Lösungen statt Konflikte im Naturschutz – Umwelttag 2017

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HfWU-Professor Hans-Karl Hauffe wurde im Rahmen des Umwelttags in den Ruhestand verabschiedet. (Foto: HfWU/schlegel)

- Hochschule für Wirtschaft und Umwelt (HfWU), Umwelttag 2017 in Nürtingen -

Nürtingen. (hfwu) Was geschieht, wenn Umweltschutz und Interessen von Menschen miteinander im Konflikt stehen? Beim „Umwelttag 2017“ in Nürtingen warteten Experten mit ganz unterschiedlichen Lösungsvorschlägen zu dieser Problematik auf. Die Fachtagung wurde gemeinsam organisiert von der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt (HfWU), der Hochschule für Technik Stuttgart, sowie den Hochschulen Esslingen und Reutlingen. Masterstudierende erhielten Auszeichnungen für außerordentliche Abschlussarbeiten.

Feinstaub ist derzeit ein wichtiges Thema im gesamten Stuttgarter Raum. Darüber herrscht Einigkeit bei Bevölkerung, Politik und Medien. Umso wichtiger, dass sich auch Nachwuchswissenschaftler intensiv mit Feinstaub und dessen Messung auseinandersetzen. Eben das hat Max Blon vom HfWU-Masterstudiengang Umweltschutz in seiner Abschlussarbeit getan. Er wertete Daten des Citizen Science Projekts luftdaten.info aus, bei dem jeder Bürger auf dem eigenen Balkon eine Feinstaubmessung vornehmen kann. Diese Daten verglich Blon mit den offiziellen Messstationen und kam zu dem Schluss, dass die Trends übereinstimmen. „Allerdings sind die Geräte in der Regel nicht ausreichend gut kalibriert, sodass die absoluten Zahlen nicht stimmen.“ Steigungen und Abfälle seien aber durchaus korrekt.

Für seine Untersuchung erhielt Blon beim Umwelttag 2017 an der HfWU den Umweltpreis. Ebenso wurden seine Kommilitonin Johanna Lindner für ihre Masterarbeit mit dem Titel „Auswirkung der stückzahlseitigen Hochskalierung diverser Ladesysteme der Elektromobilität auf die Stromversorgung“ und Marvin Ruopp mit seiner Untersuchung „Entwicklung und Umsetzung eines Explosionsschutzkonzepts gemäß rechtlichen Anordnungen“ geehrt. Der Preis wurde von der HfWU und dem InformationsZentrum Beton GmbH vergeben.

Der Umwelttag 2017 stand unter dem Thema „Nutzungskonflikte im Naturschutz – Herausforderungen und Lösungen dargestellt an aktuellen Beispielen“. Prof. Dr. Mirijam Gaertner, die Studiengangleiterin des Masterstudiengangs Umweltschutz in der Fakultät Landschaftsarchitektur, Umwelt und Stadtplanung (FLUS) an der HfWU, freute sich über den vorwärtsgewandten Blick, den die Referentinnen und Referenten zu dem Thema gaben: „Ich bin positiv überrascht, dass wir das Thema nicht so negativ diskutieren. Viel eher haben die Vortragenden produktive Vorschläge in den Vordergrund gestellt.“ Den Auftakt der Vortragsreihe machte Ulrike Möck vom Regierungspräsidium Stuttgart. Als Schnittstelle zwischen Gesetzgeber und ausführenden Institutionen konnte sie einen interessanten Einblick in ihre Arbeit gewähren, die stark durch Nutzungskonflikte bestimmt ist. Ihr Vortrag trug den Titel „Naturmanagement in Baden-Württemberg“.

Zum Schluss hatte die Biologin noch einen Ratschlag: „Liebe Studierende, geht auf die Knie und schaut euch das Gras an. Wir brauchen Expertinnen und Experten mit Artenkenntnis.“ HfWU-Professor Dr. Michael Roth setzte seinen Schwerpunkt bei der Frage nach der Einbeziehung der Bürgerinnen und Bürger bei der Aufstellung von Windrädern. „Seit im Mittelalter Wälder abgeholzt wurden, prägt Energie und Energiegewinnung das Landschaftsbild“, betonte er. Weiter berichtete Roth von einem europaweiten wissenschaftlichen Projekt, an dem er beteiligt ist, mit dem Synergien gesucht werden. So könne etwa ein Windpark für eine sterbende ländliche Region große Vorteile bringen. Sein Vortrag hieß „Energiewende und Landschaftsschutz“.

Als Dritte sprach Dr. Sandra Röck von der Fortbildungsgesellschaft Gewässerentwicklung (WBW) zu naturschonender Gewässerunterhaltung. Ihr Blick galt der Praxis. Sie und ihre Kolleginnen und Kollegen haben Leitfäden entwickelt, die Menschen vor Ort an die Hand gegeben werden können. Auf diese Weise sollte sichergestellt werden, dass nur dann in die Natur am Flussbett eingegriffen wird, wenn dies notwendig ist und der Artenschutz gewährleistet ist. Prof. Dr. Peter Baumann von der Hochschule für Technik hielt den abschließenden Vortrag zum Thema. Er mahnte vor allem dazu, sachverständige Dialoge zu Nutzungskonflikten zu führen, statt erzwungene abwechselnde Monologe über die Presse. Hierzu führte er Beispiele aus der Region an. Auch er sprach zum Komplex Wasser, genauer gesagt zur „Akzeptanz von Maßnahmen zum Gewässer- und Hochwasserschutz“.

Im Rahmen der Tagung in den Ruhestand verabschiedet wurde Gaertners Vorgänger Prof. Dr. Hans-Karl Hauffe, der bisherige Studiengangsleiter des Masterstudiengangs Umweltschutz. In einer teils amüsanten, teils wehmütigen Rede würdigte Prof. Dr. Wolfgang Honnen von der Hochschule Reutlingen die Arbeit seines Kollegen. Hauffes Werdegang hatte den Siegener über Stuttgart und so weit entfernte Orte wie Ghana schließlich 2002 an die HfWU geführt. Sowohl als Wissenschaftler als auch als Lehrender habe sich Hauffe stets hervorgetan, so Honnen. So werde Hauffe nicht nur als Fachbuchautor fehlen, er habe sich auch „für die Belange der Studierenden eingesetzt und Exkursionen akribisch vorbereitet“. Honnen dankte für Kollegialität und Hauffes guten Geist. Der scheidende Professor bedankte sich für die freundlichen Worte.

Laura Schlegel, 3.12.2017

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