochschule betritt, ist bereits Absolvent von Morgen. Und um diese "alumni", wie sie im neuen Sprachgebrauch genannt werden, will sich die Fachhochschule verstärkt kümmern. Nach dem Motto "unsere Studierenden bleiben unsere Studierenden - auch nach dem Studium.
Bürgermeister Guido Wolf hörte dies gerne, da der Prozess der Leitbildentwicklung an der Fachhochschule nahtlos zum Konzept der Bürgerorientierung passt, das die Stadt mit Verve verfolgt. Ein Konzept, das nicht nur auf dem Papier steht. Pünktlich zum Semesterbeginn haben Auszubildende der Stadtverwaltung und der Fachhochschule ein neues Freiwilligenprojekt gestartet. Die jungen Leute betreuen zunächst die neuen internationalen Studierenden und organisieren einen Lotsendienst durch die Stadt und die verschiedenen Behörden und Dienstleistungseinrichtungen. Bürgermeister Wolf sieht darin einen Beitrag der Stadt für die neuen Studierenden, die er gerne in der Stadt begrüßt: "Dieser frische Wind tut uns allen gut".
Ein wichtiger Beitrag zur Betreuung ist traditionell das Wohnen und Essen. Rund 300 Wohnheimplätze werden derzeit durch das Studentenwerk Hohenheim angeboten. Für eine Stadt der Größe Nürtingens beachtlich. Allerdings ist es der Anspruch von Geschäftsführer Adolf Neubauer, diese Betreuungsleistung weiter zu verbessern und für Qualität zu sorgen. Das Thema Wohnraum bleibt in Studentenstädten immer aktuell. Die Studentenvertretung hatte im Vorfeld des Semesteranfangs bereits signalisiert, dass ähnlich wie in der Landeshauptstadt die Versorgung mit Wohnraum für die Studierenden in Nürtingen wieder an Brisanz zunimmt.
Ein gesellschaftliches Thema anderer Qualität bleibt die Gleichstellungspolitik. Frau Professor Dr. Margot Körber-Weik richtet regelmäßig das Wort an die neuen Stuierenden, um auf den Stellenwert dieses Themas an der Fachhochschule Nürtingen hinzuweisen. Dabei geht es der Gleichstellungsbeauftragten vor allem um gleiche Chancen, nicht nur im Beruf, sondern auch in der Familie. Und da sind es immer wieder die Zahlen, die aufhorchen lassen. Per Gesetz haben Frauen mehr Chancen denn je. In Führungspositionen befinden sich dagegen nur 5% des weiblichen Geschlechtes, eine noch geringere Zahl von Männern entschließt sich zum Erziehungsurlaub. Entwicklungen, die den Wein des Gleichstellungsanspruches unverändert verwässern. Immerhin ist der Anteil der Professorinnen an der Fachhochschule auf 10 Prozent gestiegen. Ein Fortschritt, so Dr. Körber-Weik, die nichts unversucht lässt, den Gleichstellungsgedanken auch bei den neuen Studierenden gleich bei Studienantritt zu vermitteln. Neben akademischem, leiblichem und sozialem Wohl kam auch das seelische nicht zu kurz: Die Vertreter der verschiedenen Studentengemeinden informierten darüber, dass auch die christliche Gemeinschaft auf dem Campus der Fachhochschule über Religionsgrenzen hinweg eine Heimat hat.