Die Evidenz der Kunst

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Prof. Dr. Judith Siegmund nahm in ihrem Referat zur Evidenz auf ein gleichnamiges Kunstprojekt des chinesischen Konzeptkünstler Ai Weiwei Bezug. (Foto: HfWURenner)

-Fachtagung an der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt (HfWU) in Nürtingen beleuchtete Verhältnis von Kunst und Wissenschaft in den Künstlerischen Therapien -

NÜRTINGEN(hfwu). Die Jahrestagung der Wissenschaftlichen Fachgesellschaft für Künstlerische Therapien (WFKT) fand erstmals an der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen (HfWU) statt. Unter dem Motto „Evidence of Art – Art of Evidence“ widmete sich die Konferenz forschungsmethodischen Entwicklungen und thematisierte die interdisziplinären Herausforderungen in der Psychotherapieforschung.

Der Rektor der Hochschule, die Prorektorin für den Bereich Forschung und Transfer, der Dekan der Fakultät – allein die personelle Präsenz der Hochschulleitung bei der WFKT-Jahrestagung an der HfWU in Nürtingen unterstrich, dass es der Hochschule ein wichtiges Anliegen ist, die Wissenschaftlichkeit und interdisziplinäre Kooperationen in Praxis und Forschung im Bereich der Künstlerischen Therapien voranzubringen. Die HfWU ist die einzige staatliche Hochschule in Deutschland mit grundständigen Studiengängen im Bereich Künstlerische Therapien. Erstmals fand die Jahrestagung der Wissenschaftlichen Fachgesellschaft für Künstlerische Therapien (WFKT) in den Räumen der Hochschule statt. Unter dem Motto „Evidence of Art – Art of Evidence“ diskutierten die Teilnehmenden der Tagung wissenschaftliche und künstlerische Forschungsansätze, sowie deren Anwendungen in den Künstlerischen Therapien.

Neben den Vertreterinnen und Vertretern aus der Hochschulleitung begrüßte die Tagungsleitern Prof. Dr. Constanze Schulze-Stampa, Studiendekanin im HfWU-Masterstudiengang Kunsttherapie und erste Vorstandsvorsitzende der WFKT, die Tagungsgäste. Im Auftaktreferat schlug Prof. Dr. Judith Siegmund zum Verständnis des Begriffs Evidenz einen weiten wissenschaftshistorischen und philosophischen Bogen, von Kant bis ins 21. Jahrhundert. Der Begriff der Evidenz gewann seine Bedeutung in der Ästhetik und Kunstphilosophie im 18. Jahrhundert, so die Professorin für philosophische Ästhetik an der Zürcher Hochschule der Künste, „in ihm verbinden sich die Objektivität von etwas, das evident wird, mit der Subjektivität eines inneren Erlebens im Moment, in dem dieses Etwas einleuchtet“. Im 20. und 21. Jahrhundert habe der Gedanke, künstlerisches Handeln und Wirken sei in der Lage, etwas ‚auf den Punkt zu bringen’, im Rahmen des sozialtheoretischen Denkens der Künste an Bedeutung gewonnen. Dies insbesondere auch im Zusammenhang mit der künstlerischen Forschung als auch im Zuge dekolonialer und queerfeminstischer Bewegungen in den Künsten selbst.

Weitere Vorträge des zweitägigen Tagungsprogramms befassten sich unter anderem mit der Frage, wie die Künstlerischen Therapien von der Psychotherapieforschung profitieren können, mit der Wirksamkeitsforschung der Tanztherapie bei Trauma-Störungen und den Methoden der Musiktherapie in der geriatrischen Pflege. Im Rahmen des Auftakts der Jahrestagung wurde in feierlichem Rahmen zudem die Wanderausstellung "Kaleidoskop" eröffnet. Sie gibt auch einem nicht fachkundigen Publikum einen Einblick in die vielfältigen Möglichkeiten und Potenziale der Kunsttherapie und ist noch bis zum 2. Dezember in Nürtingen zu sehen (Sigmaringer Straße. 12/5).