Frauen-Power in der schwäbischen Provinz

Wer eine Professur erklimmt, hat es im Berufsleben ziemlich weit gebracht. Deshalb ist der Beruf auch noch eine Männerdomäne: Der Frauenanteil bei den Professuren hat in Baden-Württemberg erst vor Kurzem die 10-Prozent-Marke erreicht. Das ist weniger als im Bundesdurchschnitt, aber doppelt so viel wie vor Beginn der 90er Jahre. Es geht also zumindest spürbar aufwärts.
Besonders ausgeprägt ist der Aufwärts-Trend an den Fachhochschulen in Baden-Württemberg. Nur bei dieser Hochschulart wurden in den letzten Jahren so viele Professorinnen berufen, dass der Rückstand gegenüber dem Bundesdurchschnitt merklich sank. „Die Sonderentwicklung bei den Fachhochschulen ist ein eindeutiger Beleg für die hohe Wirksamkeit der Frauenförderung an Fachhochschulen“, freut sich Prof. Dr. Margot Körber-Weik, Landessprecherin der Frauenbeauftragten an Fachhochschulen in Baden-Württemberg und Leiterin des Studiengangs Volkswirtschaftslehre an der Hochschule Nürtingen.
Die Frauenförderung an Fachhochschulen in Baden-Württemberg umfasst eine breite Palette von Fördermaßnahmen. Der Rahmen gilt für alle Hochschularten im Land gleichermaßen: Verankerung von Frauenförderung im Hochschulgesetz und in der leistungsorientierten Hochschulfinanzierung. Hinzu kommen hochschulartspezifische Bund-Länder-Sonderprogramme und Dienstleistungsangebote der Frauenbeauftragten, die im Fachhochschulbereich besonders erfolgreich waren: Mindestens 41 Professorinnen werden daraus in Kürze hervor gegangen sein, mehr als aus jeder anderen Frauenfördermaßnahme in Land und Bund.
Akademikerinnen auf dem Weg zur Fachhochschulprofessur können in Baden-Württemberg über das Mathilde-Planck-Programm Kontakte zu Fachhochschulen knüpfen, indem sie Lehrerfahrung erwerben, eine Promotion nachholen oder Qualifizierungstrainings absolvieren. Ein überregionales Dienstleistungsangebot macht das Programm bekannt und unterstützt alle Akademikerinnen mit Interesse an einer Fachhochschulprofessur. Den Kern bildet eine umfassende Website mit Online-Datenbank (www.gleichstellung-fh-bw.de). Die dort enthaltenen Informationen und Serviceangebote erleichtern eine Entscheidung für die FH-Professur und ebnen den Weg zur FH-Professur. Die Website eröffnet auch Zugänge zu persönlicher Beratung – beispielsweise zu den regelmäßigen Infoabenden.
Zum Infoabend am vergangenen Freitag waren fast 120 Akademikerinnen mit Interesse an einer Fachhochschulprofessur gekommen. Für Körber-Weik ist das „eine sehr hohe und überaus erfreuliche Zahl, weil es in Baden-Württemberg derzeit nur etwa 200 Professorinnen gibt und bundesweit im nächsten Jahrzehnt rund 5.000 Professuren neu zu besetzen sind.“ Kurzberichte von acht Professorinnen und drei Promovendinnen machten konkret erfahrbar, wie vielfältig die Chancen einer Fachhochschulprofessur sind und wie hilfreich die baden-württembergischen Frauenfördermaßnahmen wirken. Persönliche Beratungen in Kleingruppen, die von erfahrenen Professorinnen geleitet wurden, brachten den Teilnehmerinnen individuelle Tipps, wie sie ihr Ziel erreichen können. Dadurch und durch die Vernetzungen mit Gleichgesinnten fühlten sich die Beteiligten gestärkt und motiviert.
Am Nachmittag vor dem Infoabend hatten die Beraterinnen und weitere Professorinnen in einer Fach- und Kontakttagung über das Thema „Hochschulreform und Chancengleichheit“ diskutiert. Vorangegangen war eine der regelmäßigen Landeskonferenzen der Frauenbeauftragten an Fachhochschulen, allesamt selbst Professorinnen.

Rückfragen bitte an Prof. Dr. Margot Körber-Weik, Koordinierungsstelle, Fachhochschule Nürtingen, Standort Geislingen, Postfach 12 51, 73302 Geislingen/Steige, Tel. (07331)22-485 oder (07121)240584, E-Mail: margot.koerber-weik@hfwu.de.