Ein „schleppendes Ja“ zur Immobilie

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Der Blick auf das Podium, Michael Beck, Professor Dr. Bernd Falk und Armin Liebchen.

Der Blick auf das Podium, Michael Beck, Professor Dr. Bernd Falk und Armin Liebchen.

- Finanzforum von Immobilienfonds-Debakel geprägt -
NÜRTINGEN. (üke) Wohl selten war ein Thema so aktuell gewählt wie die Frage, ob denn die „Immobilie – eine Kapitalanlage mit Zukunft sei“. So geschehen auf dem diesjährigen 5. Finanzforum an der Hochschule Nürtingen am gestrigen Freitag. Und wohl selten hatten aktuelle wirtschaftliche Verwerfungen eine Hochschulveranstaltung derart dominiert. Wie eine Wolke schwebte der jüngste Immobilienskandal über der Veranstaltung.

Neutral und diplomatisch, wie es sich für einen Hochschullehrer gehört, musste der Leiter des Studienganges Internationales Finanzmanagement, Professor Dr. Kurt M. Maier, in der Begrüßung die Änderung der Tagesordnung bekannt geben. Ein Redner, ein Geschäftsführer der Frankfurter DEKA Immobilien Investment GmbH, musste entschuldigt werden. Er hatte im Strudel der Vorgänge um den gleichnamigen Immobilienfonds zwei Tage zuvor seinen Posten räumen müssen. War damit nicht schon die Frage nach der Zukunft der Kapitalanlage Immobilie beantwortet? Professor Dr. Bernd Falk, der Leiter des Starnberger Instituts für Gewerbezentren lieferte zunächst einen Situationsbericht über Strategien und Objekte bei Gewerbeimmobilien, dessen Tonlage eher in Richtung Moll als Dur tendierte. Die noch immer flaue Konjunktur und der schwache Konsum prägten das Bild. Beides sorgt beispielsweise bei großen Flächendiskountern für Wachstum, im Fachhandel für große Probleme, was in vielen Städten zu bedenklichen Folgen für die Innenstädte führt.
Doch es gibt Hoffnung. Falk sieht die Talsohle erreicht, Investoren könnten jetzt in die Immobilienanlage einsteigen. Ein Blick ins Ausland zeige, dass beispielsweise in den USA der deutsche Immobilienmarkt weit weniger pessimistisch als hierzulande beurteilt werde. Es gäbe erste Stimmen, die von „Germany is back“ sprechen. Der Wirtschaftsjournalist Klaus Friedrich Otto ergriff die Gelegenheit, um sein kurzes Referat über offene Immobilienfonds zu einer verbalen Breitseite gegen dieses Anlageinstrument zu nutzen. Die jüngsten Verwerfungen bei den offenen Immobilienfonds zeigten laut Otto, dass es sich um eine sehr gefährliche Anlagekonstruktion handeln würde. Zum anderen seien diese Fonds nie zu einem Exportschlager geworden. Otto sieht dieses Produkt am Ende, mit negativen Folgen für die Anleger und auch für jene, die als Berater dafür warben.
Martin Beck vom Bankhaus Ellwanger und Geiger musste dem widersprechen und mahnte zur Differenzierung. Trotz der Schieflage einiger Produkte bleiben offene Immobilienfonds eine sichere langfristige Anlageform. Letztlich entscheide die Risikobereitschaft der Anleger über die Anlageform. Das Debakel um manchen offenen Fonds macht es nur umso notwendiger, dass mehr Klarheit darüber herrscht, was denn Immobilenvermögen tatsächlich wert sind. Beck formulierte selbst, dass es auf den ersten Blick nicht klar sei, was den Wert von Immobilien bestimme. Diese indirekte Forderung nach mehr Transparenz machte Armin Liebchen zum Kernsatz seiner Argumentation, Liebchen, Leiter Immobilien Consulting der Berliner SmartDEVELOPER GmbH, geht es darum, gerade bei den Anlegern Vertrauen zu erzeugen, die noch nie in Immobilien investiert haben. Das geht nur über Risikoanalysen für die Anleger und ein Rating, wie es die neuen Basel II Kriterien vorschreiben. Die Erklärung für das Rating lieferte Liebchen gleich mit: „Dies ist die Beurteilung eines Versprechens“. Der ganze Immobilienmarkt brauche Optimismus. Anleger müssen auch transparent über die Risiken aufgeklärt werden. Die übliche Verkehrswerte bilden diese nicht ab. Der derzeitige Abschwung des Marktes bietet für Liebchen Chancen für neuen Schwung, aber dafür sei vor allem Glaubwürdigkeit und Transparenz notwenig. Eine richtige Antwort auf die Frage nach der Zukunft der Anlageform Immobilie war dies alles nicht. Zu einer wagen Antwort ließ sich nur Dr. Falk hinreißen. Ein „schleppendes Ja“ zur Immobilie formulierte er, allerdings nur bei gewerblichen Objekten, die definierte Nischen abdecken, zum Beispiel im Bereich Fitness, Wellness und Gesundheit. Zum Ende stelle Prof. Dr. Maier die Frage in den Raum, ob es sich bei der derzeitigen Krise der offenen Immobilienfonds nicht auch um ein Problem der deutschen Immobilienbewertung handele.