Alte Autos sind wertvolle Ersatzteillager

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- Studierende der FH-Nürtingen legen Studie für Mercedes Altwagen vor -
NÜRTINGEN. (üke) Man kennt die Fernsehbilder: Ob Kairo, Beirut, Istanbul, Taschkent oder Sofia: Wann immer Bilder aus osteuropäischen oder Nahost Metropolen über den Bildschirm huschen, fallen im Straßenbild ältere Karossen auf, die einst als chromblitzende Nobelwagen die Untertürkheimer Fließbänder verließen. Noch heute sind alte "Benz", der Herstellungsjahre 1975-90 vielgesuchte Objekte auf den Gebrauchtwagenmärkten im In- und Ausland.

BWL-Studierende der Fachhochschule habe sich nun mit diesem sehr speziellen Markt der Altautomobile beschäftigt. Auftraggeber für die Studie war die Mercedes-Benz ATC GmbH. Seit 1996 werden von diesem Daimler-Chrysler Tochterunternehmen alte Mercedes Limousinen professionell demontiert, um genügend alte Ersatzteile für die vielen etwas betagten Mercedes Modelle zu erhalten, die europaweit und in Nordafrika immer noch zum Straßenbild gehören. Der Markt ist groß und die Nachfrage nach werksgeprüften Garantieteilen ist enorm. Was fehlt sind jedoch genügend Altwagen, die sich ausschlachten lassen. Von den 260 000 Mercedes Wagen, die jährlich in Deutschland abgemeldet werden, bleiben nur 15 000 im Land. Der Rest landet auf verschlungenen und zum Teil obskuren Wegen in Osteuropa und in Nordafrika.
Die Mercedes ATC GmbH hat nun die Studierenden der Nürtinger Fachhochschule damit beauftragt, eine Marketingkonzeption dafür zu entwickeln, dass mehr Eigentümer ihre Altwagen zur Verwertung der Konzerntochter zur Verfügung stellen, anstatt sie an professionelle Aufkäufer aus aller Herren Länder zu verkaufen. Die alten E- und S-Klassen sind bis heute auch in der heimischen Bevölkerung beliebt. Studenten, Landwirte aber auch viele Halter mit höheren Einkommen, fahren bis heute die bis zu 25 Jahre alten Wagen. Drei studentische Gruppen haben sich unter der Projektleitung von Frau Professor Dr. Iris Ramme damit beschäftigt, wie genau diese Zielgruppen zu gewinnen sind. Das Mercedes Altteilcenter ist darauf angewiesen möglichst viele der Altwagen zu bekommen, wenn sich die Halter entschließen einen neuen Wagen zu kaufen. Für die ATC ist dieser Weg der Verwertung auch ein Umweltschutzkonzept. Alle noch marktfähigen Autoteile werden als geprüfte und überholte Gebrauchtteile in den Teilekreislauf zurück geführt.
Die Marketingkonzepte der Studierenden haben die Auftraggeber überzeugt: Die Lösungsansätze waren zum Teil so simpel wie überzeugend. Alle Studierenden haben zunächst den Markt analysiert. Wieviel Altwagen sind auf dem Markt überhaupt für den Aufkauf verfügbar? Schon in diesem Schritt unterteilten die Studierenden die Gruppen, die überhaupt noch im Besitz der "alten Daimler" sind. Die Konzepte werden umgesetzt. So schlug eine Gruppe vor, allen Besitzern, die ihren Wagen an das ATC verkaufen, originalgetreue Automodelle im Maßstab 1:48 zur Verfügung zu stellen. Wie eine Direktmarketing Agentur mußten die Studierenden ihre Arbeiten vor der Geschäftsleitung präsentieren. Stefan Mareien, Marketingleiter der Mercedes ATC GmbH, überreichte jetzt Preise an die Studierenden. Mareien war angetan: "Die Konzepte sind kreativ und vor allem auch finanzierbar." Er ist sich sicher, dass die studentischen Ideen in seinem Unternehmen auch in die Tat umgesetzt werden. Frau Dr. Iris Ramme begrüßt diese prompte Reaktion des Auftraggebers: "Unserer Studierenden sollen schließlich praxisbezogen ausgebildet werden. Gerade im Marketing ist es wichtig, dass kreative Konzepte nicht am grünen Tisch, sondern unter möglichst realen Bedingungen entwickelt werden". Aus diesem Grund bietet die Nürtinger Professorin ihren Studierenden immer wieder Projekte aus der Praxis zur Bearbeitung an. Von Gesichtspflegemitteln für Herren, über Joghurt bis hin zu alten Mercedes Limousinen reicht nun das Spektrum, das die Marketingstudenten der Fachhochschule Nürtingen bereits bearbeitet haben.