32. Tag der Immobilie an der HfWU

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Gunnar Herm sieht weiter anhaltende Auswirkungen der Immobilienkrise in den USA auch für Deutschland.

Gunnar Herm sieht weiter anhaltende Auswirkungen der Immobilienkrise in den USA auch für Deutschland.

Studierende der Hochschule beteiligten sich aktiv mit Fragen an die Referenten.

Studierende der Hochschule beteiligten sich aktiv mit Fragen an die Referenten.

Mit einer Schramme davon gekommen

NÜRTINGEN. (AB) Die Subprime-Krise in den Vereinigten Staaten von Amerika hat die globale Wirtschaftswelt getroffen. Auslöser war die Immobilienfinanzierung in Übersee. Beim 32. Tag der Immobilie an der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt in Geislingen (HfWU) standen die Ursachen und Folgen im Mittelpunkt der Vorträge. Demnach scheint der deutsche Markt mit einer Schramme davon gekommen zu sein.

Wie sich der deutsche Immobilien- und Investmentmarkt gegenwärtig darstellt, beleuchtete Dr. Tobias Just von der Deutschen Bank. Inwieweit die Immobilienkrise in den Vereinigten Staaten die Märkte bei uns beeinflusst, machte er anhand der Entwicklungen der vergangenen Jahre deutlich. Mit dem starken Anstieg der Wohnungs-preise in den USA Ende der 1990er Jahre fing es an, und es endete abrupt Ende 2006. Die Immobilienpreise fielen in den Keller, während die Zinsen kletterten – viele Kreditnehmer konnten daraufhin ihre Schulden nicht mehr begleichen. Die Folge war, dass weltweit Banken in Schieflage gerieten. In den USA wurden die Zinsen gesenkt und die Kriterien für Kreditvergaben verschärft. Auch deutsche Banken waren davon betroffen. Dennoch zeichnet Tobias Just kein düsteres Bild für den Immobilienmarkt: „Die Korrektur der Übertreibungen hat begonnen.“ Ein reinigendes Gewitter sei über Europa und Deutschland hereingebrochen, damit einher gehe eine Abkühlung des Wirtschaftsklimas. Doch die Immobilienrenditen in Deutschland seien zunehmend stabil. Natürlich würden die Auswirkungen der Subprime-Krise noch lange nachklingen, doch gerade Immobilien blieben ein gefragter Vermögenswert.Dass aus der Krise neuer Mut und vor allem Lehren gezogen werden müssten, brachte Elmar Braunstein, Vorstandsvorsitzender der Volksbank Strohgäu eG, auf den Punkt. Insbesondere die Kreditvergabe der US-Banken prangerte er an. Wer sich ohne Einkommen und Sicher-heiten verschulde, berge ein hohes Kreditausfallrisiko insbesondere bei steigenden Zinsen. Verschärft hätten das ganze Szenario die Verbriefungen von Forderungen, sodass eine Risikoabschätzung kaum mehr möglich gewesen sei. Braunstein übte Kritik an der Bankenaufsicht, mangelnden Kontrollen und Ratingagenturen. Dass dazu noch die Spekulanten vor lauter Gier ihr Hirn aus-geschaltet hätten, sei beschleunigend hinzugekommen. Er forderte international einheitliche Standards für die Bankenaufsicht und ein Risikomanagement. Insbesondere plädierte er für die Einhaltung der Grundsätze eines ehrbaren Kaufmanns – die Verantwortung für das Unternehmen, die Mitarbeiter und die Gesellschaft als Ganzes.Mit Spannung wurde der Beitrag von Hans-Georg Heinscher, Attac Deutschland e.V., erwartet. Er musste absagen, sodass Prof. Dr. Thomas Kinateder, Dekan des Studiengangs Immobilienwirtschaft, dessen Part als Globalisierungskritiker übernahm. Attac stößt dabei in die gleiche Richtung wie der Vorstandsvorsitzende der Volksbank Strohgäu. Die Verbriefung und Bündelung von Forderungen zu Spekulationszwecken hätten das Platzen der Blase vorangetrieben.Wege in die Zukunft zeichnete Gunnar Herm von der Münchner UBS. Allerdings schickte er voraus, dass er nicht wisse, ob das Ende der Krise bereits erreicht sei. „Es sind weiterhin Korrekturen zu erwarten“, sagte er. Bezogen auf den Immobilienmarkt müsse man sich wieder mehr mit der Immobilie beschäftigen und diese in den Mittelpunkt stellen. Er erwarte jedoch eine niedrigere Rendite aufgrund des geringeren Wirtschaftswachstums.Nach Expertenmeinung werden uns die Auswirkungen der Immobilienkrise also noch eine Weile beschäftigen. Am Ende des Immobilientages präsentierte Dr. Karl Hamberger, Partner der Ernst Young AG, Einblicke in die seit Jahresbeginn gültige gesetzliche Regelung zur „Zinsschranke“, die die steuerliche Behandlung von Zinsen bei Unternehmen regelt. Im Einkommensteuergesetz ist geregelt, wann ein beschränkter beziehungsweise unbeschränkter Zinsabzug möglich ist.