Nachhaltigkeits-Transfer in den Nahen Osten

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Die Studierenden wählten verschiedene Formen um die Ergebnisse des MESIL-Projekts vorzustellen und zu visualisieren.

- Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen (HfWU) vermittelt Studierenden im Nahen Osten Know-how für nachhaltige Entwicklung; Projekt MESIL abgeschlossen, Folgeprojekt MeProLand gestartet -

  

NÜRTINGEN (hfwu). Beim kürzlich abgeschlossenen Projekt Middle East Social Innovation Lab (MESIL) kooperierte die Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen (HfWU) mit Unis im Libanon, Jordanien und Palästina. Ziel war es, Studierende in die Lage zu versetzen, in ihrem Berufsleben Beiträge zur Erreichung der von der UN definierten Nachhaltigkeitsziele leisten zu können. An MESIL schließt das Folgeprojekt MeProLand an, das bereits seine Arbeit aufgenommen hat.

Vor wenigen Tagen ist HfWU-Professor Dr. Funck aus Jordanien zurückgekehrt. „Wir haben die MeProLand-Projektpläne detailliert ausgearbeitet und die Ziele und Maßnahmen für dieses Jahr bestimmt“, berichtet Funck. Das zweijährige Projekt Middle East Productive Landscapes (MeProLand) baut inhaltlich und konzeptionell auf die MESIL-Aktivitäten auf. Inhaltlich geht es wieder um die nachhaltige Entwicklung einer konkreten Region und Gemeinde. Diesmal allerdings mit einer anderen Ausrichtung. Es werden zwar auch Studierende angesprochen und ausgebildet. Übergreifendes Ziel ist aber die Ausbildung von Jungakademikern, möglichst mit syrischem Hintergrund. „Wir suchen Möglichkeiten, stärker in den Transfer zu kommen. Zu diesem Zweck haben wir in der Community Al Oyoun in Jordanien ein Living Lab aufgebaut, in dem über die gesamten zwei Jahre gearbeitet wird“, erläutert Funck.

Beteiligt sind wie beim MESIL-Projekt wieder die German Jordanian University (GJU), die American University of Beirut im Libanon (AUB) und die jordanische Nichtregierungsorganisation Royal Society for the Conservation of Natur (RSCN). Projektverantwortlich ist an der HfWU neben Dirk Funck Dr. Ellen Fetzer. Im MeProLand-Living-Lab wurden bereits Führungs-, Netzwerk und Kommunikationsstrukturen aufgebaut und erprobt, eine Resilienzerhebung durchgeführt und ein Netzwerk von vorwiegend syrischen Jungakademikern geschaffen. Inhaltlich stehen drei Projektfelder im Fokus: ein Women Center und das Community Management, ein auf die Region zugeschnittener Tourismus und landwirtschaftliche Kooperationen.

Beim vor kurzem abgeschlossenen, dreijährigen Vorgänger-Projekt MESIL war neben den genannten Universitäten und der RSCN auch die Birzeit University in Palästina mit im Boot. Im Sinne von „Bildung für Verantwortung“, der Mission der HfWU, war es das Ziel von MESIL, Studierende in die Lage zu versetzen, in ihrem späteren Berufsleben Beiträge zur Erreichung der 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung (Sustainabilty Development Goals) der UN leisten zu können. „Gemäß des dafür entwickelten EU-Kompetenzrahmens umfasst das die Ausbildung in Systemkompetenz, Zukunftsorientierung, Wertereflexion, strategische Kompetenz und die Fähigkeit zur Kollaboration“, erläutert Dirk Funck. Darüber hinaus gehe es grundsätzlich um den kulturellen Dialog zwischen Deutschland beziehungsweise Europa und dem Nahen Osten. Das didaktische Konzept bestand in einer Kombination aus Onlinekursen mit intensiven Projektwochen. Coronabedingt konnten drei Projektseminare nur digital durchgeführt werden. Im vergangenen November konnten Projektleiter und Studierende noch einmal nach Jordanien reisen.

Methodisch folgen die Projekte einem problemorientierten Lernen entlang eines „Design-Thinking- Prozesses“. Dabei soll die Community vor Ort so weit wie möglich eingebunden werden. Im Rahmen von „Landschaftssafaris“, Ortsbegehungen, Gesprächen, Befragungen oder auch größer angelegten Dialogen mit allen Betroffenen sollen die Studierenden in den ersten Tagen des Projektaufenthalts die Situation vor Ort sowie die Sicht der dort lebenden Menschen bestmöglich aufnehmen und verstehen. Auf dieser Basis werden die zentralen Problemstellungen definiert, Ideen generiert und getestet, Prototypen entwickelt sowie abschließend Lösungen vorgestellt. Diese Lösungen können Ablaufdiagramme, Governance-Konzepte, Organigramme, Kooperations- und Geschäftsmodelle, Gestaltungsvorschläge für Plätze, Wanderwege oder Landschaften ebenso sein wie Businesspläne oder Interventionen.

„Die Visualisierung der Projektergebnisse bei der Abschlusspräsention ist dabei von großer Bedeutung“, sagt Funck. So wurde etwa eine „Messe“ für die Abschlusspräsentation in den Communities organisiert. Die Studierenden haben hier mit Hilfe von Infotafeln, Prototypen, weiteren Informationsmaterialien sowie mit Vorträgen und in vertiefenden Gesprächen ihre sozialen Innovationen und Geschäftsmodelle vorgestellt. In den drei MESIL-Jahren beteiligten sich insgesamt 250 Personen an dem Projekt, 205 Studierende, 14 Lehrende und 31 Tutor:innen. Die Ergebnisse von MeProLand und weitere Fachbeiträge werden beim ersten Middle East Landscape Forum im Oktober in Beirut diskutiert, das die HfWU derzeit zusammen mit den anderen beteiligten Institutionen vorbereitet.

  

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