Lösungen für das „Kälberproblem“

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Zum letzten Dialogforum im Rahmen des WertKalb-Projektes trafen sich die Teilnehmenden in historischem Ambiente an der Uni Hohenheim.

Zum letzten Dialogforum im Rahmen des WertKalb-Projektes trafen sich die Teilnehmenden in historischem Ambiente an der Uni Hohenheim.

Im dritten und letzten Dialogforum des WertKalb-Projektes (Auf den Punkt berichtete) fand die Synthese vorhergehender Ergebnisse und die Diskussion vorgefertigter Lösungsansätze statt. Eingeladen waren hierzu neben MdL Martina Braun und der Landestierschutzbeauftragten Dr. Julia Stubenbord Angehörige von Verbänden, Erzeugergemeinschaften, Forschung und der Bio-Musterregionen. Ein Ergebnis: Es gibt bereits einige Möglichkeiten zur Lösung der Kälberproblematik.

Zu Beginn der Diskussionsrunde zeigte Prof. Jörg Luy vom Forschungsinstitut INSTET die zentralen Zielkonflikte des Kälberproblems auf. Zu diesen zählt einerseits das Dilemma der Landwirt:innen, die die Kälber in der biologischen Wertschöpfungskette halten möchten, deren Aufzucht aber teuer ist und häufig nicht kostendeckend umgesetzt werden kann. Andererseits führt die Umsetzung von Maßnahmen zur Verbesserung der Situation der Kälber zu einem Anstieg an Fleischmengen auf dem Markt, was wiederum den Preisverfall derselben begünstigt. Darüber hinaus ist die Biobranche gezwungen, auf das Kälberproblem zu reagieren, da dieses die Wahrnehmung des Biosiegels als seriöses Tierschutzlabel gefährden könnte.

Um die Zielkonflikte lösen zu können, stehen unterschiedliche Lösungsansätze zur Verfügung. Hierzu zählen einerseits die Strategie der geringeren Fleischproduktion zur Entspannung des Biokälberfleischmarktes. Eine zweite Strategie zielt auf die Reduktion der Kälberzahl insgesamt ab, indem die verlängerte Laktation zur Anwendung kommt. An dritter Stelle steht die Kombination der verlängerten Laktation mit Hochleistungsmilchrassen, so z.B. die Besamung von Kühen, die nicht zur Nachzucht verwendet werden, mit Fleischrassen. Grundsätzlich wurden alle Strategien als umsetzbar bewertet und können zur Lösung des Kälberproblems beitragen, sie lassen sich aber unterschiedlich gut etablieren.

Im zweiten Teil des Dialogforums folgte die Ableitung von Handlungsempfehlungen zur Umsetzung der Strategien. Diese reichten von einer grundsätzlichen Überarbeitung des „Systems“ über die Ausbildung von Landwirt:innen bis zu den Verarbeiter:innen, die z.B. den Qualitätsaspekt des Fleisches mehr berücksichtigen sollten. Die Politik sei angehalten, sinnvolle und für Landwirt:innen einhaltbare Rahmenbedingungen zu setzten, die zielführend sind und zugleich Spielraum für betriebsindividuelle Gegebenheiten lassen. Mit Blick auf die Wirtschaftlichkeit der Milchproduktion seien aber auch die Verbände in der Pflicht, Informationen rund um das Thema verlängerte Laktation zu erheben und bereitzustellen. Weitere Vorschläge waren, eine Prämie für Mäster, die Kälber aus der Milchviehhaltung aufnehmen, einzuführen. Zudem müssten die Preise für konventionelles Fleisch durch einen Aufschlag an die des Biofleisches angenähert werden. Um das Kalb „im Ländle“ zu halten, sei außerdem die Kooperation zwischen Landwirt:innen, Beratung und Biomusterregionen gefordert, um gemeinsame Schnittstellen zu schaffen.

Ein Fazit der Dialogforen-Reihe: Es stehen bereits einige Möglichkeiten zur Lösung der Kälberproblematik zur Verfügung. Es kann jedoch nicht eine Strategie für alle Betriebe geben, sondern jeder Betrieb muss eine für sich passende Strategie aus den vorgeschlagenen und eigenen, ergänzenden Maßnahmen entwickeln. Nichtsdestotrotz ist die Lösung des Problems mit Aufwand und Kosten für die Landwirt:innen, aber auch für die gesamte Volkswirtschaft verbunden, da für eine realistische und regionale Wertschöpfung der Kälber die Kälberpreise wieder steigen müssten, um etwa die Aufzuchtkosten decken zu können. Zudem ist es erforderlich, dass alle Partner:innen der Wertschöpfungskette miteinander kooperieren, um für die Kälber auch einen entsprechenden Absatzmarkt zu schaffen. Hierfür hat das WertKalb-Projekt durch die Dialogforen bereits einen guten Grundstein gelegt, der weiter genutzt und ausgebaut werden sollte. Die Ergebnisse werden in einem Strategiepapier zusammengefasst und an Interessierte ausgehändigt. Das Projekt läuft noch bis Juni 2023.

Weitere Infos bei: Roxanne Geier

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