Mitstudieren und mitsingen

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Praktiziertes Chorwesen: Jutta Raab Hansen dirigiert die Studium-generale-Besucher.

- Studium generale Hochschule für Wirtschaft und Umwelt (HfWU), Vortrag Chorwesen in Deutschland, 16.10. Nürtingen -

NÜRTINGEN. (hfwu) Aktiv und informativ nahm das Studium generale an der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt (HfWU) in Nürtingen seinen Auftakt. Thema der ersten Veranstaltung war das Chorwesen.

Aufstehen und mitmachen hieß es gleich zum Auftakt des Studium generale an der HfWU. Schließlich ging es am ersten Abend der öffentlichen Vorlesungsreihe um das Chorwesen. Und wie könnte man dieses Thema besser angehen als mit einem gemeinsamen Lied? Mit geübtem Händchen dirigierte die Musikhistorikerin Jutta Raab Hansen die rund 30 Gäste durch einen Kanon. „Sie könnten hier alle als Chor durchgehen“, stellte Raab Hansen zufrieden fest. Denn trotz der fehlenden Proben ließ sich das Ergebnis durchaus hören.

Das lag zum einen an der erprobten Chorleiterin, aber auch an den Gästen. Denn die öffentliche Veranstaltung zog neben Studierenden auch Musikschaffende aus der Region an. So befanden sich Mitglieder von Chören aus Nürtingen, Esslingen und Kirchheim im Publikum. Mit ihrer Leidenschaft für das gemeinsame Singen sind die Anwesenden nicht alleine in Deutschland. Chöre haben hier Tradition. Auf der deutschen Liste der Vorschläge zum immateriellen Weltkulturerbe der UNESCO steht das Chorwesen auf Platz zwei – nur einen Rang hinter der deutschen Brotkultur.

Das Chorwesen ist seit dem 18ten Jahrhundert ein wichtiger Bestandteil der hiesigen Kultur, so Raab Hansen in ihrem Vortrag. „Damals haben Männerchöre überwogen“, erklärt die Musikhistorikerin. „Man traf sich in der Nachbarschaft und sang gemeinsam.“ Heute laufe das anders. Der klassische Chorverein mit lebenslanger Mitgliedschaft drohe auszusterben. Stattdessen seien kurzfristige Projektchöre und Veranstaltungen mit mehreren tausend Singenden und Eventcharakter im Kommen. Ein Trend, der die meisten Anwesenden zum Handeln bewegt. Denn noch gibt es in der Region klassische Chöre, die es durch Nachwuchsförderung zu erhalten gelte. Da waren sich die Anwesenden am Ende des Vortrags einig und diskutierten angeregt.

Auch für Raab Hansen ist das Soziale ein wichtiger Schwerpunkt, wenn sie sich mit Chören auseinandersetzt. Für die Wissenschaftlerin ist der Chor Abbild einer idealen Gesellschaft, in der wir uns zurücklehnen und doch mitwirken können. „Chor heißt offene Gefühle und Zuwendung zueinander“, stellte Raab Hansen fest, die neben ihrer wissenschaftlichen Tätigkeit als Musiktherapeutin mit depressiven Patienten singt.

Zum Abschluss des Vortrags zeigte die Referentin kurze Videos von Chören aus Hamburg. Am Beispiel der bunten Hafenstadt strotzt die Vielfalt des deutschen Chorwesens: Ob Jazz- oder Pop-, Mundart-, Kinder oder Kirchenchor. Ob hoch professionell oder einfach nur zum Spaß: Singen bringt die Menschen zusammen, auch im Hörsaal. Und so wurde die Veranstaltung am Montag ein fröhlicher und gelungener Einstieg für das Studium generale.

Unter dem Titel „UNESCO-Welterbe – die Herausforderungen des Bewahrens“ sind im Rahmen der öffentlichen Reihe drei weitere Vorträge geplant. Neben dem Chorwesen geht es um das Kulturerbe als globale Ressource und als touristische Attraktion. Konkret am Beispiel der Unesco Geoparks wird das Spannungsfeld zwischen Tourismus und Naturschutz verdeutlicht. Detaillierte Informationen und das komplette Studium generale-Programm der HfWU finden sich unter www.hfwu.de/studium-generale .

 

Laura Schlegel 16.10.2017

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