Das Wie kommt vor dem Was - Vortrag zu S21-Bürgerbeteiligung

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Beate Voskamp von der Mediator GmbH.

- gelingende Bürgerbeteiligung am Beispiel Rosensteinviertel/Stuttgart 21, Vortrag im Rahmen des Studium generale an der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt (HfWU) in Nürtingen -

NÜRTINGEN. (hfwu) Das Rosensteinviertel ist ein städtebauliches Filetstück in Stuttgart. Wie es nach der Fertigstellung von Stuttgart 21 gestaltet werden soll, darum geht es in einem Bürgerbeteiligungsprozess. Wie dieser gelingen kann, das zeigte ein Vortrag im Rahmen des Studium generale an der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt (HfWU).

Kaum ein Thema wurde in Stuttgart so emotional diskutiert wie das Bahnprojekt Stuttgart 21. „Mit Blick auf die vergangenen Jahre war das eine der schwierigsten Ausgangslagen für eine Moderation“, sagt Beate Voskamp. Sie leitet den „Informellen Bürgerbeteiligungsprozess Rosenstein“. Die Initiative der Stadt hat sich zum Ziel gesetzt, einen stadtweiten informellen Beteiligungs- und Dialogprozess über die Entwicklung des Rosensteinviertels in Gang zu bringen. Der neue Stadtteil soll nach der Fertigstellung von Stuttgart 21 auf dem Gleisvorfeld entstehen, direkt hinter dem Hauptbahnhof, eingebettet zwischen Nordbahnhofviertel, Rosensteinpark und Schlossgarten.

Bei einem Vortrag im Rahmen des Studium generale an der HfWU in Nürtingen berichtete Voskamp vom Vorgehen und ihren Erfahrungen im Mediationsprozess zur Gestaltung des 85 Hektar großen Rosensteinareals in bester Stuttgarter Wohnlage. Weit mehr als hundert Zuhörer, vorwiegend Landschaftsplaner und -architekten, waren zu der Veranstaltung gekommen. Um die Menschen mit ins Boot für die Zukunftsgestaltung des Areals zu holen stellte das Team um Beate Voskamp verschiedene Mitspracheformen auf die Beine. So fanden im Forum Rosenstein ausgewählte Bürger und Vertreter des Gemeinderats zusammen. Das Forum befasste sich mit der Frage, wie das Beteiligungsverfahren selbst gestaltet werden kann und mit der Konkretisierung der Prozessergebnisse. Im Rahmen von drei öffentlichen Veranstaltungen konnten sich die Bürger über das Projekt informieren, vor allem aber ihre Interessen und Bedürfnisse artikulieren und diskutieren. Ein weitere Form der Beteiligung waren die offenen Formate. Hier organisierten sich eigenständige Interessensgruppen, um die Themen der Beteiligung in die Stadtgesellschaft hineinzutragen und zu diskutieren. Darüber hinaus beleuchtete eine Expertengruppe einzelne Themenfelder des Projekts und ergänzte die Bürgerbeteiligung durch das eingebrachte Fachwissen.

Die organisatorischen Fäden des Ganzen hielt ein Steuerungsteam in der Hand, zu dem der Stuttgarter Oberbürgermeister, die Baubürgermeisterin, Vertreter des Stadtplanungsamts und die Mediatoren um Beate Voskamp gehörten. Schließlich flossen alle eingebrachten Interessen und Bedürfnisse in einen Kriterienkatalog ein. Dieser legt fest, welche Kriterien bei zukünftigen Planungen, Entwürfen und Beteiligungen zu beachten sind. Ein beschlossenes Memorandum fasst die maßgeblichen Leitgedanken und grundlegenden Interessen der Bürger zusammen.

„Unerlässlich ist ein wertschätzender Umgang aller Beteiligten“, so ein Fazit von Beate Voskamp. Besonders wichtig ist für die Landschaftsarchitektin bei solchen Prozessen zudem das gegenseitige Vertrauen und eine grundsätzliche Offenheit der Beteiligten für neue Denkansätze und Strategien. Eine weitere Grunderkenntnis mit Blick auf das Gelingen von solchen Bürgerbeteiligungsprozessen: Bevor über etwas gestritten wird, sollte geklärt werden, wie gestritten wird. „Das Wie muss vor dem Was kommen", so die Mediationsexpertin.