1. Gleiche Rechte für Alle? Empirische Befunde und ordnungspolitische Konsequenzen.
Wirtschaftswissenschaftler haben in Experimenten und Feldversuchen immer wieder nachgewiesen, dass Frauen, Behinderte, Alte, Homosexuelle und Migranten immer noch benachteiligt werden. Wenn Arbeitgebern bei der Auswahl und Förderung von Mitarbeitern jedoch auf äußere Merkmale statt auf deren Fähigkeiten achten, dann schaden sie nicht nur dem eigenen Unternehmen, sondern auch der Volkswirtschaft. Welche Vorteile bieten heterogen zusammengesetzte Belegschaften? Welche theoretischen Überlegungen setzen einschlägige Analysen und empirische Untersuchungen voraus? Welche wirtschaftspolitischen Instrumente können gegen Diskriminierung und Stigmatisierung eingesetzt werden? Helfen Quotierungen weiter?
Einführende Literatur:
Becker, G., The Economics of Discrimination, Chicago 1995.
2. Ökonomie des Terrors
Die Wahrscheinlichkeit, Opfer eines Blitzschlages zu werden, ist in Deutschland vierzig Mal höher als die Wahrscheinlichkeit, Opfer eines terroristischen Anschlages zu werden. Trotzdem stehen terroristische Bedrohungen sehr viel mehr im Mittelpunkt der Öffentlichkeit als Blitzeinschläge. Wie lässt sich dies aus der Sicht der Neuen Politischen Ökonomie begründen? Ist der relativ hohe Ressourceneinsatz für die Bekämpfung terroristischer Gefahren auch unter Wohlfahrtsgesichtspunkten gerechtfertigt? Was unterscheidet Terroristen von normalen Kriminellen und was bewegt Menschen dazu, zum Terroristen zu werden? Wann werden Terroristen zu Freiheitskämpfern?
Einführende Literatur:
Becker, G.; Rubinstein, Y.; Fear and the Response to Terrorism: An Economic Analysis. Center for Economic Performance, LSE, London 2011.
Frey, B.; Dealing with terrorism: stick or carrot? Cheltenham 2004.
Müller, C.,V.; Ökonomische Theorie des Terrorismus. Norderstedt 2010.
3. Die Nachfrage nach Religion: Eine ökonomische Analyse religiösen Verhaltens.
In der Bundesrepublik Deutschland zahlen Menschen fast 10 Mrd. Euro an Kirchensteuern (2010), viele verbringen ihre Zeit in Gotteshäusern oder üben eine ehrenamtliche Tätigkeit in Kirchengemeinden aus. Und viele Menschen finden es einen schönen Brauch, wenn Erwachsene Kinder zum Betteln an fremde Haustüren schicken. Zumindest an Dreikönig und wenn die Erwachsenen Funktionäre der katholischen Kirche sind. Was erhoffen sich Menschen dadurch? Was treibt sie an, Geld und Zeit religiösen Tätigkeiten zu widmen?
Glaubensgemeinschaften bieten offensichtlich Güter an, die die Bedürfnisse von Menschen befriedigen. Was sind dies für Bedürfnisse, was zeichnet diese Güter aus? Ist es rational, zu glauben? Inwiefern lohnen sich Gebete? Wovon hängt die Höhe von Spenden und Opfergaben ab? Besteht ein Substitutionsverhältnis zwischen Gebeten und Spenden? Woran liegt es, dass Nachfrager nur selten die Anbieter von religiösen Gütern wechseln?
Einführende Literatur:
Brown, T. T.; Rational Praying. The Economics of Prayer. Journal of Socio-Economics, January 2009, v. 38, iss. 1, p. 37-44.
Höhener, J.; Schaltegger, C.A.; Religionsökonomie: eine Übersicht. Working Paper 2012-08. Center for Research in Economics, Management and the Arts, Basel.
Iannaccone, L. R.; Introduction to the Economics of Religion; Journal of Economic Literature; Vol. 36, 3/1998, 1465-1495.
McCleary, R.M. (ed.); The Oxford Handbook of the Economics of Religion. Oxford University Press, 2011.
Schmidtchen, D.; Ökonomik der Religion, Economic Series 0003, Universität des Saarlandes, 2000.
Schmidtchen, D.; Mayer, A; Ökonomische Analyse der Religion, in: R.-Th. Ramb, M. Tietzel (Hrsg.); Ökonomische Verhaltenstheorie, München 1993, S. 311-341.
Witham, L.; Marketplace of the Gods: How Economics Explains Religion. Oxford University Press, 2010.
