Aber warum ist Naturschutz im Ackerbau überhaupt relevant? Sind Wacholderheiden für den Naturschutz nicht viel spannender? Die Landwirtin mag bei einem solchen Forschungsprojekt vielleicht zunächst denken: Es gibt doch Schutzgebiete! Der Grund liegt in der schieren Menge an Ackerfläche in Deutschland, wie Gayer erklärte. So sind 51,6 % der Fläche Deutschlands landwirtschaftliche Nutzfläche und 33% Ackerfläche, es gibt mehr Ackerfläche als Wald in Deutschland! Allerdings gibt es in der Agrarlandschaft auch den stärksten Artenschwund. Die Intensivierung der Landwirtschaft hat daneben durch eine vermehrte Düngung zu einem Verlust an bedeutsamen Ökosystemdienstleistungen geführt. Zu diesen zählt der Fachmann Gayer Vögel, die Kräuter fressen sowie Käfer, die Schädlinge vertilgen. Es lässt sich zeigen, so Gayer, dass viele Arten zur Schädlingskontrolle beitragen. Neben diesen ökologischen Gründen für die Wahl des Themas gibt es auch einen ökonomischen: 40% des EU-Haushalts fließt in den Agrarsektor und insgesamt 6,3 Mrd. € pro Jahr fließen in sogenannte Agrarumweltmaßnahmen. Da stellt sich schnell die Frage, was diese ökologisch erreichen können. Als Untersuchungsgebiet wählte das Team von Gayer die Schwäbische Alb. Hier wurden extra angelegte Blühflächen in Kombination mit konventioneller Landwirtschaft untersucht. Neben diesem modern intensiven sogenannten „land sparing“ wurde der traditionell extensive Ökolandbau („land sharing“) untersucht. Als Feldfrüchte wurden hier der Winterdinkel und die („Öko“-)Linse ausgewählt. Zu den konkreten Forschungsfragen zählen:
- Bereichern Blühflächen den konventionellen Landbau?
- Bereichern Linsen den Ökolandbau?
- Können Blühflächen negative Effekte des intensiven Landbaus kompensieren?
Hierzu untersuchte das Team 24 Äcker, wobei 6 Stichproben pro Jahr genommen wurden. Vergleiche, die dann statisch abgesichert angestellt wurden waren die zwischen Getreide und Blühfläche, zwischen konventionell und ökologisch sowie zwischen Rand- und Mitte eines Ackerschlags. Erfasst wurden dabei Vögel, Pflanzen, Insekten und (wenige) Feldhasen.
Insgesamt hat die Frage der Doktorarbeit eine hohe Relevanz, da es notwendig ist, die Ernährung einer zunehmenden Anzahl von Menschen mit Artenschutz in Einklang zu bringen.