20 Jahre Forschung an der HfWU

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Das Nürtinger Solardachinfo ist ein Projekt, das aus der Arbeit des Instituts für Angewandte Forschung hervorging.

- Das Institut für Angewandte Forschung feiert Geburtstag -

 

NÜRTINGEN. (üke) Forschung und Fachhochschulen. Dieses Begriffspaar ging lange Zeit nicht zusammen. Die „alten“ FH´s standen für praxisbezogene Lehre und die Forschung galt als Domäne der Universitäten. Diese Zeiten sind vorbei. Auch an der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen (HfWU) wird geforscht. Seit zwei Jahrzehnten gibt es hier das zentrale Institut für Angewandte Forschung (IAF).

 

In diesen 20 Jahren hat sich einiges verändert. Als 1990 Professor Dr. Karl-Josef Durwen zusammen mit zwei Kollegen das damalige Institut für Innovation und Transfer (IIT) an der damaligen FH-Nürtingen aus der Taufe hob, galt die Forschung als ein exotischer Zeitvertreib und nicht als Dienstaufgabe der Professoren. Sie sollten und hatten sich auf die Lehre zu konzentrieren.

Schon der damalige Name des Instituts machte deutlich, wohin die Reise nach dem Willen der Politik gehen sollte: Wissenstransfer aus der Hochschule in die vor allem mittelständische und regionale Wirtschaft. Zu Beginn hatte das Nürtinger Institut die bescheidene Zahl von vier Mitgliedern und konzentrierte sich auf die Schwerpunkte Landschaftsentwicklung und Landschaftsinformatik. Schon fünf Jahre später hatte das Institut zehn Mitglieder und ein Dutzend Mitarbeiter.  Zum selben Zeitpunkt hatte das Institut fast eine Million D-Mark an externen Forschungsgeldern eingeworben. Kurze Zeit später wurde das Institut in das heutige „Institut für Angewandte Forschung“ umgewandelt. Unter der Leitung von Professor Dr. Roman Lenz weitete sich dann auch die inhaltliche Forschungsarbeit aus: Eine Abteilung Volks- und Betriebswirtschaft kam hinzu und heute werden die meisten Forschungsaktivitäten aller Fakultäten unter dem zentralen Dach des IAF abgewickelt. Noch immer verfolgt das Institut den Transfergedanken. Ein Beispiel ist das vor kurzem vorgestellte Nürtinger Solardachinfo. Mit diesem Web-gestützen Instrument können die Nutzer herausfinden, welche Dächer für Solartechnik geeignet sind und welche nicht. Von dieser Arbeit des Instituts profitieren direkt die Kommune und die örtlichen Betriebe gleichermaßen.

Waren in den ersten Jahren vor allem ökologische und agrarwirtschaftliche Arbeiten für das Institut von Bedeutung, liest sich heute der Katalog der Forschungsarbeiten anders: Neben anderen Arbeiten ist  aus der Immobilienwirtschaft vor kurzem ein großes Projekt zum Nebenkostenvergleich in der Wohnungswirtschaft abgeschlossen worden. Ebenso ein Projekt aus der Automobilwirtschaft. Über dreißig Professoren sind derzeit Mitglieder des Instituts für Angewandte Forschung und es sollen noch mehr werden. Seit die Hochschule Masterstudiengänge anbietet, ist es notwendig, dass Ergebnisse aus der Angewandten Forschung in die Lehre einfließen. Professor Dr. Willfried Nobel, an der HfWU als Prorektor für Forschung und Transfer zuständig, sieht auch die Notwendigkeit, interdisziplinäre Vorhaben zu starten: „Wirtschaft und Umwelt ist das Profil unserer Hochschule. Es muss uns gelingen dieses Profil auch noch mehr in unserer Forschungsarbeit zu verankern“. Diesen Anspruch hat auch Professor Dr. Konrad Reidl, der das Institut seit einem Jahr in das dritte Jahrzehnt seiner Existenz führt. Die großen Projekte stammen nach wie vor aus den Abteilungen „Landschafts- und Umweltplanung“ und „Agrarwirtschaft“. Dr.   Reidl möchte jedoch den Schwerpunkt verlagern und noch mehr Wirtschaftsthemen im Institut bearbeiten.   Außerdem geht es ihm darum, die Disziplinen Wirtschaft und Umwelt in der Forschung stärker miteinander zu verbinden.

Ein Ziel für die Zukunft ist für Dr. Reidl auch die Promotionsmöglichkeit für die eigenen Absolventen. Dazu will das IAF mit den benachbarten Universitäten zusammen arbeiten und die Möglichkeiten der Hochschulregion Tübingen-Hohenheim nutzen. Am Ende sollen kooperative Promotionsprogramme stehen, in denen das IAF als gleichrangiger Partner besonders begabten Absolventen der HfWU den Weg zum Doktorhut ebnet. Doch zunächst wird gefeiert: Nächste Woche gibt es an der Hochschule ein Symposium für ein wissenschaftliches Fachpublikum mit einem Festakt.

Gerhard Schmücker,

Nürtingen, 10.09.2010