Neues Projekt am ISR: Torfausstieg im Hobbygartenbau

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Das HOT-Projektteam der HfWU (v.l.n.r.): Karoline Herrmann, Dorothee Apfel, Prof. Dr. Carsten Herbes, Holger Braun und Benedikt Rilling (Bild: ISR, HfWU)

Erfolgreiches Pflanzenwachstum mit torfreduzierten und torffreien Substraten (Bild: Benedikt Rilling, HfWU)

Wie können Hobby-Gärtnerinnen und -Gärtner überzeugt werden, torffreie Pflanzenerden zu nutzen? Um diese Frage dreht sich das neu gestartete Projekt Modell- und Demonstrationsvorhaben HOT („Hobby-Gartenbau mit torfreduzierten und torffreien Substraten auf Basis nachwachsender Rohstoffe“), das Anfang April 2022 offiziell gestartet ist.

Gärtnern ist eine beliebte Freizeitbeschäftigung in Deutschland: Vom Balkonkasten über die Bepflanzung eines Klein- oder Hausgartens bis zum Gärtnern auf Gemeinschaftsflächen – seinen grünen Daumen kann man auf viele Arten ausleben. Mehrere Millionen Kubikmeter Blumenerden kaufen die Deutschen dafür jedes Jahr ein. Obwohl es bereits viele torffreie und torfreduzierte Produkte auf dem Markt gibt, bestehen die Erden insgesamt noch immer zum Großteil aus Torf. Doch dies soll sich ändern: Weil der Torfabbau und seine Nutzung CO2-Emissionen freisetzen, hat die Bundesregierung in ihrem Klimaschutzprogramm 2030 beschlossen, in den nächsten Jahren einen nahezu vollständigen Torfausstieg im Hobbysegment zu erreichen. Aufklärung und Information spielen dabei eine Schlüsselrolle, denn die Freizeitgärtnerinnen und -gärtner sollen freiwillig umsteigen. Um mit der Botschaft „Torffreie Blumenerden sind ein Beitrag zum Klimaschutz“ alle gärtnernden Zielgruppen gleichermaßen zu erreichen, analysiert das Team des neuen Projektes diese genau, entwickelt maßgeschneiderte Kommunikationsmaßnahmen und setzt sie um.

Einen wichtigen Stellenwert im Projekt nimmt die Konsum- und Marktforschung ein. Zum Thema Blumenerden gibt es solche Untersuchungen bislang kaum. Um Änderungen beim Verhalten von Verbraucherinnen und Verbrauchern zu erreichen, ist es jedoch wichtig, die Entscheidungsprozesse beim Erdenkauf besser zu verstehen. Welches sind die stärksten Einflussfaktoren - die Kosten und die Verfügbarkeit der Produkte oder eher die eigene Wertehaltung und Routinen oder noch etwas Anderes? Außerdem analysieren die Forschenden, inwieweit sich diese Motive unterscheiden, je nachdem, in welchem sozialen Kontext gegärtnert wird. In HOT erfolgt die Einteilung der Gärtnerinnen und Gärtner grob in drei Gruppen: Die große Gruppe der Privat- und Hausgartenbesitzenden, die Mitglieder von Kleingartenvereinen und die noch recht junge Gruppe der Gemeinschaftsgärtner und -gärtnerinnen, die auch den Trend des „Urban Gardening“ geprägt hat.

Mit diesem soziologischen und umweltpsychologischen Wissen gerüstet will das HOT-Team im zweiten Schritt ein breites Spektrum an Maßnahmen für alle drei Zielgruppen umsetzen. Dazu zählen Online- und Präsenz-Schulungen, Real-Labore, gemeinsame Veranstaltungen mit Umwelt- und Naturschutzverbänden, die Anlage von Demonstrationspflanzungen, die Teilnahme an Bundes- und Landesgartenschauen oder Schulungen und Seminare für Erdenfirmen und -handel. Zudem ist die Entwicklung einer App geplant, die Unterstützung bei der Anwendung torffreier Substrate im gärtnerischen Alltag bietet. Denn Torfersatzstoffe wie Holzfasern, Kompost oder Gärreste aus Biogasanlagen unterscheiden sich in ihren Eigenschaften von Torf und erfordern deshalb eine etwas andere Handhabung. Enttäuschungen bei der Pflanzenpflege könnten die Akzeptanz für die torffreien Erden schmälern, deshalb wollen die Projektpartner über die App entsprechende Anwendungstipps anbieten.

Beteiligt am Verbund HOT sind die HfWU, die Hochschule Weihenstephan-Triesdorf und das GreenSurvey - Institut für Marktforschung. Die Konsortialleitung des mit ca. 950.000 € geförderten Projekts liegt bei Prof. Dr. Carsten Herbes. Benedikt Rilling, wissenschaftlicher Mitarbeiter am ISR, übernimmt die operative Projektleitung. Ein besonderes Augenmerk im Projekt liegt neben den inhaltlichen Arbeiten auf dem sog. Forschungsdatenmanagement: Der systematischen Aufbereitung und Organisation empirischer Daten, über die u.a. die Einhaltung von Qualitätsstandards und die Nachnutzung der Daten gewährleistet wird. Ein systematischer Forschungsdatenmanagement-Prozess wird von immer mehr Projektträgern gefordert. Im Projekt HOT wurden erstmals an der HfWU Mittel für das Forschungsdatenmanagement beantragt und bewilligt.

Das Vorhaben HOT wird vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) über die Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe (FNR) als Projektträger gefördert. Informationen stehen auf https://www.fnr.de/projektfoerderung/projektdatenbank-der-fnr/ unter den Förderkennzeichen 2221MT018A – D zur Verfügung.

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