4. Das Angebot an Religion: Religionsgemeinschaften aus der Sicht der Theorie der Firma
Es gibt Religionen, die behaupten, es gäbe eine direkte Verbindung zwischen Gott und den Menschen. In diesen Religionen gibt es im Prinzip keine Notwendigkeit für sog. religiöse Organisationen (Kirchen). Die Befriedigung religiöser Bedürfnisse geschieht direkt zwischen Mensch und Gott. Anders sieht es bei Religionsgemeinschaften aus, die behaupten, die Befriedigung religiöser Bedürfnisse kann nur über die Inanspruchnahme von Diensten religiöser Organisationen erfolgen (z.B. Taufe, Firmung, usw.). Diese religiösen Organisationen haben ihrerseits wieder Eigeninteressen, was den Erhalt und das Wachstum der Glaubensgemeinschaft einerseits sowie den individuellen Interessen der religiösen Profis (z.B. Priester) innerhalb der Glaubensgemeinschaft anbelangt. Diese Glaubensgemeinschaften können daher aus der Sicht der institutionenökonomischen Theorie der Firma analysiert werden.
Wenn der Platz im Himmel unbegrenzt ist (d.h. es bestehen keine Opportunitätskosten für Himmelsplätze), warum kommen dann nicht alle in den Himmel? Welche Funktion nehmen in diesem Zusammenhang die religiösen Profis ein? Was ist für deren Reputation notwendig?
Wie ist der Markt für religiöse Güter reguliert und wie sollte er reguliert sein (Trennung von Staat und Religion vs. Staatsreligion)? Was lässt sich daraus für ein erfolgreiches Lobbying von Glaubensgemeinschaften ableiten? Wie können Glaubensgemeinschaften im Wettbewerb der Weltanschauungen – auch gegenüber Säkularisierungstendenzen - bestehen?
Einführende Literatur:
Benz, M.A.; Foellmi, R.; Meister, U.; Should the Catholic Church abolish the rule of Celibacy? Working Paper No. 115. Institute for Strategy and Business Economics, Universität Zürich, September 2009.
Brinitzer, R.; Religion – eine institutionenökonomische Analyse. Econ Verlag Würzburg, 2003.
Ellinghoff, C.; Ökonomische Analyse der Religion und rechtspolitische Empfehlungen. Frankfurt 2004.
Schmidtchen, D.; Ökonomik der Religion: Wettbewerb auf Märkten für religiöse Dienstleistungen, in: Normative und institutionelle Grundfragen der Ökonomik. Marburg, 2007, S. 251 - 274.
5. Die wirtschaftlichen Folgen der Religion.
Glaubensgemeinschaften schaffen Netzwerke und vermitteln gemeinsame Werte zwischen den Gläubigen. Einerseits kann dies auf die Interaktion zwischen Individuen tendenziell transaktionskostensenkend wirken. Bei Verletzung von Normen kommen religiös bedingte Sanktionen hinzu, welche weltlichen Sanktionen verstärken oder sogar ersetzen können (z.B. „Du sollst nicht stehlen!“). Andererseits können politisch einflussreiche Glaubensgemeinschaften auch die wirtschaftliche Entwicklung hemmen, weil sie – wie die Verbändetheorie aussagt - vor allem partikulare Interessen zu Lasten der Allgemeinheit verfolgen (z.B. religiös vorgeschriebene Ruhetage, Tanz- und Musikverbote an bestimmten christlichen Feiertagen)
Welche Hypothesen bezüglich des Einflusses von religiös bedingten Normen auf die wirtschaftliche Entwicklung lassen sich formulieren? Können diese anhand empirischer Tests vorläufig bestätigt werden? Blum und Dudley stellten zum Beispiel die Hypothese auf, dass Katholiken die Folgen normverletzenden Verhaltens durch Buße lindern können, während strenge Protestanten diese Möglichkeit nicht haben. Somit können diese die aus einem normverletzenden Verhalten resultierende Schuld nicht verringern. Als Folge der größeren Abschreckungswirkung verhalten sich strenge Protestanten normkonformer als Katholiken.
Blum und Dudley versuchen die Wirkungen dieser unterschiedlichen Regeln anhand der unterschiedlichen wirtschaftlichen Entwicklung von protestantisch zu katholisch geprägten Ländern in Europa zwischen dem 16. und 18. Jahrhundert zu belegen.
Einführende Literatur:
Blum, U.; Dudley, L.; Religion and economic growth: Was Weber right? Journal of Evolutionary Economics, Vol. 11/2001, p. 207-230.
Noland, M.; Religion and economic performance; World Development 33(8)/2005, p. 1215-1232.
Olson, M.; The rise and decline of nations. New Haven: Yale University Press, 1982.
Richter, R.; Furubotn, E.G. Neue Institutionenökonomik. Tübingen: Mohr Siebeck, 2010.
6. Hab´ mein Herz in Heidelberg verloren – eine ökonomische Analyse der Organspende.
Die Nachfrage nach Spenderorganen ist weitaus höher als das Angebot. Für viele Menschen ist diese Knappheit gleichbedeutend mit dem Tod. Doch ein Organhandel ist verboten, so dass die Nachfrage nicht ein entsprechendes Angebot nach sich ziehen kann. Ist diese Regulierung wohlfahrtsoptimal und wer profitiert davon ? Wer besitzt eigentlich die Eigentumsrechte an Organen? Wie sind die in Deutschland bestehenden Regelungen zur Organtransplantation ökonomisch zu beurteilen? Welche Ergebnisse wären bei alternativen Regelungen zu erwarten?
