Eine Kuh ist wie ein Auto

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Die Kinderredakteure der Vorlesung „Was macht die Kuh außer muh?“ heißen Leo und Jakob Munzinger. Leo ist zehn Jahre alt und besucht die 5. Klasse des Ludwig Uhland Gymnasiums in Kirchheim, Jakob (8) geht in die 3. Klasse der Grund- und Hauptschule Jesingen.

Diesmal erlebten die jungen Gäste eine echte Vorlesung, der Professor erzählte und die jungen Studentinnen und Studenten hörten zu. Auf einer großen Leinwand ergänzten Bilder den Vortrag. Dass Professor Dr. Thomas Richter der Richtige für diese Vorlesung war, wurde schnell deutlich. Kühe sind sein Ein und Alles und er findet: “Kühe machen tolle Sachen!“
Kühe als Haustiere gibt es noch gar nicht so lange. Zwar jagten schon die Steinzeitmenschen die Auerochsen, aber als Haustiere werden Kühe „erst“ seit 8000 Jahren gehalten. Der letzte Auerochse wurde vor 400 Jahren gesehen. Dass die Kuh den Menschen viel nützt, ist die Botschaft Richters: Vor allem gibt sie Milch. Eine sehr gute Milchkuh gibt in ihrem Leben bis zu 100.000 Liter Milch, das sind zehn große Milchtanker voll! Genau so wichtig ist das Fleisch, das hauptsächlich von den Jungbullen kommt. Das Fleisch von alten Kühen kann man auch essen – das steckt manchmal im Fast-Food! Auch Leder und Horn liefern Kühe. Daraus macht man Sitzbezüge oder Kämme. Zu den Zeiten der alten Ritter wurden auch Trinkhörner daraus.
Früher wurden Ochsen vor Wagen gespannt. Professor Dr. Thomas Richter kann sich noch gut daran erinnern, dass er auf dem Bauernhof seines Großvaters auf dem Wagen sitzen und die Zügel halten durfte. Kühe werden auch zur Landschaftspflege eingesetzt. Früher war Deutschland von Urwald bedeckt. Da die Kühe junge Sprösslinge gefressen haben, entstand eine neue, nutzbare Fläche. „Die Wiese hat nicht der liebe Gott gemacht, sondern die Kuh“, zitiert der Professor den Journalisten Horst Stern.

Wenn es darum geht, wie die Kuh aussieht, ergab eine Umfrage, dass viele Kinder nur die lila Kuh aus der Werbung kennen! In Wirklichkeit hängt das Aussehen davon ab, wozu die Kuh gezüchtet wurde. Professor Richters Liebling ist das Braunvieh. Diese Kühe gibt es im Allgäu und sie sind sehr gute Läufer und Kletterer. Wer schon mal in den Bergen gewandert ist, wundert sich, wo die Kühe überall anzutreffen sind.
Faszinierend ist das Innenleben der Kuh. Sie hat vier Mägen und ist ungefähr 18 Stunden pro Tag mit Fressen und Wiederkäuen beschäftigt. Dabei wird das Gras in Zellulose umgewandelt. Man könnte eine Kuh also auch mit Papier füttern, da Papier auch aus Zellulose besteht! Zum Glück schläft die Kuh nur eine halbe Stunde pro Tag. Sonst hätte sie ja gar keine Freizeit!
Und was die Kuh mit einem Auto zu tun hat, lernten die Kinder in der Vorlesung auch: „Sie hat zwei Stoßstangen, zwei Scheinwerfer, Allrad-Antrieb mit Zwillingsreifen und Echtleder-Bezug im Kuh-Design. Extras ohne Aufpreis sind eine Raspelzunge, ein automatischer Fliegenwedel und ein Hochleistungszapfhahn.“ Bei so vielen Vorzügen würde Professor Richter eine Kuh sicher jedem Rennschlitten vorziehen. Auch wenn die nur eine Höchstgeschwindigkeit von 40 Stundenkilometern hat.
Am Ende der Vorlesung zog Professor Richter folgendes Fazit: Eine Kuh macht muh, viele Kühe machen ... ?!
Porträt
Professor Dr. Thomas Richter hat sich schon immer für Tiere interessiert. Er hat Tiermedizin studiert und viele Jahre als Tierarzt gearbeitet. Seine Hobbies haben fast alle mit Tieren zu tun. Außerdem isst er gerne gut. In diesem Sommer will er in Alaska paddeln. Sein Traum ist es, viel Zeit zu haben, um mit einem Wohnmobil durch Amerika zu fahren. Er verabscheut Gewalt und kann dumme Menschen nicht leiden. Dr. Thomas Richter ist 51 Jahre alt, verheiratet und hat drei Töchter.