Klimawandel – Relevanz für die Pflanzenproduktion in Baden-Württemberg: Mitwirkung der HfWU an Fachtagung des Arbeitskreises für konservierende Bodenbearbeitung und Direktsaat

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Abwurfprobe ©: S. Pilz

Frau Prof. Müller-Lindenlauf

Am 16.01.2020 diskutierten Repräsentanten aus Wissenschaft, Politik und Praxis im Euroforum der Universität Hohenheim Klimaschutz- und Klimaanpassungsstrategien für die Landwirtschaft in Baden-Württemberg mit dem Schwerpunkt Bodenbearbeitung und Ackerbau. Den Referenten gelang es, den Zuhörern ein umfassendes Bild über die Bedeutung des Klimawandels für die regionale Landwirtschaft in Baden-Württemberg zu vermitteln. Einen wichtigen Beitrag dazu lieferten auch zwei Professorinnen der HfWU: Frau Prof. Dr. Carola Pekrun (Pflanzenbau) als Leiterin des Arbeitskreises und Frau Prof. Dr. Maria Müller-Lindenlauf (Agrarökologie) als Referentin.

Zu Beginn der Veranstaltung erläuterte Prof. Dr. Thilo Streck (Universität Hohenheim) die zu erwartenden Klimaveränderungen in Baden-Württemberg und ging dabei auch auf die Unsicherheiten und technischen Herausforderungen der Modellierung ein. Im Ergebnis ist gemäß den Ausführung von Herrn Streck in Zukunft mit mehr Hitze- und weniger Frosttagen zu rechnen. Die Niederschläge werden im Sommer weniger werden und im Winter zunehmen. Je nach Szenario werden die Auswirkungen auf das Klima mehr oder minder stark ausfallen.

Im Anschluss erläuterte PD Dr. Kurt Möller (LTZ) notwendige Anpassungsmaßnahmen der Landwirtschaft an den Klimawandel: Er wies darauf hin, dass es schwierig ist, Humus aufzubauen.

Prof. Dr. Maria Müller-Lindenlauf von der HfWU versuchte in einem sehr interessanten Beitrag die Frage zu beantworten, ob eine klimaneutrale Landwirtschaft möglich sei. Die Landwirtschaft habe einen Anteil von 15% an den Treibhausgasen aus Deutschland. Werden die Ausgasungen aus der organischen Bodensubstanz betrachtet, so stammten 96% dieser Treibhausgase aus organischen Böden, also aus entwässerten Moorböden, obwohl diese nur 7% der landwirtschaftlich bewirtschafteten Fläche in Deutschland ausmachten. Die Extensivierung dieser Flächen wäre daher für den Klimaschutz viel effektiver als der Humusaufbau auf mineralischen Böden. Eine weitere wichtige Quelle von Emissionen aus der pflanzlichen Produktion ist die Stickstoffdüngung. Emissionen aus der Bereitstellung von mineralischem Stickstoffdünger sowie Lachgasemissionen durch die Stickstoffumsetzung im Boden sind für mehr als 85 % der Emissionen einer typischen Brotweizenproduktion ursächlich.

Über den Zwischenfruchtanbau sei es möglich jährlich ca. 320 kg C/ha festzulegen. Wesentlich höhere Mengen könnten über Kompostdüngung festgelegt werden – allerdings wäre für eine flächendeckende Kompostdüngung in Deutschland viel zu wenig Material vorhanden. Der Bedarf läge bei jährlich über 200 Mio t Kompost bei einer tatsächlich verfügbaren Menge von aktuell 4,4 Mio t. Stellte man die Leistung der C-Festlegung durch die Landwirtschaft den Emissionen durch die Landwirtschaft gegenüber, so ergab sich ein für das Beispiel Brotweizen ein etwa doppelt so hoher Ausstoß im Vergleich zur CO2-Festlegung. Um klimaneutral zu werden, müsste die Landwirtschaft die Viehbestände deutlich reduzieren (20-40%), auf die Bewirtschaftung von Moorböden verzichten und die N-Effizienz verbessern. Die Emissionen aus Gülle müssten um 80% gesenkt werden. Kohlenstoff müsste über reduzierte Bodenbearbeitung, Zwischenfruchtanbau und Kompostdüngung im Boden angereichert werden.

Der Nachmittag wurde von Hans Gerhard Gnauer, Dr. Holger Brück und Dr. Tobias Meinel unter der Moderation von Klaus Kepler, Landwirt und Leiter des Arbeitskreises Konservierende Bodenbearbeitung und Direktsaat Baden-Württemberg gestaltet. Gnauer, Betriebsleiter eines Betriebes in Österreich, erläuterte wie er bei 520 mm Niederschlägen pro Jahr Wasser durch Zwischenfruchtanbau spart. Dr. Holger Brück von Yara zeigte den Zusammenhang von Wasserverbrauch und Düngung. Dr. Meinel, Generaldirektor der TOO Amazone in der Republik Kasachstan gab einen Einblick in die Bewirtschaftung einer ehemaligen Kolchose in Kasachstan. Winderosion stellt dort ein Problem dar. Er zeigte das Einsparpotenzial bei sensorgesteuerter Pflanzenschutzmittelapplikation durch die Größendegression auf dem 7000 ha-Betrieb.

Das vollständige Programm sowie die Vortragsfolien der Referenten können in Kürze über folgenden Link abgerufen werden:

https://www.gkb-ev.de/event/16-01-2020-tagung-in-hohenheim/

Veranstalter:

  • Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen
  • Landwirtschaftliches Technologiezentrum Augustenberg
  • Universität Hohenheim
  • Gesellschaft für konservierende Bodenbearbeitung und deren Arbeitskreis Konservierende Bodenbearbeitung und Direktsaat Baden-Württemberg

 

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