7. Ökonomik der Prokrastination
„Der frühe Vogel fängt den Wurm!“ sagt der Professor und mahnt zur baldigen Vorbereitung auf die Klausuren zum Semesterende. „Der späte Wurm überlebt den frühen Vogel!“ entgegnet dazu Ihr innerer Schweinehund. Warum verschieben Menschen unangenehme Tätigkeiten bis zur letzten Minute auf, obwohl sie wissen, dass dieses Verhalten ihnen langfristig nichts nützt, sondern sogar schadet? Was sind die Gründe für diese Motivationsprobleme und wie kann man sich selbst davor schützen? Gibt es im Geschäftsleben Branchen, die von den Motivationsproblemen ihrer Kunden profitieren können ? Soll der Staat hier regulierend eingreifen und wenn ja, wie?
8. Höher, schneller, weiter - Spitzenleistungen ohne Spritzenleistungen?
Fairness wird im Sport groß geschrieben – und dazu gehört, dass Doping unterlassen wird. Was treibt aber Sportler dazu, Dopingmittel einzunehmen? Welche Ansatzpunkte gibt es für eine effiziente Anti-Doping-Politik? Gibt es ein Wettrennen zwischen Sportärzten und Doping-Ermittlern? Können Sportverbände allein Doping verhindern oder soll die Einnahme von Dopingmitteln strafrechtlich verfolgt werden?
9. Muppetonomics
Ein Investment-Banker von Goldman Sachs ging in einem Zeitungsartikel hart mit seinem ehemaligen Arbeitgeber um. Einige Manager würden ihre Kunden als Muppets (engl. für „Trottel“) verspotten, weil sie ihnen weit unterlegen seien und wie die Marionetten aus der Muppet-Show in ihren Entscheidungen gelenkt werden können. Kermit, der quäkende Frosch und Miss Piggy, die übergewichtige Schweinedame, hätten keine Ahnung was sie an Bankprodukten kaufen würden und könnten deshalb von den Bankberatern nach Strich und Faden ausgenutzt werden.
Tatsächlich ist die Muppetisierung von Kunden nicht auf die Bankbranche beschränkt. Auf allen Märkten, wo es asymmetrische Informationen gibt, lauert mehr oder weniger die Gefahr, nach Vertragsschluss opportunistisch ausgebeutet zu werden, insbesondere dort, wo der besser informierte Vertragspartner (meist der Anbieter) Anreize hat, Regelungslücken zu seinen Gunsten auszunutzen – egal, ob bei Gesundheitsdienstleistern, Immobilienmaklern oder Bankberatern.
Ist es sinnvoll, dass der Staat regulierend eingreift? Welche Anreize haben Branchenverbände oder Unternehmen selbstregulierend tätig zu werden? Welche Instrumente sind dabei sinnvoll? Sind die bestehenden Regelungen ausreichend oder sollten sie ausgebaut werden? Wäre auch ein Abbau von Regelungen im Sinn einer größeren Eigenverantwortung von Kunden sinnvoll? Diskutieren Sie diese Fragen vor dem Hintergrund einer bestimmten Branche mit einem hohen Muppet-Faktor (nicht zwangsläufig die Bankbranche).
10. Kiffen für die schwarze Null
Entgegen den Alltagsdrogen Tabak und Alkohol ist der Handel mit sog. weichen Drogen (wie zum Beispiel Cannabis) verboten. Angebot und Nachfrage existieren nur in der unregulierten Schattenwirtschaft. Auf Schwarzmärkten müssen Verbraucher deshalb hohe Risikozuschläge für das Angebot zahlen und gehen selbst ein hohes Risiko ein, strafrechtlich verfolgt zu werden. Zudem findet keine Qualitätskontrolle der gehandelten Güter statt und dem Staat entgehen Einnahmen über eine fehlende Besteuerung der Umsätze. Mit einer Legalisierung von weichen Drogen könnten deshalb – wie in den 1930er Jahren als in den USA die Prohibition aufgegeben wurde – kriminelle Organisationen bekämpft, Verbraucher geschützt und zusätzliche Staatseinnahmen erzielt werden. Was ist von diesen Argumenten der Befürworter einer Legalisierung zu halten? Aufgrund welcher Argumente ist es sinnvoll, an strikten Verboten festzuhalten und wer profitiert davon?
