"Viele Wege führen zu einer guten Lehre. Einer davon ist die kompetenzorientierte Gestaltung von Studiengängen.
Die Kompetenzbegriffe der bildungswissenschaftlichen Forschung berücksichtigen nur teilweise die Besonderheiten der akademischen Bildung. Deshalb erscheint es geboten, ein akademisch orientiertes Verständnis zur Kompetenzorientierung in der Lehre zu entwickeln. Dieses kann sich nach dem von Prof. Dr. Niclas Schaper, Arbeits- und Organisationspsychologe an der Universität Paderborn, für das Projekt nexus erstellten Fachgutachten auf folgende Kernaspekte beziehen:
- Kompetenz als Befähigung, in bestimmten Anforderungsbereichen angemessen, verantwortlich und erfolgreich zu handeln;
- Charakterisierung der Anforderungsbereiche akademischen Handelns durch Komplexität, Neuartigkeit bzw. Unbestimmtheit und hohe Ansprüche an die Lösungsqualität;
- Kompetenz als Befähigung zu einem Handeln, das jeweils zu integrierende Bündel von komplexem Wissen, Fertigkeiten, Fähigkeiten, motivationalen Orientierungen und (Wert-)Haltungen beinhaltet;
- Auszeichnung der akademische Kompetenzen durch spezifische Befähigungen zur Anwendung wissenschaftlicher Konzepte auf komplexe Anforderungskontexte, zur wissenschaftlichen Analyse und Reflexion, zur anschlussfähigen Kommunikation von wissenschaftlichen Wissensbeständen, -konzepten und -methoden sowie zur Selbstregulation und Reflexion des eigenen problemlösungs- und erkenntnisgeleiteten Handelns.
Um mit einem passenden Kompetenzbegriff zu arbeiten, ist das hier vorgestellte Verständnis von den einzelnen Hochschulen, Fächern oder Studiengängen je nach Profil und Ausrichtung weiter zu konkretisieren. Die Verankerung der Kompetenzorientierung als Konzept in Studium und Lehre ist ein Perspektivenwechsel, der auch künftig verfolgt wird. Entsprechende Ansätze werden bereits heute in zahlreichen Programmen und Projekten zur Verbesserung der Qualität der Lehre gefördert, so zum Beispiel im Rahmen des Qualitätspakts Lehre, und von lehr-/lern theoretischen sowie didaktischen Forschungen flankiert.
Kompetenzorientierte Gestaltung von Studium und Lehre
Bei einer kompetenzorientierten Gestaltung von Studium und Lehre geht es nach Schaper unter anderem darum, dass Studierende neben fachlich-wissenschaftlichen Kompetenzen auch solche Fähigkeiten entwickeln, mit denen sie die im Zuge des Hochschulstudiums erworbenen Kenntnisse in praktischen Einsatzfeldern anwenden, anpassen, reflektieren und weiterentwickeln können, sei es im Rahmen einer wissenschaftlichen Tätigkeit oder im Rahmen einer Berufstätigkeit außerhalb der Hochschule. Zudem kann ein kompetenzorientiertes Studium zur Förderung fachübergreifender Qualifikationen beitragen und daher auch berufspraktisch verwertbare Schlüsselkompetenzen fördern.
Hochschulbildung im Sinne der kompetenzorientierten Lehre unterstützt eine ganzheitliche Bildung und die Ausprägung von Fähigkeiten, die zur Bewältigung konkreter Anforderungen in vielen verschiedenen Lebensbereichen befähigen. Begünstigt wir dies durch ein verändertes Verständnis des Lehr-/Lernprozesses, das sich in der inhaltlichen Gestaltung und in der didaktisch-methodischen Ausrichtung des Studiums widerspiegelt. Lehre und Studium werden nicht nur von den jeweiligen fachwissenschaftlichen Inhalten, sondern von den bei den Studierenden anzustoßenden und zu begleitenden Bildungs- bzw. Entwicklungsprozessen her konzipiert."
Zervakis, P.A. (2012): Annäherung an ein akademisch oritentiertes Kompetenzverständnis. In: Hochschulrektorenkonferenz(Hrsg.) Nexus Impulse für die Praxis. Kompetenzorientierung im Studium. Ausgabe 1, November 2012. www.hrk-nexus.de