Die Zukunft gestalten, nicht darüber reden

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Auch das Fernsehen berichtete über die Bildungsmesse und zeigte während der Berichtserstattung aus Peking den deutschen Pavillion.

Auch das Fernsehen berichtete über die Bildungsmesse und zeigte während der Berichtserstattung aus Peking den deutschen Pavillion.

- Hochschule für Wirtschaft und Umwelt auf Bildungsmessen in China -
NÜRTINGEN. (üke) China ist der Markt der Zukunft. Und das Rennen um Marktanteile ist in vollem Gange. Nach den großen deutschen Firmen engagieren sich immer mehr Mittelständler im Reich der Mitte und auch die deutschen Hochschulen blicken nach Osten. Die Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen Geislingen strebt dabei den Studentenaustausch mit chinesischen Hochschulen an. Vor allem die Studierenden des Studienganges Internationales Finanzmanagement sollen die Möglichkeit bekommen, ihr Auslandsjahr, das Teil des Studienplanes ist, in China zu verbringen. Unter dem Dach von „Baden-Württemberg international“, der Marketingagentur des Landes, ist die Hochschule in diesen Tagen auf zwei Bildungsmessen in Peking und Shanghai vertreten.

Deutschlands Wirtschaft und sein Bildungssystem genießen in China einen ausgezeichneten Ruf. Entsprechend groß ist das Interesse an den Ständen der 30 vertretenen Hochschulen, die in einem gemeinsamen Pavillion des DAAD (Deutscher Akademischer Austauschdienst) auftreten. Und vor allem Baden-Württemberg ist den jungen Chinesen ein Begriff. Zwar machen sich viele der jungen bildungshungrigen Messebesucher falsche Vorstellungen von einem Studium in Deutschland - trotzdem, zum Teil haben sich viele Messebesucher im Vorfeld detailliert informiert. Den Fächern Landschaftsarchitektur, Medien und Design gilt das Hauptinteresse. Einigen Messebesuchern in Peking war sogar das Nürtinger Studienangebot bekannt. Der Wunsch nach Bildung ist enorm. Allein durch die Größe des Landes und der Bevölkerungszahl herrscht ein gnadenloser Wettkampf um qualifizierte Jobs. Und dafür legen dann auch ganze Familien ihr Geld zusammen, um dem einzigen Spross die Türen für eine berufliche Karriere zu öffnen. Trotz eines beispiellosen Ausbauprogrammes der Regierung, gibt es in China noch immer zu wenig Studienplätze. Was bleibt ist oft der Weg ins Ausland. Und dabei spielt als Ziel für viele Chinesen neben Australien und den USA auch Deutschland eine Rolle. Die Hürden sind hoch. So verlangt die Nürtinger Hochschule neben entsprechenden Noten und geprüften Unterlagen einen harten Sprachtest. Davon lassen sich die angehenden Studierenden nicht abschrecken. Bereits nach dem ersten Messetag war der Großteil der Nürtinger Prospekte aufgebraucht.
Die Bildungsmesse ist jedoch nicht der Hauptgrund für die Chinapräsenz der HfWU. Chinesische Bewerber gibt es auch in Nürtingen bislang schon mehr als genug. Vielmehr sollen die Studierenden des Studiengangs Internationales Finanzmanagement ihre zwei Auslandssemester in China verbringen können. Und dazu bedarf es einer chinesischen Partnerhochschule. Peking als Regierungssitz und Dienstleistungsmetropole und vor allem Shanghai als Finanzplatz sind dabei wichtige und attraktive Ziele. Die Nürtinger Finanzstudierenden müssen ein Jahr im Ausland verbringen. Bislang können sie dies in England, der Schweiz, den USA, in Südafrika, Korea und Japan tun. China fehlt noch in diesem Netzwerk, ist aber unverzichtbar. Vor allem in Shanghai spielt die Musik. Dies wird dem Besucher bereits nach wenigen Stunden klar. Die Chinesen selbst sind sich dessen und der Anziehungskraft ihrer Metropolen bewusst. Passend dazu ist der Werbeslogan einer Firma in Shanghai „Wir reden nicht über die Zukunft, wir gestalten sie“, ein Motto, das auf die ganze Stadt passen könnte. Nicht viel anders ist Peking. Ein Student aus Nürtingen ist bereits vor Ort: Johannes Jörg studiert Landschaftsarchitektur und verbringt sein Praxissemester in einem Planungsbüro der Tsinghua University mit Projekten für die olympischen Spiele. „Die arbeiten hier bis zum Umfallen, zur Not werden im Büro ein paar Stunden geschlafen.“
Zwar ist es nicht so, dass die Universitäten, die von dem Nürtinger Hochschulvertreter auf die Hochschule aus der schwäbischen Provinz gewartet hätten. Aber, leere Hände sehen anders aus: Die Tsinghua University in Peking würde gerne weitere Praktikanten aus Nürtingen aufnehmen. Mit der University of International Business and Economics und der Central University of Finance and Economics könnte ein Austausch zustande kommen und auch das Shanghai International Banking and Finance Institute würde Studierende der Betriebswirtschaft und des Finanzmanagement als Praktikanten beschäftigen. Noch bis Sonntag läuft die China Education Expo Shanghai, begleitend dazu werden noch weitere Gespräche mit möglichen Partneruniversitäten geführt.
G. Schmücker, 19.10.2005