11. Unter Schafen – eine ökonomische Analyse des Herdenverhaltens.
Was tun Sie, wenn Sie nicht wissen, was Sie tun sollen? Sie schauen sich an, was andere tun und verhalten sich genauso wie diese. Diese Daumenregel kann im persönlichen Bereich sehr nützlich sein. Wenn in einer Welt unvollkommener Information jedoch viele das Verhalten einzelner Akteure kopieren – d.h. das Verhalten einzelner Akteure als Informationssurrogat über einen Sachverhalt verwenden - , dann entsteht daraus ein gleichgerichtetes Verhalten vieler Akteure, was ganze Ökonomien zum Einsturz bringen kann. Wodurch wird auf einzelnen Märkten, zum Beispiel an der Börse, ein Herdenverhalten ausgelöst? Wie entwickelt sich die Dynamik des Herdenverhaltens? Unter welchen Bedingungen und wie sollte der Staat regulierend eingreifen?
12. Wenn Angebote nicht abgelehnt werden können - Die Ökonomie krimineller Vereinigungen.
Genauso wie Unternehmen können kriminelle Vereinigungen nur dann gewinnmaximierend agieren und damit ihre Existenz sichern, wenn sie effizient organisiert sind. Im Unterschied zu Unternehmen existieren kriminelle Vereinigungen jedoch im rechtsfreien Raum. Welche Besonderheiten ergeben sich dadurch für die Organisationsstruktur? Was bedeutet dies für effektive Verfolgung von kriminellen Vereinigungen durch den Staat?
13. Wer heiratet wen und warum? Eine ökonomische Analyse der Partnerwahl.
Partnerwahl und Heiraten hängen nicht nur von den persönlichen Eigenschaften der Menschen ab, sondern auch davon, wie Menschen sich kennen lernen und Verbindungen eingehen können. Wie funktionieren Heiratsmärkte und was bestimmt die Effizienz dieser Märkte? Welche geschlechtstypischen Unterschiede in den Präferenzen zur Partnerwahl gibt es und wie können diese ökonomisch erklärt werden? Warum wird überhaupt geheiratet?
Einführende Literatur:
Beck, H.; Der Liebesökonom. Von Kosten und Nutzen einer Himmelsmacht; FAZ Buch Frankfurt 2005.
Cigno, A., What´s the use of marriage? IZA discussion paper 4635, Bonn, 2009.
Hartwig, K.-H.; Partnerschaften: Ökonomie zwischenmenschlicher Beziehungen, in: Ramb, B.; Tietzel, M. (Hrsg.), Die ökonomische Logik des menschlichen Handelns, München 1993, S. 33-61.
Locher, L.; Der Heiratsmarkt – eine ökonomische Analyse. Wirtschaftswissenschaftliches Studium WiSt, München, Vol. 33/2004, S. 205-210.
Lorenz, W.; Ökonomie zwischenmenschlicher Beziehungen: die Ehe als Dienstleistungsgemeinschaft; Dienstleistungsgesellschaft, Hannover, S. 57 -79.
Sichelstein, G.; Söllner, F.; „Gleich und gleich gesellt sich gern“ – ökonomische Ansätze zur Partnerwahl. Perspektiven der Wirtschaftspolitik Vol. 5/2004, S. 249-270.
Ribhegge, H.; Ökonomische Theorie der Familie, in: Ramb, R.-Th.; Tietzel, M.(Hrsg.) Ökonomische Verhaltenstheorie, München 1993, S. 63-87.
Zameck, Walburga von; Ökonomische Theorie der Ehe; Bevölkerung und Wirtschaft, Berlin, 1990, S. 135-148
14. Immer nur das Gleiche. Eine ökonomische Erklärung der Monogamie.
Die Ehe zwischen nur einem Mann und nur einer Frau ist nur ein Partnerschaftsmodell unter vielen. In der Geschichte der Menschheit hat die Polygamie eine bedeutende Rolle gespielt und wird auch heute noch in anderen Regionen der Welt betrieben. Gibt es ökonomische Gründe dafür, dass sich in westlichen Gesellschaften die Monogamie als vorherrschende Form der Partnerschaft durchgesetzt hat? Oder anders ausgedrückt: Unter welchen Bedingungen ist die monogame Ehe tatsächlich die optimale Betriebsgröße für Partnerschaften? Unter welchen Bedingungen wäre ein anderes Partnerschaftsmodell vorzuziehen?
Grundsätzlich könnte man annehmen, dass sich der Staat aus der Regulierung einvernehmlicher partnerschaftlicher Beziehungen aus Gründen des individuellen Selbstentfaltungsrechts heraushalten sollte. Trotzdem ist vielen Staaten der Erde die Vielehe verboten. Aus ökonomischer Sicht kann ein Eingriff des Staates in individuellen Vertragsbeziehungen nur aufgrund von Marktversagen legitimiert werden. Worin könnte dieses Marktversagen bestehen, aufgrund dessen alle anderen Partnerschaftsmodelle außer der Einehe verboten werden? Wer profitiert von diesem Verbot, wer wird von dieser Regulierung benachteiligt? Welche alternativen Partnerschaftsmodelle - z.B. Polyandrie und Polyamorie - würden unter welchen ökonomischen Bedingungen entstehen?
Einführende Literatur:
Adshade, M., Kaiser, B.; The Origins of the Institutions of Marriage. Queen´s University, Department of Economics, Working Paper 1180, 2008.
