Die Politik beeinflusst die Mobilität

Published at
Ministerialdirektor Wolfgang Fröhlich (3.v.l.) vom baden-württembergischen Wissenschaftsministerium am Stand des Landes auf der NAFSA in Salt Lake City.

Ministerialdirektor Wolfgang Fröhlich (3.v.l.) vom baden-württembergischen Wissenschaftsministerium am Stand des Landes auf der NAFSA in Salt Lake City.

- FH-Nürtingen auf internationaler Hochschulkonferenz – Terror, SARS und Krieg überschatten die Messe -
SALT LAKE CITY (üke). Jedes Jahr präsentiert sich das Land Baden- Württemberg als hochqualitativer Hochschulstandort auf der NAFSA Konferenz in den USA. In dieser Woche findet diese Messe zum 55. Mal in Salt Lake City statt. Das gesamte Spektrum der baden-württembergischen Hochschullandschaft wird dort einem internationalen Publikum vorgestellt. Mit vertreten auf dem Gemeinschaftsstand des Landes ist auch die Fachhochschule Nürtingen. Rund 400 Aussteller aus Ländern sind vor Ort vertreten. Die ideale Plattform, um in dem weltweiten Wettbewerb um qualifizierte Studierende, die eigenen internationalen Aktivitäten und Partnerschaften der Fachhochschule zu vermitteln.

Mit rund 5000 Teilnehmern ist die jährliche amerikanische NAFSA Konferenz eine der größten internationalen Hochschulkonferenzen weltweit. Doch das Bild hat sich gewandelt. Deutlich ruhiger geht es in der Ausstellungshalle zu. Nur hinter vorgehaltener Hand erklären die amerikanischen Kollegen, dass Irakkrieg und die vermeintlichen und tatsächlichen Terrordrohungen das Thema der internationalen Studierendenmobilität negativ beeinflussen. Vor allem amerikanischen Studierende nehmen weniger an Austauschprogrammen teil und interessieren sich auch weniger für Fremdsprachen. Ausgerechnet die USA, die unangefochten die Führungsrolle in der Welt einnehmen, geraten so in Gefahr, beim internationalen Studierendenaustausch ins Hintertreffen zu geraten. Der FH-Nürtingen geht es nicht nur darum, die Beziehungen zu den amerikanischen Partneruniversitäten zu pflegen. „Die NAFSA ist der ideale Ort, um nahezu alle unsere Partner aus den verschiedenen Ländern zu treffen. Damit lassen sich einige Reisen sparen“, so der offizielle Vertreter. Viele Kooperationsprogramme der Fachhochschule wurden auf früheren NAFSA Konferenzen angestoßen. Nicht nur mit Hochschulen aus Übersee, sondern auch aus anderen europäischen Ländern. Gespräche mit den Partnern aus der Schweiz, Frankreich aber auch aus Korea und Mexiko stehen in diesem Jahr auf dem Programm. Zum anderen geht es vor allem darum, neue Programme, die bereits im letzten Jahr oder bei anderen Gelegenheiten entwickelt worden sind, entgültig zu beschließen. Termine mit Vertretern aus Australien, Japan und Hong Kong wurden bereits vor der Konferenz vereinbart. Mit einer südafrikanischen Universität werden die letzten Details geklärt, damit dann ein Kooperationsvertrag unterzeichnet werden kann.
Noch bis Ende dieser Woche werden in der Olympiastadt am großen Salzsee die Vertreter von Hochschulen aus der ganzen Welt konferieren. Die amerikanischen Gastgeber sind vor allem mit sich selbst beschäftigt. In der Folge der Septemberattentate erließ das neue Ministerium für Heimatschutz Regelungen, die den Zugang internationaler Studierender an die amerikanischen Universitäten behindern. Die NAFSA, als die Organisation für die internationale Hochschulzusammenarbeit, beklagt selbst ein feindliches Klima für internationale Studierende. So ist spürbar, dass die allgemeine Stimmung an den US-Universitäten nicht die Beste ist. Der Grund dafür ist einfach: Den internationalen Austausch im Bereich der Bildung zu fördern, steht auf der Prioritätenliste der Regierung nicht mehr weit oben.
Die Teilnehmer der anderen Staaten ficht dies nicht an. Wer immer im Bereich internationaler Programme und Partnerschaften etwas erreichen will, ist auf der NAFSA Konferenz vertreten. Wenn auch zum Teil mit begrenzten Ressourcen: Viele Messestände und Materialien der Teilnehmer wurden vom amerikanischen Zoll nicht rechtzeitig abgefertigt und blieben im Geflecht der intensiven Kontrollmaßnahmen hängen. Zwei Partnerhochschulen der Fachhochschule Nürtingen sind davon betroffen und auch der Vertreter der Fachhochschule selbst: „Außer den Visitenkarten habe ich hier nichts zu verteilen“. An den schicken Nürtinger Prospekten erfreut sich derzeit der amerikanische Zoll.
28.05.2003, G. Schmuecker