Die HfWU ist bunter geworden

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Feiern in der Pandemie: Aus Stuttgart zugeschaltet war zu der Integrationsfeier die Wissenschaftsministerin Theresia Bauer. Links im Bild: Die Professoren Johannes Junker, Dr. Roman Lenz und HfWU-Rektor Professor Dr. Andreas Frey.  

Studierende des Studienganges Theatertherapie bereicherten die virtuelle online Integrationsfeier mit einer Performance.

- Hochschule feiert gelungene Integration der therapeutischen Studiengänge -

NÜRTINGEN (hfwu). Seit rund fünf Jahren ist die ehemalige Nürtinger Hochschule für Kunsttherapie in die Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen (HfWU) integriert. Was vordergründig nach einem lapidaren Verwaltungsvorgang klingt, war tatsächlich ein einmaliger Vorgang in der baden-württembergischen Bildungslandschaft. Und ein Kraftakt für alle Beteiligten. Jetzt wurde gefeiert: Die gelungene Integration der therapeutischen Studiengänge ist ein Gewinn für die Hochschule, für die Studiengänge und für die Landespolitik.     

Theresia Bauer, die baden-württembergische Wissenschaftsministerin, war trotz Corona-Kabinettsitzung als Gesprächsgast bei der Integrationsfeier per Video zugeschaltet. Die ehemaligen HKT-Studiengänge würden das Profil der Hochschule bereichern. „Spätestens die Pandemie zeigt uns, wie elementar Gesundheitsthemen sind und auch künftig bleiben werden. „Mit ihrem Nachhaltigkeitsprofil kann die HfWU Impulsgeber werden“, so Ministerin Bauer. Nachhaltigkeit und Transformation seien die Großthemen des Landes.    

Das sei, so HfWU-Rektor Professor Dr. Andreas Frey, die Strategie seiner Hochschule. „Mit der Aufnahme der HKT konnten wir unser Profil um eine wichtige Ebene schärfen: Neben den Säulen der Ökonomie und Ökologie trat das soziale Element als dritte Säule hinzu“. Und auch Professor Dr. Roman Lenz, Dekan der Fakultät, unter deren Dach die therapeutischen Studiengänge angesiedelt sind, lobt den Zuwachs an Kompetenz. Er leitet eine Fakultät, die mit den Studiengängen Landschaftsarchitektur, Umwelt- und Stadtplanung auf den ersten Blick wenig mit Gesundheitsthemen zu tun hat. Die Realität sieht anders aus: Lenz zitiert aus dem Naturschutzgesetz, in dem die „Natur als Grundlage für die Gesundheit des Menschen“ definiert wird und vom „Schutz von Vielfalt und Schönheit“ die Rede ist. Für Lenz war dies eine Schnittmenge zwischen den Disziplinen, als es in ersten Überlegungen darum ging, wie denn die fachliche Einbindung der HKT-Studiengänge in die HfWU aussehen könnte. Heute, fünf Jahre später, ist diese vollzogen: Die planerischen und kunsttherapeutischen Studiengänge sind vereint in einer umbenannten „Fakultät Umwelt Gestaltung Therapie“. 

Dass es so kommen könnte, war zu Beginn alles andere als sicher. Der ehemalige HKT-Rektor Professor Johannes Junker berichtet vom 25jährigen-Jubiläum der Hochschule für Kunsttherapie. Gemeinsam mit den Gründungsvätern Jürgen Thies und Karl-Heinz Türk wurden damals Ideen für die Zukunft entworfen. Das war 2012. Es dauerte weitere drei Jahre bis daraus ein Plan wurde, der in der Integration in die Hochschule für Wirtschaft und Umwelt mündete. Ministerpräsident Winfried Kretschmann war beteiligt, der bei einem Maultaschenessen die Möglichkeit einer Verstaatlichung ansprach. Von Ministerin Theresia Bauer kam der Hinweis, dies sei vielleicht über die Integration in eine staatliche Hochschule zu erreichen: „Suchen Sie mal“. Und die HKT-Verantwortlichen suchten. Die ortsansässige HfWU war nicht die erste Wahl. Niemand konnte sich vorstellen, wie eine kunsttherapeutische Hochschule zu einer Hochschule mit Agrar-Geschichte, planerischen Studiengängen und einem starken BWL-Schwerpunkt passen sollte.

Die Antrittsrede von HfWU-Rektor Frey öffnete die Tür, als dieser im Beisein seines HKT-Kollegen Junker davon sprach, dass im Nachhaltigkeitsprofil der HfWU neben der Wirtschaft und der Umwelt das „Soziale“ fehle. „Plötzlich passte alles“, so Johannes Junker. Was folgte war ein zweijähriger Prozess, in dem Widerstände beseitigt wurden und eine Unmenge an juristischen, finanziellen und strukturellen Fragen zu klären waren. Es gab einige Momente, die das Ganze eher zum Scheitern als zum Gelingen bringen sollten. Während der Feier am Freitag entlockte Moderatorin Iris Kümmerle in der Diskussion ihren vier Diskussionsteilnehmern einige Beispiele an „Highlights und Katastrophen“. Die enorm vielen kleinen und großen Baustellen mündeten schließlich im „Ritterschlag der Verstaatlichung“, so Junker, der dafür allen Akteuren in der Hochschule und der Politik dankte. 

Mit der Integration in die Hochschule für Wirtschaft und Umwelt, erhielten die kunsttherapeutischen Studiengänge im Rückblick Planungs- und Zukunftssicherheit. Die HfWU ist dadurch vielfältiger, bunter und lebendiger geworden. Die Politik sieht einen enormen Bedarf in Gesundheitsfachberufen, „die HfWU bietet wunderbare Möglichkeiten diese Themen zu bearbeiten“, so die zuständige Ministerin Bauer. Einen Appell, den HfWU-Rektor Frey gerne aufnimmt, nicht ohne daran zu erinnern was auch nach fünf Jahren noch offen ist: „Wir brauchen für die therapeutischen Studiengänge dringend einen Neubau als Ersatz für die Flächen, die momentan über das ganze Stadtgebiet verteilt sind“.  

Fachlich ist die Zukunft voller Möglichkeiten: Es gibt den Zusammenhang zwischen Umwelt und Gesundheit. Der Eingriff der Menschheit in die Natur zeigt sogar die Verbindung von Pandemie und Landschaft. „Die Themen sind da“, so Dekan Lenz, „die HfWU ist die einzige Hochschule, die sich darum kümmert“. In Schottland ist man da schon weiter. Mit einem „Master Landscape and Wellbeeing“ ist dort die Lücke zwischen Architektur und Gesundheitswesen geschlossen. Die Professoren Lenz und Junker können sich ähnliches für die HfWU gut vorstellen. Erst die Integration der Hochschule für Kunsttherapie macht solche Gedankenspiele möglich.  

Nürtingen, den 11.12.2020
Gerhard Schmücker

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