Anapol, D.; Polyamory in the twenty first century: love and intimacy with multiple partners. Lanham, MD, 2010.
Bethmann, D.; Marriage Regimes; Working Paper 29/2011, Faculty of Economics and Management, Universität Magdeburg.
De la Croix, D.; Mariani, F:, From Polygyny to Serial Monogamy: a Unified Theory of Marriage Institutions. Discussion Paper 2012-5, IRES, Universite catholique de Louvain.
Gould, E.; Moav, O.; Simhon, A.; The Mystery of Monogamy; American Economic Review 98(1) 2008, S. 333-357.
Korn, E.; Zerstört der Sozialstaat die Familie? Marburger volkswirtschaftliche Beiträge, Nr. 5 /2007.
15. Wer hat die Hosen an? Die Ehe als Verhandlungsproblem.
Eine Ehe wird geschlossen, wenn beide Partner sich daraus Nutzengewinne erhoffen. Wie der gesamte Nutzengewinn auf die Ehegatten verteilt wird, bleibt jedoch offen. Verhandlungstheoretische Modelle können hier weiter helfen. Die innereheliche Entscheidungsfindung könnte dann als kooperatives Verhandlungsspiel im Sinne der Spieltheorie beschrieben werden. Welche Ergebnisse liefern diese Verhandlungen unter welchen Voraussetzungen der beteiligten Akteure? Wie kann der Staat in dieses Spiel eingreifen, um die Position des benachteiligten Partners zu stärken?
Einführende Literatur:
Behrmann, J.R.; Intrahousehold Distribution and the Family, in: Rosenzweig, M.R.; Stark, O.; Handbook of Population and Family Economics. Elsevier Amsterdam, Chap. 4, 1997.
Galler, H.P.; Ott; N., Zur Bedeutung familienpolitischer Maßnahmen für die Familienbildung – eine verhandlungstheoretische Analyse familialer Entscheidungsprozesse. Bevölkerung und Wirtschaft, Berlin 1990, S. 111- 134.
Hyee, R.; Rubledo, J.R.; Specialisation in the bargaining family. Working Paper, No. 640, March 2009,
Lundberg, S.; Bargaining and distribution in marriage. The Journal of Economic Perspectives. Vol. 10/1996, p. 139- 158.
Ott, N.; Intrafamily bargaining and household decisions. Berlin 1992.
16. Muttermilch und Mutters Milch. Zur Allokation der Haushaltsproduktion.
Kindererziehung, Essenszubereitung, Putzen – Haushaltsarbeit ist die Produktion von Gütern und Dienstleistungen für die Eigenverwendung von Haushalten. Obwohl ein Großteil der Wertschöpfung innerhalb von Haushalten stattfindet, fließen diese Leistungen nicht in das System der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung ein. Wie können die Leistungen der Haushaltsproduktion dennoch berücksichtigt werden? Mit welchen Schwierigkeiten sind diese Ansätze verbunden? Wie bestimmen sich die Zeitverwendungen für die Haushaltsproduktion einerseits und Erwerbsarbeit sowie Freizeit andererseits? Unter welchen Bedingungen werden typische Haushaltstätigkeiten auf dem Markt eingekauft?
Einführende Literatur:
Althammer, J.; Intrafamiliale Zeitallokation, Haushaltsproduktion und Frauenerwerbstätigkeit: ein mikroökonometrisches Modell zur empirischen Bestimmung des wirtschaftlichen Wertes der Hausarbeit. Jahrbücher für Nationalökonomie und Statistik, Stuttgart 1996, p. 398-418.
Becker, A.; Statistische Methoden zur globalen Erfassung und Bewertung der Haushaltsproduktion: eine Evaluierung input- und outputorientierter Ansätze. Marburg 1995.
Becker, G.S.; A Theory of the Allocation of Time. The Economic Journal 75/299, p. 493-517.
Gronau, R.; Home production – a survey. Handbook of labour economics, Amsterdam, Vol. 1/2007, p. 273-304.
Hamermesh, D.S.; Direct estimates of household production. Economic letters, Amsterdam, Vol. 98/2008, p. 31-34.
Schaffer, A.; Stahmer, C.; Erweitertes Gender-BIP: eine geschlechtsspezifische Analyse der traditionellen Bruttoinlandsproduktes und der Haushaltsproduktion in Deutschland. Jahrbücher für Nationalökonomie und Statistik. Vol. 226/2006, S. 308-328.
Seel, B.; Haushaltsarbeit aus haushaltsökonomischer Sicht. In: Strukturen privater Haushalte und Familien. Frankfurt 1994. S. 141-173.
17. Eine ökonomische Analyse des Sexualverhaltens
Anthropologen sagen, dass die sexuelle Orientierung von Menschen biologisch determiniert ist. Das tatsächliche Sexualverhalten wird jedoch durch die Möglichkeiten bestimmt, sexuelle Vorlieben auszuleben, d.h. Sexualität ist auch kulturell bedingt. Sexuelles Verhalten kann somit unter ökonomischen Aspekten analysiert werden.
