Aus dem Klassenzimmer in den Hörsaal

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- Schüler des Max-Planck-Gymnasiums im GIS-Labor der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt -
NÜRTINGEN. (üke) Was kann einem Gymnasium besseres passieren, als in unmittelbarer Nähe zu einer Hochschule zu sein? An der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt in Nürtingen werden Schüler des Max-Planck-Gymnasiums mit Geographischen Informationssystemen (GIS) vertraut gemacht. Seit vielen Jahren werden an der Hochschule diese EDV-Instrumente im Studiengang Landschaftsarchitektur und -planung eingesetzt. Doch auch im Geographieunterricht können Schüler und Lehrer gleichermaßen davon profitieren.

Ständig werden Lehrpläne und die Anforderungen an die Schulen verändert. In den neuen Bildungsplänen und Bildungsstandards ist festgelegt, dass der sachgerechte, kritischen Umgang mit konventionellen und neuen Medien und Arbeitstechniken eine hohe Priorität genießt. Die Geographischen Informationssysteme (GIS) stehen als fachrelevantes Werkzeug im Lehrplan des Faches Geographie. Unbeantwortet bleibt die Frage, wie die Schulen an die fehlende Hard- und Software kommen sollen und wie die Lehrer die bislang fehlende Ausbildung in der GIS-Anwendung erhalten können. Wie diese Lücke geschlossen werden kann, soll im Rahmen eines Forschungsprojektes am Institut für Angewandte Forschung der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt am Standort Nürtingen untersucht werden. Seit Montag findet an der Hochschule findet ein Pilotprojekt statt, in dem Studierende eine Unterrichtseinheit für die gymnasiale Oberstufe konzipieren und den Schülern wichtige Handwerkzeuge der Geographie näher bringen.

Drei Studierende der Vertiefungsrichtung Landschaftsplanung unterstützen die Lehrer als "GIS-Trainer" und bieten ihnen eine professionelle Unterstützung. Die Studierenden erwerben sich im Rahmen des Studiums in GIS-Anwendungen Expertenwissen. Ihr Einsatz als „GIS-Trainer“ soll somit dazu beitragen, dass die Unterrichtseinheit ein hohes fachliches Niveau erhält.
„Für die Studentinnen ist es eine große Herausforderung die eigene Kompetenz an Schüler weiterzugeben. Sie müssen ihren eigenen Sachstand kritisch hinterfragen und ihn auf seine Plausibilität und eventuelle Verständnislücken prüfen“ so Projektleiter Professor Dr. Roman Lenz. „Der Lernerfolg ist also nicht nur für die Schüler garantiert“. Seine Rechnung, bei Studierenden Lernanreize zu schaffen, ging voll und ganz auf. In kürzester Zeit hatten sie mehrere Unterrichtsbausteine entwickelt, die miteinander kombiniert werden können.
Am vergangenen Montag wurde im hochschuleigenen GIS-Labor die erste Unterrichtseinheit erprobt. Steffen Heilmann, Erdkundelehrer am Max-Planck-Gymnasium, hatte sich mit seiner Abiturentenklasse als „Versuchskaninchen“ bereitgestellt. Mit großem Erfolg: Schüler und Lehrer gleichermaßen hatten kein Problem damit, von Studierenden unterrichtet zu werden. Im Gegenteil: „Es hat Spaß gemacht und gelernt haben wir auch einiges“. Lenz sieht den positiven Nebeneffekt, „dass solche Veranstaltungen den Dialog zwischen Hochschule und Schule, zwischen Schülern und Studierenden fördern“. Die Schüler erhalten nicht nur einen Einblick in die Welt der Geographischen Informationssysteme. Sie lernen den EDV-Einsatz in den sogenannten "grünen" Berufen kennen. Das kann für sie - in der wichtigen Entscheidungsphase, kurz vor Abschluss des Abiturs - eine Orientierungshilfe für die spätere Berufs- und Studienwahl sein.
Nürtingen, 08. Juni 2005