So erscheint es zum Beispiel unter individuellen Nutzen-Kosten-Gesichtspunkten plausibel, dass in Ländern, in denen Jungfräulichkeit als eine wichtige Voraussetzung für eine Heirat angesehen wird, es tendenziell zu weniger vorehelichem Geschlechtsverkehr bzw. es eher zu „jungfräulichkeitsbewahrenden“ Sexpraktiken kommt. Unter demselben ökonomischen Kalkül lässt sich des Weiteren die Hypothese aufstellen, dass in Gemeinschaften, in denen der Zugang zu heterosexuellen Sex sehr kostenintensiv ist (z.B. in Gefängnissen), eher homosexuelles Verhalten stattfindet.
Der Möglichkeitsraum für sexuelles Verhalten bestimmt also das tatsächliche sexuelle Verhalten. Dieser Möglichkeitsraum kann einerseits durch soziale Normen (z.B. Stigmatisierung von bestimmten Sexpraktiken), andererseits auch durch die Zugangsmöglichkeit an Technologie (z.B. moderne Verhütungsmethoden) beeinflusst werden. Möglicherweise bedingen sich Technologie und Stigmatisierung gegenseitig. So könnte zum Beispiel die Verfügbarkeit über moderne Verhütungsmethoden zu einer Entstigmatisierung und damit zu einer Zunahme vorehelichen Geschlechtsverkehrs geführt haben. Ebenso könnte eine erleichterte Kontaktanbahnung über Internet-Plattformen die Umsetzung und die Akzeptanz von Sexpraktiken fördern, die eher von sexuellen Minoritäten bevorzugt werden (z.B. Swinger, BDSM).
Aus welchen Gründen entstehen Stigmatisierungen von Sexpraktiken, wie lösen sie sich auf? Welche Rolle spielen Stigmatisierungen und die Verfügbarkeit von Technologien für die Sexkultur?
Einführende Literatur:
D´Orlando, F.; Swinger Economics; Department of Economics; University of Cassino, Working Paper 1/2010.
Fernandez-Villaverde, J.; Greenwood, J.; Guner, N.; From shame to game in one hundred years: An economic model of the rise of premarital sex and its de-stigmatization. IZA Discussion Paper 4708, 2010.
Mariani, F., The Economic Value of Virtue; Journal of Economic Growth; 8/2012.
Mialon, H.M., The Economics of Faking Ecstasy. Economic Inquiry 50(1), January 2012, p. 277-285.
Posner, R., A.; Sex and Reason; Cambridge, Mass.; Harvard University Press 1992.
18. Eine ökonomische Analyse der Kinderproduktion und –erziehung.
Da man Kinder nicht kaufen kann, sind Kinder das einzige Konsumgut eines Haushaltes, welches selbst produziert werden muss. Welche ökonomischen Überlegungen entscheiden über die Menge an erzeugten Kindern? Was bestimmt deren Qualität (d.h. die Höhe der elterlichen Investitionen in das Humankapital von Kindern)?
Gibt es einen trade-off zwischen Quantität und Qualität von Kindern und wie wird dieser entschieden? Können die Lösungen dieses trade-offs auch geschlechtsspezifisch unterschiedlich sein? Wodurch werden diese geschlechtsspezifischen Unterschiede hervorgerufen und welche Konsequenzen sind mit ihnen verbunden?
Einführende Literatur:
Becker, G.S.; A Treatise on the Family. Cambridge. Havard University Press, 1994.
Echavarri, R.A.; The impact of sex-selective abortion technology on the evolution of post-natal gender-bias conventions. ECINEQ, Society for the Study of Economics Inequality. Working Paper 2007-78.
Hanushek, E.A.; The trade-off between child quantity and quality. Journal of political economy, Vol. 100/1992, p. 84-114.
Klasen, S.; Warum fehlen 100 Millionen Frauen auf der Welt? Eine ökonomische Analyse. Feminina oeconomica, München 2002. S. 181.-197.
Hufnagel, R.; Die Kosten von Kindern und die Kosten einer egalitären Partnerschaft. Vierteljahreshefte zur Wirtschaftsforschung, Berlin, Vol. 71/2002, S. 114-125.
Yinyoung, K.; Sex selection and fertility in a dynamic model of conception and abortion. Journal of Population Economics, Vol. 18/2005, p. 41-67. *
19. Der Markt für Leihmütter.
Viele Menschen können sich ein Leben ohne Kinder nicht vorstellen. Aber was ist, wenn sich aus medizinischen Gründen kein Nachwuchs einstellen kann und Adoption (d.h. die Aufnahme genetisch nicht verwandter Kinder) keine Alternative ist? Leihmutterschaft kann hier eine Lösung sein. Im Gegensatz zu anderen Ländern sind in Deutschland jedoch jegliche ärztliche Leistungen bei Leihmutterschaften genauso wie die Vermittlung von Leihmüttern strafrechtlich verboten. Wenn eine Person sich hingegen als Leihmutter anbietet oder eine Leihmutterschaft nachfragt, so ist dies erlaubt. Wie funktioniert unter diesen Bedingungen dann der Markt für Leihmütter? Welche Vor- und Nachteile sind mit diesen Regelungen verbunden und wer profitiert davon? Welche Marktergebnisse wären bei alternativen Regelungen – wie sie z. T. im Ausland existieren - zu erwarten?
20. Motive für die Pflege älterer Angehöriger als Ursache strategischer Transferzahlungen.
Welche Motive haben Kinder, sich um ihre (alten) Eltern zu kümmern? Wie können Eltern das Verhalten ihrer Kinder dahingehend strategisch beeinflussen?
Einführende Literatur:
Cox, D.; Stark, O.; On the demand for grandchildren: tied transfers and the demonstration effect, in: Journal of Public Economics 89 (9-10) 2005, S. 1665-1697.
Bernheim, B.D.; Shleifer, A.; Summers, L.H.; The Strategic Bequest Motive, in: Journal of Political Economy 93, 1985, S. 1045-1076.
Becker, G.S.; A Theory of Social Interactions, in: Journal of Political Economy 84, 1974, S. 1063-1094.
Lundberg, S.; Romich, J.; Tsank, K.P.; Decision-Making by Children, in: Review of Economics of tte Household, 7(1) 2009, S. 1-30.
Mitruut, A.; Wolff, F.C.; A Causal Test of the Demonstration Effect Theory, in: Economic Letters 103 (1), 2009, S. 52-54.
21. Harry verlässt Sally. Eine ökonomische Analyse der Scheidung.
Wenn neue Informationen über die relative Qualität des Partners wahrgenommen werden, dann können sich Paare trennen. Eine Revision der ursprünglich getroffenen Partnerentscheidung ist aber nicht nur mit dem Verlust an ehespezifischem Kapital, sondern auch mit erheblichen Transaktionskosten verbunden, welche die Realisierung von Scheidungsgewinnen verhindern. Wodurch werden diese Transaktionskosten verursacht und wie verändern sich diese im Laufe der Paarbeziehung? Welche Einfluss haben unterschiedliche Scheidungsgesetze auf Scheidungen und auf die Verteilung von Scheidungsgewinnen? Welchen Einfluss haben unterschiedliche Scheidungsgesetze auf das (Wieder-)Heiratsverhalten?
Einführende Literatur:
Balestrino, A.; Ciardi, C.; Miammini, C.; On the causes and consequences of divorce. CESifo working paper 2347, München, 2008.
Bougheas, S.; Georgellis, Y.; The Effect of Divorce Cost of Marriage Formation and Dissolution. Journal of Population Economics, August 1999, p. 489 - 498.
Fella, G.; Manzini, P.; Mariotto, M.; Does Divorce Law Matter? Journal of the European Association, June 2004, p. 607-633.
Koch, A.; Ökonomische Analyse des Scheidungsverhaltens in Deutschland. Aachen 1994.
Lehrer, E.L.; The economics of divorce, in: Marriage and the economy: theory and evidence from advanced industrial societies. Cambridge, Havard university press 2003, p. 55-74.
22. Eine ökonomische Analyse der Prostitution.
Nach Schätzungen des statistischen Bundesamtes aus dem Jahr 2013 verdienen in Deutschland rund 400.000 Menschen ihr Geld in der Prostitution und erzielen damit eine Bruttowertschöpfung von 7,3 Mrd. Euro. Im Vergleich zum gesamten Sektor der Land-, Forstwirtschaft und Fischerei, der mit 645.000 Erwerbstätigen und rund 19,6 Mrd. Euro Bruttowertschöpfung zum Bruttoinlandsprodukt beiträgt, stellt das Prostitutionsgewerbe damit zwar ein kleiner, aber nicht unbedeutender und weitgehend unerforschter Wirtschaftszweig dar.
Die Preise für sexuelle Dienstleistungen werden durch Angebot und Nachfrage bestimmt. Für die Marktergebnisse ist die Marktform entscheidend. Welche Segmente der Prostitution lassen sich unterscheiden? Wie erklärt sich das Angebot und die Nachfrage nach Prostitutionsdienstleistungen in diesen Segmenten? Wodurch werden interpersonelle sexuelle Aktivitäten vom Nicht-Markt-Bereich (Ehe, langfristig angelegte Partnerschaften, Kurzzeit-Beziehungen) in den Markt-Bereich (Prostitution) verlagert und umgekehrt?
Üblicherweise bedürfen Märkte für die Maximierung der gesellschaftlichen Wohlfahrt institutionelle Rahmenbedingungen. Regulierungen von Märkten sind dann gerechtfertigt, wenn Marktversagen vorliegt. Worin besteht Marktversagen auf dem Markt für Prostitutionsdienstleistungen? Tragen die Regulierungen des Prostitutionsgesetz (ProstG) dazu bei, das Marktversagen effizient zu lösen? Wer wird durch diese Regulierungen gegenüber einem unregulierten Zustand besser gestellt, wer schlechter? Welche Verteilungspositionen würden sich ergeben, wenn Prostitution verboten wäre?
Einführende Literatur:
Albert, R.G.; Fernandez, G.; Franco, Y.G.; Regulating Prostitution – A Comparative Law and Economics Approach, FEDEA-Working Paper 2007-30.
Edlund, L; Korn, E.; A Theory of Prostitution; Journal of Political Economy; Vol. 110 (1); S. 181 – 214, 2002
Della Giusta, M.; Di Tommaso, M.L.; Strom, S.; Who is Watching? The Market for Prostitution Services; Journal of Population Economics; 22; S. 501-516, 2009.
Kavemann, B.; Das Prostitutionsgesetz: aktuelle Forschungsergebnisse, Umsetzung und Weiterentwicklung. Opladen 2009.
Munro, V.E.; Della Giusta, M.; Demanding Sex. Critical Reflections on the Regulation of Prostitution, Ashgate 2008.
Reichel, R.; Topper; K.; Prostitution: der verkannte Wirtschaftsfaktor: Aufklärung und Kritik, 2/2003.
Reynolds, H.; Economics of Prostitution; Springfield 1987.
23. Fake News
Fake News sind "vorgetäuschte Nachrichten oder bewußte Falschmeldungen, deren Verursacher entweder über Werbeeinnahmen Geld verdienen oder die öffentliche Meinung manipulieren wollen. Verbreitet werden Fake News oftmals über soziale Medien, welche von Journalisten wiederum als Nachrichtenquelle benutzt werden. Wie erklärt sich der "Erfolg" von Fake News aus ökonomischer Sicht und warum können sich diese gegenüber seriösen Nachrichten durchsetzen? Welche wirtschaftlichen und politischen Auswirkungen sind mit Fake News verbunden? Soll der Staat hier regulierend eingreifen und wenn ja, wie kann er das tun und welche Konsequenzen sind damit verbunden?
24. Irrationale Demokratie
Ein Hauptargument für demokratische Systeme ist, dass durch sie die Interesse der Wähler in der politischen Willensbildung abgebildet werden. Dieses Argument scheint aber durch tatsächliches Wahlverhalten widerlegt zu werden: Warum votierten viele Wähler für den Brexit, obwohl dadurch nachweislich Arbeitsplätze gefährdet und das Wirtschaftswachstum geschwächt wird? Warum ist Donald Trump gerade bei weniger gut verdienenden Schichten in den USA so beliebt, obwohl seine Politik eher gegen deren wirtschaftliche Interessen gerichtet ist? Wie kann dies vor dem Hintergrund ökonomischer Überlegungen erklärt werden? Welche Schlussfolgerungen sind daraus für die Konstitution des politischen System zu ziehen?
25. Ist das Kunst oder kann das weg?
Kunstexperten sagen, Jackson Pollock (geb. 1912, gest. 1956) ist einer der bedeutendsten abstrakten Expressionisten. Er schuf seine Bilder, in dem er Farbe auf die am Boden liegende Leinwand tropfen ließ, diese verschüttete, versprengte und verspachtelte. Sein so entstandenes Bild No. 5 gilt heute als eines der teuersten Bilder der Welt. Es wechselte im Jahr 2006 für 140 Millionen Dollar den Besitzer. Ein gleichfalls abstraktes Bild des Autors dieser Zeilen - mit den gleichen Materialien und in der gleichen Technik angefertigt - würde vermutlich als Sondermüll gelten. Was macht also ein Werk zu einem Kunstwerk für das so viel bezahlt wird? Offensichtlich ist es nicht die materielle Qualität, die ein Gegenstand zum Kunstwerk erhebt, sondern die immaterielle oder intrinsische Qualität, welche dem Künstler als Schöpfer eines Kunstwerkes zugeschrieben wird und somit nur seinen Unikaten einen besonderen Wert verleihen. Da sich diese immaterielle oder intrinsische Qualität jedoch objektiv messbaren Kriterien entzieht, muss sie anders sichtbar gemacht werden: nämlich über die Art und Weise, wie über Kunstwerke bzw. Künstler gesprochen und geschrieben wird.
Kunstwerke sind also Reputationsgüter oder Vertrauensgüter schlechthin. Wie entsteht Reputation auf Kunstmärkten und welche Akteure sind daran in welcher Weise beteiligt? Warum fragen Menschen überhaupt Kunstwerke nach? Welche Bedürfnisse werden dabei befriedigt? Warum soll der Staat Steuergelder für die Produktion, den Kauf, die Erhaltung oder die Ausstellung von Kunstwerken verwenden? Warum unterstützt er Künstler und wie kann entschieden werden, wer unterstützt werden soll?